Schwarzer Skorpion - Thriller (German Edition)
hat vor einigen Jahren in Algerien gemeinsam mit amerikanischen Kollegen den Terroristen al-Achmed liquidiert“, redete Robyn weiter. „Leider ist das Kommando dabei in einen Hinterhalt geraten. Die Amerikaner konnten gerettet werden, doch Duprés wurde für tot gehalten und deshalb zurückgelassen. Er wurde von den versprengten Terroristen gefangen genommen und sollte durch Skorpionstiche einen qualvollen Tod erleiden.“
„Entsetzlich!“, rief Direktor Degen und schüttelte sich. „Dass Menschen so grausam sein können.“
„Vom rationellen Standpunkt her war die Tötungsart gut gewählt, denn im Gegensatz zu herkömmlichen Methoden hat sie das nötige irrationale Abschreckungspotenzial“, konstatierte Robyn kühl und sachlich.
„Duprés hat die Skorpionstiche überlebt, richtig?“, kombinierte Smith.
„So ist es. Duprés hat die Stiche überlebt, aber das Gift hat seine Persönlichkeit verändert. Er hält sich seither für unsterblich und schart Jünger um sich, die ihm bedingungslos ergeben sind und die ihn vergöttern. Finanziert wird seine Organisation von Islamisten und Diktatoren der ehemaligen Sowjetunion. Auch gibt es Gerüchte, dass ihn reaktionäre Kreise aus den USA unterstützen, aber dafür gibt es keine Beweise. Er bietet seine Dienste immer dann an, wenn es darum geht, Amerikaner zu töten. Denn Duprés glaubt, die Amerikaner hätten ihn damals absichtlich zurückgelassen, und deshalb auch sein irrationaler Hass auf sie. Er hat bereits mehrere Anschläge auf amerikanische Einrichtungen im Ausland durchgeführt. Zuletzt ging der Anschlag auf die amerikanische Botschaft in Somalia auf sein Konto.“
Robyn öffnete eine Datei und verschiedene Fotos tauchten auf. Alle zeigten einen jungen Henri Duprés, der mit seinem kantigen Gesicht, dem hellen Teint und seinen kurzen schwarzen Haaren wie ein gut aussehender Franzose wirkte. Wären da nicht seine schwarzen Augen gewesen, die seinem Gesicht einen düsteren Ausdruck verliehen und ihn unheimlich wirken ließen.
„Sind das aktuelle Fotos?“, fragte General Großkopf.
„Nein, alle Fotos sind mindestens vier Jahre alt und noch aus seiner aktiven Zeit bei der NATO.“
„Wie alt ist beispielsweise dieses Foto?“ Degen deutete auf ein Bild, das Duprés im Kampfanzug und mit schweißverklebten Haaren zeigte.
„Das Foto ist ebenfalls über vier Jahre alt“, informierte ihn Müller mit leiser Stimme. „Wie gesagt, es gibt kein aktuelleres Foto.“
„Aber in den letzten vier Jahren kann er sich doch nicht so stark verändert haben“, sagte Degen und betrachtete das Foto auf der Leinwand.
„Duprés hat sich auf den Philippinen einer kosmetischen Operation unterzogen“, nahm Müller wieder das Wort auf. „Daher weiß niemand, wie er im Augenblick tatsächlich aussieht. Das ist unser Problem.“
„Aber in der Klinik muss es doch Fotos von ihm geben?“, fragend blickte Degen in die Runde. Müller lächelte gequält.
„Ich bitte Sie, Degen. Duprés ist ein Profi. Die Klinik ist natürlich abgebrannt und alle Computer, Fotos und sonstige Unterlagen sind dabei vernichtet worden.“
„Was ist mit dem behandelnden Arzt und dem Personal?“, mischte sich Smith vom CIA ein.
„Der Chirurg kam bei einem Autounfall ums Leben und die Krankenschwestern haben nur sein altes Gesicht gesehen, kennen aber sein neues Aussehen nicht. Er trug in der Klinik stets dicke Verbände.“
„Verstehe.“ Degen stand auf. „Was sollen wir machen? Die Konferenz beginnt in einer Woche!“ Er räusperte sich und trank sein Glas Wasser in einem Zug leer. Dann wischte er sich mit dem Handrücken über seinen Mund, ein Zeichen dafür, dass er ziemlich unter Stress stand.
„Fassen wir zusammen“, meinte er mit matter Stimme. „Ein Mann namens Henri Duprés, der sich ,Skorpion‘ nennt, plant also einen Terroranschlag auf die Münchner Sicherheitskonferenz.“
„Genauso ist es“, schaltete sich Müller wieder in das Gespräch ein. „Das hat der Gefangene in dem Verhörvideo unmissverständlich ausgesagt. Ich plädiere dafür, die Konferenz abzusagen oder den Sicherheitslevel noch einmal anzuheben.“
„Die Konferenz absagen, sind Sie verrückt, Müller?“ Degen schüttelte den Kopf und ging vor dem Bildschirm auf und ab. „Eine Sicherheitskonferenz über Terrorismus wird aus Angst vor einem Terroranschlag abgesagt. Da lacht ja die ganze arabische Welt über uns.“
„Dann müssen wir die Sicherheitsstandards deutlich anheben. Die Zahl der
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