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Schwarzer Tod

Titel: Schwarzer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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knurrte er. »Und versuch es erst gar nicht hinter meinem Rücken. Ich krieg es raus.«
    Die Vehemenz seines Bruders erstaunte Mark.
    »Es ist mir todernst, Mac. Noch nicht einmal in der Nähe eines Schlachtfeldes wird es dir gefallen. Selbst aus einer Höhe von fünf Meilen kann ich dir sagen, daß dort die Hölle auf Erden herrscht. Hast du mich verstanden?«
    »Laut und deutlich«, antwortete Mark. Ihn beunruhigte das Gefühl, seinen Bruder zum ersten Mal so zu sehen, wie er wirklich war. Der David, an den er sich erinnerte, ein forscher, unbezwingbarer junger Athlet, war vom Krieg zu einem abgehärmten jungenhaften Mann mit den durchdringenden Augen eines Neurochirurgen verwandelt worden.
    »David«, flüsterte Mark plötzlich in drängendem Tonfall. Er spürte, wie ihm bei dem Gedanken an sein folgendes Geständnis das Blut ins Gesicht schoß. »Ich muß mit dir reden.« Er konnte nicht aufhören. Die Worte, mit denen er im gleichen Moment das Gesetz brach, da er sie aussprach, strömten einfach so aus seinem Mund. »Die Briten bedrängen mich, an einem besonderen Projekt für sie zu arbeiten. Sie wollen, daß ich es leite. Es ist eine Art Waffe, die bisher noch nicht eingesetzt wurde. Das heißt ... Es ist nicht die ganze Wahrheit. Sie ist schon früher verwendet worden, aber nicht so, und damals hatte sie auch nicht das Potential für solch ein Gemetzel ...«
    David packte ihn am Arm. »Wow! Moment mal! Wovon redest du da eigentlich?«
    Mark sah sich verstohlen im Pub um. Das Stimmengewirr um sie herum schien zu genügen, ihr Gespräch zu überdecken. Er beugte sich über den Tisch. »Eine Geheimwaffe, David. Das ist kein Scherz. Es ist wie in diesen Filmen. Ein verfluchter Alptraum.«
    »Eine Geheimwaffe?«
    »Sag ich doch. Es handelt sich um etwas, das nur minimal gelenkt werden kann. Sie tötet unterschiedslos Männer, Frauen, Kinder und Tiere. Ohne Ausnahme. Sie würden zu Tausenden sterben.«
    »Und die Briten wollen, daß du dieses Projekt leitest?«
    »Richtig.«
    David lächelte verblüfft. »Junge, da haben sie aber den Bock zum Gärtner gemacht.«
    Mark nickte. »Sie glauben aber, daß ich der Richtige bin.«
    »Und um was für eine Waffe handelt es sich dabei? Ich verstehe nicht, wie sie vernichtender oder unterschiedsloser töten könnte als ein Luftangriff mit 1000 Bombern.«
    Abermals sah sich Mark gründlich im Pub um. »Tut sie aber. Es ist keine Bombe. Nicht mal eine dieser Superbomben, von denen du vermutlich auch schon gehört hast. Es ist etwas ... so etwas wie das, was Dad verwundet hat.«
    David zuckte zurück. Auf seinem Gesicht zeigte sich noch nicht einmal mehr ein Hauch von Zynismus. »Du meinst Gas? Giftgas?«
    Mark nickte.
    »Scheiße. In diesem Krieg hat bisher keine Seite Gas eingesetzt. Selbst die Nazis erinnern sich noch an die Schützengräben vom letzten Krieg. Es gibt doch Verträge, die das verbieten, oder?«
    »Die Genfer Konvention. Aber dafür interessiert sich keiner. Die Vereinigten Staaten haben sie nicht mal unterzeichnet.«
    »Himmel. Was für ein Gas ist das denn? Senfgas?«
    Marks Lachen besaß einen beinahe hysterischen Unterton. »David, niemand kennt die schreckliche Wirkung von Senfgas besser als wir beide. Aber dieses Gas, von dem ich spreche, ist tausendmal schlimmer. Tausendmal schlimmer! Man kann es nicht sehen; man braucht es nicht einmal einzuatmen. Aber Bruderherz, es wird dich umbringen. Genauso wie ein Kobrabiß wirkt es auf das Gehirn.«
    David war nachdenklich geworden. »Ich nehme an, daß du mir davon nichts erzählen darfst?«
    »Absolut gar nichts.«
    »Na gut ... Am besten fängst du wohl von vorne an.«

3

    Mark ließ seinen Blick über die Gäste schweifen, deren Zahl allmählich abnahm. Von denen, die blieben, kannte er mehr als die Hälfte. Zwei von ihnen waren Professoren, die ebenfalls an Waffenprogrammen arbeiteten. Mit gesenkter Stimme fuhr er fort.
    »Vor einem Monat«, begann er, »hat man mir eine kleine Menge einer farblosen Flüssigkeit namens Sarin ins Labor gebracht. Ich sollte es testen. Normalerweise bekomme ich meine Proben von irgendwelchen namenlosen Zivilisten, doch diesmal war es anders. Das Sarin wurde mir von einem schottischen Brigadegeneral namens Duff Smith gebracht. Er ist ein alter, einarmiger Haudegen, der mich seit Jahren bedrängt, doch endlich chemische Kampfstoffe zu entwickeln. General Smith wollte eine sofortige Einschätzung der tödlichen Wirkung von Sarin, und sobald ich das Ergebnis hätte, sollte ich

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