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Schwarzer, Wolf, Skin

Schwarzer, Wolf, Skin

Titel: Schwarzer, Wolf, Skin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Hagemann
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mehr. Ich griff in meine Tasche, wollte mein Klappmesser packen, aber da hatten mich schon zwei von hinten im Griff.
    »Solln wir dir den Hals auch mal ein bißchen rasieren? Ein bißchen rasieren?« sagte einer in seinem saublöden Türkenjargon. Ein mittelgroßer Schwarzhaariger mit dreckigem Gesicht zog sein Messer genüßlich aus der Gesäßtasche und hielt es mir unter die Kehle. Mir fiel nichts ein. Echt nicht. Angst hatte ich. Die Gurgel schnürte sich zu.
    »Oder Ohren, Ohren ab«, sagte ein anderer. Sie hielten das Messer dran. Sie lachten.
    »Haut ab, ihr Schweine!« Ich ging dabei rückwärts, trat einem auf die Zehen. Der zog mich von hinten ganz schnell auf den Boden. Und der mit dem Messer hockte sich auf meinen Bauch.
    Verdammt, das tat weh. Wer das nicht kennt, der weiß auch nicht, wie weh das tut. Ich roch so ‘ne Knoblauchfahne. Echt Scheiße. Das Gesicht und daß ich hier lag und überhaupt. Scheiße! Hätte ich doch nur meine Bierflasche gehabt, dann hätte ich der Knoblauchfresse eins über den Schädel ziehen können. Ich schaute mich um, aber die Flasche war weggerollt.
    Der Ali hielt mir wieder das Messer an die Gurgel. Ich wollte schreien, da schlug mir einer ins Gesicht. Ein anderer steckte mir sein dreckiges Taschentuch in den Mund.
    »Schneid ihm die Zunge ab!« sagte noch einer. Da bekam ich echt Angst. Einen Augenblick lang war sie voll da, die Angst. Wenn die mich wirklich kaltmachten…
    Auf einmal Stimmen! Die Türken sprangen auf und ließen mich liegen. Ich verstand nichts mehr. Auch die Angst nicht, die ich gerade noch gehabt hatte, und das Messer, das an meinem Hals war.
    Es liefen welche hier und da und hin und her. Bullen? Ich schaute hoch.
    Fünf Skinköpfe neigten sich über mich. Ein irres Bild. Ein irres Gefühl, wenn du gerade da unten voll im Dreck gelegen hast, dann ist das irre, das Gefühl, das du dann hast.
    Sie hoben mich langsam hoch. Das war das erste Mal, daß mir so was passiert war. War auch ein bißchen leichtsinnig von mir gewesen, so allein mit dem Andy loszulaufen. Nachts. Mitten in der Stadt.
    Ich schaute mich um. Da war der Andy. »War das gut?« fragte er unsicher.
    Ich schaute ihn an, wußte nicht, was der kleine Irre wohl meinte. Ich schaute ihn an von oben bis unten. Ob das gut war, daß ich da unten in der Scheiße gelegen hatte? Das konnte der doch wohl nicht meinen. Aber da sagte Dolf: »Was meinste, wie wir los sind, als der Andy uns geholt hat!« Da kapierte ich. Der Andy war sofort losgerannt, hatte die andern geholt. Wir waren ja wirklich noch nicht weit weg von unserm Bunker gewesen. Der Jon hatte sogar noch sein Rasiermesser in der Hand. »Was meinste, was ich denen alles abrasiert hätte«, sagte er.
    Ich schüttelte mich. Alles tat mir weh. Aber das sagte ich natürlich nicht. Hart wie Kruppstahl, sagt mein Vater immer. Obwohl ich verdammt noch mal nicht so werden will wie der Alte. Aber mit dem Spruch hat er recht.
    Jon strich mir über den Kopf. Das tat gut. Eigentlich machte er das aber nur, um noch mal zu fühlen, wie blank mein Kopf war. Wir Skins! Tolles Gefühl, wenn alle gleich aussehen. Natürlich nicht ganz.
     
     
    Jon heißt eigentlich Jonas. Aber so ‘nen heiligen Namen will er nicht. Daher nennt er sich Jon, aber nicht englisch ausgesprochen, sondern das J so wie bei »ja« ausgesprochen. »Deutsch«, sagt er. »Wir können doch nicht schon bei unseren Namen mit dem fremdländischen Gequatsche anfangen.«
    Jon ist ungefähr 1,90 Meter groß, hat breite Schultern, aber sonst ist er sehr schmal gebaut. Auch der Schädel ist schmal. Jetzt, wo er ihn blank hat, sieht man das natürlich noch viel deutlicher. Die Nase ist lang, ziemlich groß. Aber gut geschnitten. Jon hat grüne Augen. Die können einen angucken, daß man sich völlig toft fühlt. Aber wenn er wütend ist, sind sie kalt wie Eisen, wie Stahl.
    Jon hat ‘ne Lehre gemacht, aber dann abgebrochen. »Irgendwie war es das nicht«, sagt er. »Jeden Morgen halb acht auf der Matte stehen. Und die vielen Türken, die in der Werkstatt mitgearbeitet haben, die haben mir auch gestunken.« Aber das ist ihm erst richtig klar geworden, als wir zusammen waren, wir Skins. Hat er auf jeden Fall gesagt. »Wenn ich ‘ne dunkle Haut sehe oder wenn einer die Sätze so verdreht, dann fang ich an zu kotzen«, sagt er immer.
    Dolf heißt eigentlich Boris, aber er will, daß wir ihn Adolf nennen. Er ist ‘ne Führernatur. Sagt er jedenfalls. Er sagt, wo es langgeht. Jedem. Erklärt nicht

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