Schwarzer Skorpion - Thriller (German Edition)
einen Blumentopf, um nüchtern zu bleiben.
„Hier, ich habe etwas für uns!“ Leyla zuckte zusammen, denn sie hatte überhaupt nicht gehört, dass der Skorpion bereits wieder hinter ihr stand. Er lächelte sie freundlich an, doch sein Lächeln erreichte nicht seine Augen, die kalt und wie tot tief in den Höhlen lagen. In jeder Hand hielt er eine Champagnerflasche, die er auffordernd in die Höhe hob.
„Das hier ist nicht der richtige Ort für eine Frau“, sagte er. „Deshalb habe ich mir erlaubt, für Sie eine Privatparty zu organisieren.“
„Wer sagt, dass ich zu einer Privatparty will?“, sagte Leyla und schüttelte ihre blonden Haare. „Ich bin nicht so eine Frau, wie Sie denken!“
„Nein, so eine Frau sind Sie wahrlich nicht!“
*
Die Wohnung war in einem modernen Gebäude und hatte eine Dachterrasse, von der aus man einen herrlichen Blick über die Medina von Marrakesch hatte. Henri Duprés, der Mann mit dem schwarzen Blut, dachte an Stella, die in der Kiste ihrem Ende entgegendämmerte. Mit Stella war er nicht in dieser Wohnung gewesen, er hatte es aber vorgehabt. Wie eine Liebesnacht mit dem Mädchen wohl gewesen wäre? Wahrscheinlich enttäuschend, denn junge Mädchen hatten nichts übrig für die dunkle Seite der Sexualität, die mit Bestrafung und Schlagen zu tun hatte. Das war die einzige Lust, die ihn noch erregen konnte. Aber meistens musste er im Bett daran denken, wie er von den Skorpionstichen gelähmt in der Schlucht gelegen hatte. Diese Gedanken ließen sich einfach nicht abschütteln. Die Amerikaner hatten ihn einfach zurückgelassen und dafür würden sie büßen. Das war der einzige Antrieb, der ihn noch am Leben erhielt. Für ihren Verrat würden sie büßen und der Anschlag in München würde der Höhepunkt seiner Rache werden.
„Die Aussicht ist einfach wunderbar!“ Die blonde Frau war auf die Terrasse gekommen und drehte das Sektglas nervös in ihren Händen. Sie trug noch immer das schwarze lange Kleid, war jetzt allerdings barfuß, ihre Stilettos hatte sie ausgezogen. Erst jetzt fiel ihm auf, wie klein sie doch war. Klein, aber durchtrainiert, das konnte er an ihren Armen sehen.
Langsam ging er auf sie zu, nahm sie in seine Arme. Ihr Kopf ruhte an seiner Brust.
„Willst du mich verführen?“, flüsterte sie in ihrem unbeholfenen Englisch, das so unecht klang. Sie war wirklich eine schlechte Lügnerin.
„Muss ich das?“, fragte er und gab seiner Stimme einen seidenweichen Klang, obwohl er weit weg war, wieder in dem Zelt bei der Berberin mit den hennatätowierten Händen, die ihn zurück ins Leben geholt hatte. Sie hatte ihm seine Todesangst genommen, nachdem er bewegungsunfähig in der Schlucht gelegen war und sich der Geier langsam genähert hatte. Er hatte den Raubvogel nur durch die Kraft seiner Augen davon abhalten können, ihn bei lebendigem Leib mit seinem Schnabel in Stücke zu hacken.
„Nein, ich glaube, das ist nicht nötig“, hauchte sie und schmiegte sich noch enger an ihn. Er blickte zu ihr hinunter, sah ihren erwartungsvoll halb geöffneten Mund, doch ihre Augen waren berechnend. Plötzlich wusste er, was zu tun war. Er packte sie an den Haaren, riss wütend ihren Kopf zurück. Doch anstatt aufzuschreien, bleckte sie nur die Zähne.
„Wer bist du?“, sagte er mit schneidender Stimme. „Wer schickt dich?“
„Au, du tust mir weh! Ich bin nur eine deutsche Studentin auf der Suche nach einem Abenteuer.“
Kopfschüttelnd holte er mit der Hand aus und versetzte ihr eine Ohrfeige, dass sie über die Terrasse flog.
„Wer bist du?“, fragte er erneut und ging langsam auf sie zu. Ihr schwarzes Kleid war an einer Seite aufgerissen und gab ihren muskulösen Oberschenkel frei. Wie er gedacht hatte: Sie war durchtrainiert und kampferprobt, denn sie hatte mit keiner Miene gezuckt, als er sie zu Boden geschleudert hatte.
Als er an einem kleinen Tisch vorbeikam, griff er nach dem Messer, das darauf lag.
„Wenn du mir nicht die Wahrheit sagst, zerschneide ich deinen Körper Stück für Stück.“
Sein schwarzes Blut kochte, als er sie am Handgelenk packte.
„Eine falsche Antwort und ich schneide dir einen Finger ab!“, drohte er und als er das Messer hob, blitzte die scharfe Klinge im Mondlicht.
„Ich habe mit David Stein eine Rechnung zu begleichen! Deshalb bin ich hier in Marrakesch!“, fauchte die Frau.
Verblüfft ließ der Skorpion ihre Hand los.
„David Stein? Wieso David Stein?“, fragte er vollkommen verwirrt.
„Stein schuldet mir
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