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Der verzauberte Turm

Der verzauberte Turm

Titel: Der verzauberte Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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Erstes Buch
    Die Qual des letzten Lords
    ... und dann verließ Elric Jharkor, um einem gewissen Zauberer zu folgen, der ihm nach Elrics Anspruch einiges Ungemach bereitet hatte...
    Die Chronik des Schwarzen Schwertes
Erstes Kapitel
    Bleicher Prinz an einem mondhellen Ufer
    Vom Himmel schickte ein in Wolken gehüllter kalter Mond ein schwaches Licht und erleuchtete ein dunkel-abweisendes Meer, das an fremder Küste ein Schiff vor Anker trug.
    Von dem Schiff wurde ein Boot zu Wasser gelassen. Das Gebilde schwankte in seinen Geschirren. Zwei in lange Mäntel gehüllte Gestalten sahen zu, wie die Seeleute das Boot abfierten, während sie ihrerseits Pferde zu beruhigen versuchten, die auf dem unsicheren Deck nervös mit den Hufen stampften und augenrollend schnaubten.
    Der kleinere Mann klammerte sich knurrend an das Zaumzeug seines Tiers.
    »Wozu das alles?« fragte er. »Warum konnten wir nicht in Trepesaz an Land gehen? Oder zumindest in irgendeinem Fischerhafen, der sich einer Schänke rühmen kann, so bescheiden sie auch sein mag...«
    »Weil ich möchte, Freund Mondmatt, daß unsere Ankunft in Lormyr möglichst geheim bleibt. Wüßte Theleb K'aarna von meinem Kommen -und das wäre schnell der Fall, suchten wir Trepesaz auf -, dann würde er wieder fliehen, und die Jagd müßte von vorn beginnen. Würde dir das gefallen?«
    Mondmatt zuckte die Achseln. »Ich bin immer noch der Meinung, daß diese Verfolgung des Zauberers nur Ersatz ist für eine echte aktive Tätigkeit. Du verfolgst ihn, weil du deiner wahren Bestimmung nicht nachgehen willst.«
    Elric drehte sein knochenbleiches Gesicht ins Mondlicht und betrachtete Mondmatt mit bedrückten roten Augen. »Na und? Du brauchst mich ja nicht zu begleiten, wenn du nicht willst.«
    Wieder hob Mondmatt die Schultern. »Aye. Ich weiß. Vielleicht bleibe ich aus denselben Gründen bei dir, aus denen du den pantangischen Zauberer verfolgst.« Er grinste. »Nun aber genug debattiert, nicht wahr, Lord Elric?«
    »Debatten führen zu nichts«, sagte Elric und nickte. Er strich seinem Pferd über die Nüstern, während andere Seeleute in farbenfroher tarkeshitischer Seidenkleidung nach vorn kamen, um die Pferde fortzuführen und in das wartende Boot hinabzulassen.
    Die Tiere strampelten und wieherten durch die Säcke, die man ihnen um die Köpfe gewickelt hatte, doch sie wurden abgeseilt, und ihre Hufe klapperten gegen den Boden des Boots, als wollten sie ihn abstoßen. Anschließend schwangen sich Elric und Mondmatt mit ihren Bündeln an den Seilen hinab und sprangen in das schwankende Gefährt. Die Seeleute stießen es mit den Rudern von dem größeren Schiff ab und ruderten gebeugt auf die Küste zu.
    Es war Spätherbst, und die Luft war kalt. Mondmatt erschauderte und betrachtete die hochaufragenden Klippen. »Der Winter ist nahe, da wohnte ich lieber in irgendeiner freundlichen Taverne, als mich herumzutreiben. Wenn die Sache mit dem Zauberer geregelt ist, wollen wir dann nicht nach Jadmar reisen oder in eine der anderen vilmirischen Städte, um zu sehen, in welche Stimmung uns das wärmere Klima bringt?«
    Aber Elric antwortete nicht. Seine absonderlichen Augen starrten in die Dunkelheit. Sie schienen in die Tiefe seiner eigenen Seele zu blicken, ohne zu mögen, was sie dort wahrnahmen.
    Mondmatt seufzte und schürzte die Lippen. Er kauerte sich tiefer in seinen Mantel und rieb sich die Hände, um sie aufzuwärmen. Er war die plötzliche Schweigsamkeit seines Freundes gewöhnt, was aber nicht bedeutete, daß er sie auch mochte. Irgendwo an der Küste kreischte ein Nachtvogel, und ein kleines Tier schrie auf. Die Seeleute ächzten an ihren Rudern.
    Der Mond kam hinter den Wolken hervor, beleuchtete Elrics grimmiges weißes Gesicht und erweckte den Eindruck, als glühten seine roten Augen wie Kohlen der Hölle. In dem schwachen Schein wurde das öde Gestein der Küste sichtbar.
    Die Seeleute hoben die Ruder, als der Bootskiel über Kies rutschte. Die Pferde rochen Land und schnaubten und bewegten die Hufe. Elric und Mondmatt standen auf, um sie zu beruhigen.
    Zwei Seeleute sprangen in das kalte Wasser und zogen das Boot noch höher an Land. Ein dritter tätschelte Elrics Pferd den Hals und sah den Albino nicht direkt an, als er sagte: »Der Kapitän hat gesagt, du würdest mich bezahlen, wenn wir die lormyrische Küste erreichten, mein Lord.«
    Elric brummte vor sich hin und griff unter seinen Mantel. Er zog einen Edelstein hervor, der in der nächtlichen Dunkelheit

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