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Schwarzer Skorpion - Thriller (German Edition)

Schwarzer Skorpion - Thriller (German Edition)

Titel: Schwarzer Skorpion - Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B.C. Schiller
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verstehen, ob man wollte oder nicht.“
    „Ach so, ja“, antwortete Sonja zerstreut und goss sich gedankenverloren ein Glas Weißwein ein, trank es in einem Zug leer und füllte das nächste Glas.
    „Mein Freund ist Fotograf. Hat immer mit jungen Models zu tun“, sagte sie kurz angebunden, denn das Gespräch war ihr ein wenig peinlich.
    „Sie sind doch eine attraktive Frau“, meinte der Mann ganz nebenbei und Sonja lächelte. „Da brauchen Sie keine Angst zu haben!“
    „Aber er ist mehr als zehn Jahre jünger als ich“, antwortete sie resigniert und betrachtete den Mann unauffällig. Auch er war sehr jung, noch keine dreißig, hatte aber einen harten Zug um den Mund. Ähnlich wie David.
    „Ich heiße übrigens Erik Winter“, sagte der Mann und streckte ihr die Hand entgegen.
    „Sonja“, antwortete sie, „Sonja Hamsun.“
    „Schöner Name. Woher kommen Sie?“, fragte er ruhig und legte seine Hände auf die Tischplatte.
    „Aus Norwegen. Genauer aus Trondheim.“ Sonja spürte, dass sie rot wurde. Das Gespräch erinnerte sie an ein Verhör.
    „Und wie lange sind Sie schon hier in Artà?“
    „Seit fast drei Jahren. Ich habe die Tapasbar von dem Vorbesitzer gekauft. Der wollte zurück nach Deutschland“, antwortete Sonja, nahm einen großen Schluck Wein und zwirbelte ihre Zöpfe.
    „Muss ja eine schöne Stange Geld gekostet haben, das alles hier!“ Erik machte eine ausladende Handbewegung und grinste. Doch jetzt reichte es Sonja.
    „Hören Sie, Erik. Wenn das ein Verhör wird, dann ist es besser, Sie gehen!“ Sonja stand auf und trank ihr Glas hastig leer. Als sie es auf den Tisch zurückstellte, bemerkte sie, dass ihre Hand zitterte. Ihr Leben begann langsam zu bröckeln, das konnte sie ganz deutlich spüren.
    „Ich finde das bemerkenswert“, ließ sich Erik nicht aus der Ruhe bringen. „Wie gut Sie aussehen, wo Sie doch bereits seit drei Jahren tot sind.“

    Später hätte Sonja Hamsun nicht sagen können, wie sich alles Weitere abgespielt hatte. Sie hatte sich wieder hingesetzt und war einfach wie erstarrt auf ihrem Stuhl sitzen geblieben. Die Worte von Erik Winter waren an ihr abgeperlt wie flüssiges Quecksilber. Erik hatte sein Smartphone aus seiner Jeansjacke geholt und ihr einige Dokumente gezeigt, die sie natürlich auch kannte. Als sie ihr eigenes Gesicht auf der Titelseite einer norwegischen Tageszeitung entdeckte und die Headline „Mörderin mit Mädchengesicht“ las, begann sie hysterisch zu lachen. Acht Jahre wäre sie für einen Eifersuchtsmord im Gefängnis gesessen, wenn sie nicht abgetaucht wäre. In Artà wollte sie ein neues Leben mit dem Namen einer Toten beginnen, die ihr verblüffend ähnlich sah. Doch jetzt tauchte dieser Mann auf und zerstörte alles.
    „Was wollen Sie von mir?“, hatte sie gestammelt und Erik hatte ihr seinen Plan geschildert. Er hatte ihr erzählt, dass er in Wirklichkeit ein Kollege von David war. Kein Fotograf, nein, denn David arbeitete für den Geheimdienst. Seine Aufgabe war es, sie zu beschatten, denn in Berlin hatte man ein Telefonat aus Artà abgefangen, das von dem Handy einer libanesischen Profikillerin stammte, die Leyla Khan hieß und als Ruth Mayer in ihrem Lokal gearbeitet hatte. Sonja war darüber nicht weiter überrascht gewesen, denn das Leben hier war eine einzige große Lüge!
    Doch Erik hatte einen Plan entwickelt, bei dem er Sonja brauchte, und ihr keine Chance gelassen. Entweder sie half ihm oder er würde ihre wahre Identität auffliegen lassen. Er war genauso wie Ruth. Beide waren sie gierig nach Geld, als wären damit alle Probleme gelöst. Doch jetzt wusste sie wenigstens, was David in München zu tun hatte. Es ging um sein Honorar. Ein Honorar, das Erik gerne mit Sonja in Thailand ausgegeben hätte. Aber alles war nur Lüge. Auf seinem Smartphone hatte er ihr die Strandbar gezeigt, die er kaufen wollte. Sonja hatte zum Schein eingewilligt und Erik war plötzlich weg aus Artà. Niemand hatte ihn mehr gesehen. Sein Mountainbike wurde erst Wochen später in einer Schlucht gefunden. Er selbst blieb wie vom Erdboden verschluckt.

34. München – Bayerischer Hof
    Tag 7 – 2 Stunden vor dem Anschlag

    Die Einsatzbesprechung in einem der Sitzungszimmer verlief routinemäßig. Die Agenten des deutschen und amerikanischen Geheimdienstes hatten graue Gesichter und gerötete Augen, denn keiner von ihnen hatte in der Nacht geschlafen. Jedes Zimmer im Hotel war durchsucht worden, jede Besenkammer hatte man auf den Kopf gestellt

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