Schwarzer, Wolf, Skin
waren gut. Viele Ideen waren schlecht. Aber ich weiß keinen Weg.
Es war gut, daß du mein Freund warst.
Andy
P. S.: Wenn Du einen Verteidiger brauchst, frag meinen Vater. Ich glaube, er wird es tun, für mich und für Dich. Das hat er gesagt.
Mit dem andern Verteidiger konnte ich nicht reden. Ich wollte Andys Vater. Er hat gesagt, wenn ich nicht reden könne, dann solle ich langsam anfangen. Er könne warten. Und das hat er getan.
24
Wir haben langsam angefangen zu reden. Langsam. Dann ging es.
Ich hab ihn gefragt, warum Andy so war.
»Wie?« fragte er.
»Daß er Hakenkreuze schmierte, daß er seine Lehrerin anpöbelte – und gleichzeitig sagte: Mensch ist Mensch.«
Der Vater sagte, er wisse es auch nicht.
Der Vater ging auf und ab. In meiner Zelle.
»Vielleicht«, sagte er schließlich, »vielleicht war so viel Haß in ihm – oder Aggression, ist ja egal, wie ich’s nenne – , daß er das nur so loswerden konnte. Nur mit Hakenkreuzschmieren, mit Anpöbelei.«
»Woher kommt der Haß?« fragte ich.
»Der ist in jedem. Wir müssen lernen, damit umzugehen. Wenn wir aber zuviel enttäuscht werden, zuviel ausgelacht werden, dann wird der Haß größer und die Möglichkeit, damit umzugehen, kleiner. So muß es sein«, sagte er.
»Ich hab ihm nicht geholfen, mit sich selbst fertig zu werden«, sagte er.
Er hatte die Arme auf dem Rücken. Es kam mir fast so vor, als sei er der Angeklagte. Lächerliche Idee.
»Aber an so etwas sind immer viele schuld, denke ich.« Er redete weiter: »Andy war gut«, sagte er. »Mensch ist Mensch. Du sollst nicht töten. Achtung, Fragen, Mut – eigentlich kannte er das alles. Er war gut. Aber er hat trotzdem anders gehandelt. Vielleicht war er nicht selbstbewußt genug. Vielleicht war er zu allein.«
Er mußte gehen.
Der Vater ist weg.
Ich bin auch allein.
Ich will schlafen.
»Du kannst zu mir kommen«, hat der Vater gesagt. »Wenn du hier raus bist.«
Jetzt weiß ich, wohin ich kann. Ob ich’s tu, weiß ich noch nicht. Ich will nicht mehr zu den Skins. Das weiß ich.
Aber vielleicht geh ich doch wieder hin. Ich kenn mich ja. Ist so bequem, mit anderen zu rennen. Und viele rennen zurück. Warum also nicht ich? Obwohl ich weiß, zerstören reicht nicht. Und Haß reicht auch nicht. Aber was will ich?
Und: Tu ich das, was ich will?
Ich lieg in der Zelle und schau hinaus.
Ich kenne mich. Ich bin ein Schlappschwanz, Mitläufer. Das ist am bequemsten, so hab ich’s immer gemacht. Ob ich was anderes schaffe? Ob ich zu ihm gehe, zu Andys Vater?
Einmal will ich. Einmal will ich nicht. Ich weiß es nicht.
Begriffserklärungen
Arbeitsdienst
Reichsarbeitsdienst, RAD. Jungen und Mädchen zwischen 18 und 25 Jahren mußten sechs Monate Arbeitseinsatz für Staat und Gesellschaft leisten. Der RAD war von 1935 bis 1945 verpflichtend und diente zunehmend der militärischen Erziehung.
Auschwitz
Im Zweiten Weltkrieg berüchtigtes Vernichtungslager der Nazis. Im Konzentrationslager Auschwitz fanden insbesondere Massenvernichtungen von Juden statt. Heute fast ein Synonym für die Greueltaten des Hitlerregimes.
Auschwitz-Lüge
Mit der Auschwitz-Lüge sollen die Verbrechen bzw. der Völkermord an den Juden geleugnet werden.
Drittes Reich
Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland (1933 – 1945).
Faschos/Faschisten
Faschisten sind Anhänger des Faschismus, einer nach dem Führerprinzip organisierten, nationalistischen, antidemokratischen und antikommunistischen rechtsradikalen Bewegung.
Hakenkreuz
Kreuz, dessen vier gleich lange Balken rechtwinklig abgeknickt sind, so daß es wie ein laufendes Rad erscheint. Verbreitetes Symbol in Europa und Asien. Ab Anfang des 20. Jahrhunderts wird es zum Zeichen antisemitischer Verbände; für Hitler war es das Kampfzeichen der NSDAP. In Deutschland heute verboten, wird es von den Neonazis wieder aufgegriffen.
Hakenkreuzfahne
Fahne des Nationalsozialismus. Das Hakenkreuz wurde im weißen Kreis in die Mitte auf roten Grund gesetzt, als Zeichen gegen Kommunismus und Sozialismus, deren Farbe rot ist.
Herrenmensch
Die Blonden und Blauäugigen der germanischen Rasse, auch als Germanen oder Arier bezeichnet, wurden nach der nationalsozialistischen Rassenkunde als die höchstwertige Rasse angesehen und daher als Herrenmenschen bezeichnet.
Heß, Rudolf
1894-1987. Einer der führenden Männer in der Gefolgschaft Hitlers und in der Zeit des Dritten Reiches. Heß war Hitler
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