Schwarzer Skorpion - Thriller (German Edition)
sein Leben schlagartig geändert. David hatte nach Janes Tod den Dienst bei der „Abteilung“ quittiert und sich als Hundetrainer nach Mallorca zurückgezogen. Er hatte gedacht, dass ihn die Arbeit mit den Hunden ablenken und beruhigen würde, doch das Gegenteil schien der Fall zu sein. Je weiter sein früheres Leben zurücklag, desto unruhiger und nervöser wurde er. Auch die winzige Finca in der Nähe von Artà, die er mit eigenen Händen aus einem verfallenen Viehstall gebaut hatte, war kein Ruhepol mehr für ihn. Das beunruhigte ihn zusehends.
David schob seine verspiegelte Sonnenbrille hoch und pfiff einmal kurz. Tiger verstand augenblicklich und humpelte sofort schwanzwedelnd auf ihn zu. David packte den Hund und wunderte sich, wie leicht er doch war. Vorsichtig setzte er ihn auf die Ladefläche seines Landrovers und breitete eine dicke Decke auf das gewellte Bodenblech.
„Okay, Tiger, fahren wir!“, sagte er und öffnete die Wagentür. In diesem Moment läutete sein Handy und als er die Nummer auf dem Display sah, wusste er sofort, dass sich sein Leben erneut ändern würde.
2. Berlin – Zentrale der „Abteilung“
Tag 1, vormittags
Der Mann steht an einer Wand, von der die Farbe abblättert, und hält seine Hände seitlich gestreckt. Über seinen Kopf ist ein schwarzer Sack gezogen. Er trägt eine weite Pluderhose. Erst bei genauerem Hinsehen kann man erkennen, dass seine Hände an Seile gefesselt sind, die seitlich über Rollen laufen und sehr straff fixiert sind. Der Raum, in dem sich der Mann befindet, ist leer bis auf einen Eimer Wasser, der in einiger Entfernung des Mannes auf dem Betonboden steht.
Jetzt werden die Seile gelockert, die Arme des Gefangenen sacken nach unten und er sinkt in sich zusammen. Ein vierschrötiger Mann in einer Camouflage-Uniform packt ihn an den Oberarmen und schleift ihn zu dem Eimer, taucht seinen Kopf mitsamt dem schwarzen Sack mehrmals in das Wasser. Der Gefangene schlägt mit den Armen unkontrolliert um sich und schreit panisch einige Worte in einer Sprache, die wie Arabisch klingt.
„Er will jetzt aussagen“, kommentierte eine blonde junge Frau die Szene auf dem riesigen Bildschirm ohne erkennbare Gefühlsregung. Außer der Frau waren noch vier Männer bei dieser spontan einberufenen Geheimkonferenz anwesend.
„Das sieht ja echt widerlich aus! Schalten Sie das sofort aus. Damit will ich nichts zu tun haben!“ Konrad Degen, der Direktor des deutschen Bundesnachrichtendienstes, verzog angeekelt den Mund und stand auf. Er drehte sich mit dem Rücken zum Bildschirm und starrte aus dem Fenster auf das verschneite Berlin. Auch General Großkopf vom militärischen Abwehrdienst schwieg betreten und drehte nervös seine Kaffeetasse zwischen den Händen. Nur Smith, der als externer Berater des Außenamtes, wie sich die CIA-Agenten in Deutschland neuerdings nannten, anwesend war, schien vollkommen unbeeindruckt.
„Was sagt er?“, fragte er und sah interessiert auf den Bildschirm.
In dem Video hatten die Soldaten dem Gefangenen den schwarzen Sack vom Kopf gezogen und ihn auf einen Stuhl gesetzt. Der Gefangene redete hektisch auf Arabisch und gestikulierte dazu heftig mit den Händen. Die junge Frau hielt das Video an und begann mit ausdrucksloser Stimme aus der Übersetzung vorzulesen:
„Ein Terrorist, der sich ,Skorpion‘ nennt, plant einen Anschlag auf die Münchner Sicherheitskonferenz, die in einer Woche stattfindet.“
„Woher hat der Gefangene diese Informationen?“, fragte Smith.
Die junge Frau scrollte durch ihre Aufzeichnungen auf ihrem Tablet-Computer.
„Der Gefangene ist der Fahrer des Skorpions und hat verschiedene Telefonate mitgehört.“
„Wie hoch ist der Wahrheitsgehalt seiner Aussage?“, fragte Degen, der noch immer aus dem Fenster sah und mit seinen Blicken eine Frau in einem roten Mantel verfolgte, die einen Kinderwagen durch den Schneematsch schob.
„Ich sage, der Wahrheitsgehalt liegt bei 80 Prozent.“ Marius Müller, der Leiter der „Abteilung“, einer Spezialeinheit des Bundesnachrichtendienstes, schob zwei Finger unter den Rand seines schwarzen Rollkragenpullovers, so als würde ihm der Kragen die Luft abschnüren. Müller war Anfang dreißig, hatte kurze, schwarze Haare und einen exakt getrimmten schwarzen Vollbart. Er war sehr schlank, was durch seine komplett schwarze Kleidung noch unterstrichen wurde. Auf den ersten Blick wirkte er wie mit seiner schwarzen Brille wie ein modischer Intellektueller und in gewissem
Weitere Kostenlose Bücher