Schwarzer Skorpion - Thriller (German Edition)
verstreut und alles ist ziemlich unübersichtlich“, bemerkte er, als er eine Karte auf seinem Smartphone betrachtete.
„Auch daran habe ich gedacht, Stein!“, erwiderte Robyn. „Der marokkanische Geheimdienst unterstützt Sie logistisch. Sie bekommen einen Hubschrauber mit einer Wärmebildkamera. Auf diese Weise können Sie das Objekt schneller ausfindig machen und das Mädchen befreien.“
„Dann kann es auch keinen Anschlag in München auf die Sicherheitskonferenz geben!“, kombinierte David. „Ein herkömmlicher Anschlag ist dann selbst für Henri Duprés, den Skorpion, nicht mehr möglich.“
„So ist es, Stein“, pflichtete ihm Robyn bei. „Zunächst befreien Sie das Mädchen und dann finden Sie den Skorpion.“
22. Marrakesch – Djellah-Bar
Tag 4, abends
Leyla Khan wusste, dass sie sich mit dem Mord an dem Waffenhändler Abdullah ins Abseits manövriert hatte. Brian Farruk, ihr früherer Boss, der bisher immer seine schützende Hand über sie gehalten hatte, würde sie zum Abschuss freigeben. Aber Leyla hatte einen Traum und dieser Traum war ein weißes Haus am Meer. Um diese Vision Wirklichkeit werden zu lassen, brauchte sie Geld, viel Geld. Genauer: eine Million Dollar.
So viel, wie David Stein für seinen Auftrag bekam, einen Mann, der sich der Schwarze Skorpion nannte, ausfindig zu machen. Dann bekam Stein das Geld und Leyla würde es ihm wieder abnehmen und Stein wahrscheinlich töten. Doch noch war es nicht so weit. Noch musste sie als Steins Schatten darauf achten, dass ihm nichts passierte. Noch waren sie in einer geheimen Zweckgemeinschaft aneinandergekettet. In der schwarzen Burka schlich sie durch die Souks, hasste es, so langsam wie die anderen strenggläubigen Moslemfrauen zu gehen, wo sie doch die Geschwindigkeit gewöhnt war.
Um wieder klarer denken zu können, verließ sie den Souk, kam in das Viertel der Schmiede und Metallgießer und ließ sich von dem ohrenbetäubenden Lärm leiten. Als sie die Stadtmauer, die in der Sonne rot aufleuchtete, erreichte, schlüpfte sie aus der Burka und fühlte sich wieder frei. Leichtfüßig rannte sie die Straße entlang, konnte endlich wieder klar denken. Und sie hatte einen Plan: Sie würde den Auftrag für David Stein übernehmen. Sie würde den Schwarzen Skorpion für ihn töten.
Sie kehrte zurück in ihr spartanisches Zimmer, das sie als englische Touristin Karen Black gemietet hatte, da sie wusste, dass man über kurz oder lang ihre diversen Identitäten aufdecken würde. Sie verwandelte sich in eine Frau, der die Männer nur schwerlich einen Wunsch abschlagen konnten. Darin hatte Leyla Übung, denn ihr Aussehen hatte ihr schon öfters dabei geholfen, eine Operation zu einem für sie guten Ende zu bringen. Sie schlüpfte in ein langes, schwarzes Kleid und Stilettos. In der Medina ging sie zielstrebig in ein französisches Café, wo sie wusste, dass sich einer ihrer Informanten aufhielt. Für eintausend Dollar bekam sie auch nach einiger Zeit die gewünschte Information. Jetzt brauchte sie nur noch ihren Plan in die Realität umzusetzen.
*
Henri Duprés verbrachte diese Nächte in der Djellah-Bar in der Medina von Marrakesch. Dort saß er immer am selben Tisch und trank eisgekühltes Mineralwasser, da er seit den Skorpionstichen keinen Alkohol mehr vertrug.
Er verfluchte sich dafür, dass er auf der Flucht vor David Stein das Handy verloren hatte. Das war ein Fehler gewesen, der ihm zuvor noch nie passiert war. Auch wenn Stein und die „Abteilung“ von der Entführung von Stella Heisenberg erfuhren, ahnten sie nicht, was er tatsächlich vorhatte. Natürlich wusste er, dass die Fremdenlegion einen seiner Männer gefangen genommen und dieser Mann wahrscheinlich unter Folter von dem geplanten Anschlag erzählt hatte. Aber das war auch schon alles. Von der Amerikanerin hatte er erfahren, dass der CIA eng mit dem Bundesnachrichtendienst zusammenarbeitete und das Areal rund um den Bayerischen Hof schon seit Tagen mit Spezialgeräten nach versteckten Bomben abgesucht wurde.
Er musste lächeln. Niemals würden sie erraten, was er tatsächlich vorhatte. Keiner ahnte etwas davon.
Schon morgen würde er in München sein und seinen Plan ausführen.
Der Skorpion wusste allerdings auch, dass er mit David Stein einen ebenbürtigen Gegner hatte. Aber David Stein war viel zu sehr damit beschäftigt, das Mädchen zu finden, das er in die Kiste gesperrt hatte und das wahrscheinlich schon tot war. Stein würde alles daran setzen, das Mädchen
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