Schwarzer Skorpion - Thriller (German Edition)
Geld, sehr viel Geld sogar. Deshalb bin ich hierher gekommen, um ihn zu töten! Und du wirst mir dabei helfen!“, sagte sie und sprang schnell auf die Füße.
„Wir beide bringen David Stein zur Strecke! Wir beide sind wie Zwillinge. Das erkenne ich an deinen Augen. Auch du wirst von den Gespenstern der Vergangenheit heimgesucht und gejagt. Auch dich treibt der Hass immer weiter und weiter. Wir sind füreinander geschaffen. Wenn David Stein tot ist, dann erhalte ich mein Geld und du hast freie Bahn, um das zu tun, was du tun musst.“
Prüfend blickte er sie an und konnte keine Lüge in ihren Augen erkennen. Wahrscheinlich sprach sie die Wahrheit. Doch sie hatte einen Punkt vergessen: Seit er in der Schlucht gelegen hatte, vertraute der Skorpion keinem Menschen mehr. Deshalb beschloss er auch diesmal, auf Nummer sicher zu gehen und die Frau zu töten.
*
Leyla Khan betrachtete sich in dem großen Spiegel im Badezimmer seiner Wohnung. Ihr nackter Körper war erhitzt und um die Handgelenke hatte sie rote Striemen, die von den Schnüren kamen, mit denen sie der Skorpion an das Bett gefesselt hatte. Im ersten Augenblick hatte sie gedacht, sie wäre in eine Falle gelaufen, aber an dem erregten Atem des Skorpions erkannte sie, dass er nur Lust auf diese Spielchen hatte. Also war sie auf seine Befehle eingegangen und hatte sich willig zu seiner Sklavin gemacht. Aber sie hatte gespürt, dass er nicht als ganzer Mann anwesend war. Seine Haut fühlte sich merkwürdig kühl an und als er in sie eindrang, war es bloße Routine und nicht mehr. Sein Kopf war bei seinen Gespenstern der Vergangenheit.
Trotzdem war sie jetzt erfrischt wie nach einem kühlen Bad und ihr Puls beruhigte sich langsam. Sie hatte das Vertrauen des Skorpions gewonnen und bald war es so weit und sie konnte ihn in eine Falle locken. Es musste so aussehen, als hätte Stein den Skorpion zur Strecke gebracht. Dann würde er eine Million Dollar erhalten. Geld, das bald Leyla Khan gehören würde.
Als sie zurück in das Zimmer ging, lag der Skorpion im Bett und war bereits eingeschlafen. Sein Atem ging regelmäßig und jetzt wäre es für Leyla ein Leichtes gewesen, ihn zu töten. Aber sie musste nach ihrem Plan vorgehen und durfte nicht übereilt handeln. Deshalb schlüpfte sie unter die Bettdecke, legte sich auf den Bauch und schloss die Augen. Plötzlich begann ihr Herz wie rasend zu schlagen und eine unbegründete Angst drückte sie in die Kissen. Die Flashes des kleinen Mädchens auf dem Müllberg wurden immer heftiger und das weiße Haus am Meer verschwand immer weiter in der Ferne. Sie spürte, wie die Angst ihren Rücken nach oben krabbelte und bereits ihr Denken lähmte. Die Angst davor, eines Tages wieder in dem Flüchtlingslager im Libanon zu landen und sich von den Abfällen auf den Müllhalden von Beirut ernähren zu müssen. Die Angst davor, eine falsche Entscheidung getroffen zu haben. Das wollte Leyla auf keinen Fall mehr erleben. Um dieser Angst zu entrinnen, brauchte sie das Geld. Ihren Traum von einer Million Dollar wollte sie auf keinen Fall aufgeben.
Doch die Angst wollte diesmal nicht schwinden und das Krabbeln verstärkte sich. Hektisch schlug sie die Augen auf. Das Bett neben ihr war leer. Hinter sich hörte sie die Stimme des Skorpions.
„Auf deinem Rücken krabbeln zwei Skorpione. Wenn du dich rührst, werden sie dich stechen. Also musst du ruhig liegen bleiben. Doch irgendwann hältst du es nicht mehr aus und bewegst dich. Dann wirst du sterben, so wie ich gestorben bin, aber für dich wird es keine Erlösung geben.“
Er öffnete ihre Umhängtasche und warf alles wahllos auf den Boden. Dann griff er nach ihrem Handy und sah das Bild, das Leylas Informant geschickt hatte und das den Skorpion in dem Café des Barbès zeigte. Sie hörte das Handysignal und wusste, dass er das Foto gelöscht hatte.
„Niemand weiß, wie ich jetzt aussehe“, flüsterte er, um die Skorpione nicht zu erschrecken. „Und du wirst keine Gelegenheit mehr haben, es jemandem mitzuteilen.“
In Leylas Ohren rauschte das Blut und sie hörte die Worte des Skorpions nur noch wie durch einen Filter. Sie fühlte sich so ohnmächtig, war so voller Wut, dass sie wie eine Anfängerin in diese Falle getappt war. Am liebsten hätte sie laut aufgeschrien. Aber sie musste ruhig liegen bleiben, durfte den Kopf nicht bewegen und musste ihren Pulsschlag verlangsamen, um die Skorpione nicht wütend zu machen, die geschäftig über ihren Rücken
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