Schwarzer Skorpion - Thriller (German Edition)
Overall, den jemand vergessen hatte. Hastig schlüpfte Leyla in den Overall, der ihr viel zu groß war, schnappte sich einen Putzwagen mit Eimern und Wischmopp.
Vorsichtig öffnete sie die Tür zu den Toiletten und sah in ein großes Foyer. Dort herrschte Chaos. Eine blonde Frau lag blutend am Boden. Zwei Agenten standen mit gezogenen Pistolen vor ihr, einer redete hektisch in sein Headset. Ein Mädchen in einem Rollstuhl wurde gerade von zwei Männern im Laufschritt zu einem Aufzug geschoben. Auf der anderen Seite des Foyers sah sie David Stein mit einem großen Hund den Korridor entlanglaufen. Der Hund trug ein Brustgeschirr und auf dem Rücken ein U-förmiges Metallgestell zum Festhalten. Vor einem Fenster blieb Stein plötzlich stehen, schnappte sich einen Stuhl und schleuderte ihn durch die Fensterscheibe. Dann kniete er sich vor den Hund und begann dem Tier das Brustgeschirr aufzuschnallen.
Doch in diesem Augenblick trat ein Mann aus dem Schatten einer Nische, die sich neben der Lifttür befand. Er drehte Leyla den Rücken zu, doch an seinem Gang konnte sie sofort erkennen, dass es Henri Duprés, der Skorpion, war. Langsam wie ein Spaziergänger schlenderte er auf Stein zu, in der Hand hielt er einen dicken schwarzen Kugelschreiber, den er Stein entgegenstreckte. In einem der zahlreichen Wandspiegel konnte Leyla den Skorpion jetzt auch von vorn sehen, seine tief liegenden Augen waren dunkel und furchteinflößend und sie bemerkte auch, dass der Kugelschreiber, den er in der Hand hielt, eine Fernsteuerung war, auf der ein Countdown ablief, der soeben 1:05 Minuten anzeigte.
„Hallo, David Stein“, hörte Leyla die eisige Stimme von Henri Duprés. „Heute wirst auch du sterben.“
In diesem Augenblick machte der Hund einen nervösen Satz zur Seite und das halb geöffnete Geschirr schliff über den Boden. Duprés, der Skorpion, lachte höhnisch auf und schrie mit überkippender Stimme:
„Du hast verloren, David Stein! Du hast dieses Spiel verloren! Es kann nur einen Sieger geben!“ Der Skorpion lachte und lachte, schob dann den rechten Ärmel hoch und zeigte seinen vernarbten Unterarm. „In meinen Adern fließt schwarzes Blut! Ich bin unsterblich!“
Im Spiegel sah Leyla, dass der Countdown bereits bei 0:30 Minuten angelangt war. Sie zögerte keine Sekunde, sondern benutzte den Putzwagen als Deckung und raste direkt auf den Skorpion zu.
43. München – Bayerischer Hof
Tag 7 – 30 Sekunden vor dem Anschlag
Henri Duprés, der Mann, mit dem David Stein früher so eng zusammengearbeitet hatte und dem er mehr als einmal sein Leben anvertraut hatte, stand jetzt vor ihm und in seinen Augen war nur noch der nackte Wahnsinn zu erkennen.
Das Gesicht des Skorpions war durch kosmetische Operationen völlig verändert, doch die tief liegenden schwarzen Augen waren dieselben. Er hatte den rechten Ärmel seines Sakkos nach oben geschoben und streckte David seinen vernarbten Unterarm entgegen. Immer wieder schrie er, dass in seinen Adern das schwarze Blut der Skorpione fließen würde und er deshalb unbesiegbar sei.
„Das Spiel ist aus, Henri Duprés!“, sagte David und zielte mit der Waffe auf den Skorpion. „Du hast verloren.“
„David Stein, mein alter Kampfgefährte!“ Der Skorpion lächelte unergründlich und betrachtete die Fernbedienung. „Warum denkst du, dass ich verloren habe? Vielleicht genügt es mir ja, dich und diesen Hund zu töten? Um damit ein Zeichen zu setzen, um zu demonstrieren, dass es für den Skorpion keine Schranken gibt, nicht einmal bei dieser streng bewachten Sicherheitskonferenz.“
Plötzlich wurde ein Putzwagen mit Besen, Eimern und Wischmopp den Korridor entlanggeschoben. Die Eimer schepperten und die Besen klapperten. David und der Skorpion starrten irritiert auf den Wagen, der schnell auf sie zukam. Auch Lucky machten die scheppernden Geräusche nervös, unruhig drehte er sich mit dem über den Boden schleifenden Geschirr im Kreis und streifte an Davids Hosenbein entlang. Diesen Moment der allgemeinen Verwirrung nutzte David sofort aus. Blitzschnell öffnete er die letzte Schnalle des Brustgeschirrs, packte es an dem Metallgriff und schleuderte das Brustgeschirr in hohem Bogen aus dem zerbrochenen Fenster hinaus auf den Parkplatz, noch ehe der Skorpion eingreifen konnte.
Mit einem wütenden Aufschrei ließ der Skorpion die Fernbedienung fallen, die wie in Zeitlupe auf dem weichen Flauschteppich landete und deren Display 0:15 Minuten anzeigte. Jetzt zog der Skorpion
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