Schwarzer Skorpion - Thriller (German Edition)
die massive Holztür auf und David konnte eintreten.
Der Innenhof des Riads war geschmackvoll renoviert worden. Die in allen Schattierungen schimmernden Fliesen setzten sich bis unter die Säulen der Arkaden fort, von denen Türen in die allgemein zugänglichen Wohnräume führten. In der Mitte des Innenhofs plätscherte das Wasser beruhigend aus einem kleinen Brunnen, der im Sommer für Kühlung sorgte.
Doch diese marokkanische Idylle war alles andere als perfekt. Eine blutige Schleifspur zog sich quer über die Fliesen bis zu einer kunstvoll verzierten Holztür, von der ein Flügel offen stand. Im Halbdunkel des Raumes dahinter lag ein erschossener Mann, der, seiner Statur nach zu schließen, ein Bodyguard gewesen sein musste.
„Ich bin jetzt in dem Riad 10, das der Familie Heisenberg gehört.“ David Stein hielt sein Smartphone so, dass er den blonden Schopf von Robyn sehen konnte, die sich wie üblich tief in ihren Stuhl vergraben hatte und in ihren Tablet-Computer tippte. Robyn hatte das Handygespräch aus dem „Café de Berbès“ zuordnen können und herausgefunden, dass von dem Riad der Familie Heisenberg telefoniert worden war.
Das passte zu der Telefonnummer, die David auf dem Handy gefunden und sofort an Robyn übermittelt hatte. Robyn hatte ihm auch mitgeteilt, dass Heisenberg befragt worden war, aber nicht sehr mitteilungsfreudig gewesen war. Derzeit arbeitete die „Abteilung“ daran, das Handy von Heisenberg zu hacken, um so Aufschluss über den mysteriösen Anruf des Skorpions bei Heisenberg zu bekommen. Bisher hatten sie nur ein Foto in einer Datei gefunden, auf dem das blutige Gesicht einer jungen Frau zu sehen war.
„Hier befindet sich eine Leiche“, flüsterte David und zog seine Waffe. Als er sich vergewissert hatte, dass sich niemand mehr in dem Haus befand, meldete er sich wieder bei Robyn.
„Ich habe keine Ahnung, wer der Tote ist.“
„Machen Sie einen Scan vom Daumen der Leiche, Stein, und mailen Sie mir den Scan.“
David verscheuchte die Fliegen, die sich bereits auf der Leiche niedergelassen hatten, und stieg vorsichtig über den Toten, griff nach der schlaffen Hand und drückte den Daumen auf das Display seines Smartphones. Nachdem er den Scan verschickt hatte, sah er sich in dem düsteren Raum um. In dem geschmackvoll möblierten Salon herrschte auf den ersten Blick keine Unordnung, es hatte auch nicht den Anschein, als wären die Schränke oder Schubladen durchwühlt worden. Der Schleifspur am Boden nach zu urteilen, war der Bodyguard im Innenhof erschossen und dann in den Salon geschleift worden, wobei man sich keine Mühe gemacht hatte, die Spuren zu verwischen.
Aus dem ersten Stock war plötzlich wütendes Gebell, dann lang gezogenes Winseln zu hören. David stieg langsam die Galerie hinauf und hielt seine Pistole nach wie vor schussbereit in der Hand.
„Es gibt eine Wärmequelle hinter der dritten Tür, Stein“, warnte ihn Robyn.
„Das ist ein Hund, Robyn. Der ist sicher schon länger in einem der Zimmer eingesperrt.“
„Ach ja“, sagte Robyn ohne die geringste Anteilnahme. „Trotzdem, Stein, seien Sie vorsichtig.“
Als David vorsichtig einen der blau gestrichenen hölzernen Türflügel aufstieß, kam ihm der Hund mit gefletschten Zähnen entgegen. Es war ein Collie, den das verschlossene Zimmer extrem unsicher gemacht hatte, deshalb auch sein aggressives Verhalten. David trat einen Schritt zurück und hielt dem Hund beide Handflächen entgegen, sagte aber kein Wort. Sofort blieb der Hund stehen, drehte sich auf der Galerie nervös im Kreis, wagte es aber nicht, sich David zu nähern. David ging die Galerie entlang, bis er zu einem Zimmer kam, das anscheinend einem jungen Mädchen gehörte.
„Wer wohnt zurzeit in dem Riad?“, fragte er Robyn.
„Laut Auskunft wird es im Augenblick von Stella Heisenberg bewohnt, die in Marrakesch eine Kunstschule besucht. Sie könnte auch das Mädchen auf dem Foto sein, das wir auf Heisenbergs Handy entdeckt haben. Doch die Bildqualität ist so schlecht, dass wir nicht sicher sind, und Heisenberg, der Vater des Mädchens, mauert.“
Das Foto eines hübschen, circa achtzehnjährigen Mädchens mit rotblonden Haaren erschien auf dem Display von Davids Smartphone.
Was war hier geschehen? Er konnte sich im Augenblick keinen Reim darauf machen.
Als David wieder nach unten in den Hof ging, folgte ihm der Collie zögernd und mit Abstand. In der Küche goss David Wasser in einen Napf und stellte ihn auf den Boden. Der
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