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Schwarzer, Wolf, Skin

Schwarzer, Wolf, Skin

Titel: Schwarzer, Wolf, Skin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Hagemann
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»Junge, wenn du Zweifel hast, mußte eben aufhören zu denken. Glaub mir.«
     
     
    Geil war das auch mit den Computerspielen. Die hatte Scheuerer besorgt. Da mußte man Ausländer verfolgen. Und immer, wenn man einen hatte, dann konnte man den so zerquetschen wie eine Wanze an der Wand. Das Spiel machte Spaß. Und der Scheuerer sagte uns auch, wir müssen sehen, daß das Ungeziefer verschwindet.
    Oder auch das mit dem Ausländerabschießen. Kennt ja jeder, diese Zielscheiben mit den Wurfspießen. Wir hatten Zielscheiben, da waren Neger- und Türkengesichter drauf. Und wenn du die ins Auge trafst, dann floß ‘ne rote Flüssigkeit raus. Das Gesicht verzog sich so ‘n bißchen. »Das können sie nicht so gut haben«, sagte der alte Motte und lachte sich kaputt. »Jungs, so was macht doch echt Spaß!«
    Andy saß dabei immer auf seiner Matratze und machte Schularbeiten. Daß der das überhaupt packte, wunderte mich. Aber der hatte kaum einen Durchhänger.
    Manchmal hat er uns was aus der Schule erzählt. Zu einem Sportlehrer, der ziemlich dunkel aussah, hat er ein paarmal gesagt: »Na, du altes Ausländerschwein!« Kriegte dann einen Verweis.
    Seine Klassenlehrerin humpelte, weil sie den Fuß gebrochen hatte. Hat er doch glatt zu ihr gesagt: »In der Hitlerzeit wären Sie vergast worden.« Und ein anderes Mal: »In Auschwitz sind noch Plätze frei.«
    Er prügelte sich ziemlich oft in der Schule. Weil er bei uns ziemlich viel an Kniffen und so gelernt hatte, machte der natürlich bald jeden platt. Ich war stolz, daß das Bürschchen sich in der Schule so durchsetzte.
     
     
    Dann kam das mit dem Skinmädchen. Da war wieder ein Konkurrenzkampf zwischen Schneider und Dolf. Dolf hatte sie zuerst. Schneider hatte sie ihm ausgespannt, als er aus dem Knast wieder raus war. Dolf wollte sie wiederhaben. Sie prügelten sich. Und das Mädchen? Ein Skinmädchen hat nichts zu melden. Die hat zu gehorchen.
    Dolf hatte sie wieder. Er hat’s mit ihr bei uns im Keller getrieben. Da kam Schneider rein – und der alte Motte. Wäre der nicht gekommen, ich glaub, es hätte Mord und Totschlag gegeben. Da ist Schneider abgehauen: »Das wirst du mir büßen!« Das war schon die zweite Drohung.
    Dolf wurde am selben Abend oben in der Wohnung festgenommen. Er hätte den Türken ermordet. Schneider, die Verrätersau! Das gab es nicht! Der hätte sich noch einmal bei uns blicken lassen sollen! Hat er natürlich nicht. Wollte ja schon immer in eine andere Stadt gehen.
    »Scheißkerl!« sagte Andy. So was raffte der einfach nicht.
    Und da fing es bei ihm wieder an. Noch stärker wurde es, als wir bei der Parteiversammlung der Rechten Ordnungshüter sein sollten.
    »Echt geil«, hatte Fried gesagt. »Wir sind die Nachfolger der SA. Die Linken werden erwartet.« Und er legte die Baseballschläger bereit.
    »Mit Gewalt kannst du doch nicht alles lösen«, sagte Andy am Nachmittag vorher zu mir.
    Da war ich anderer Meinung: »Gewalt ist doch nur der Übergang. Wenn das vorbei ist und die schädlichen Elemente beseitigt sind, dann können wir drauf verzichten.«
    »Ich weiß nicht«, sagte Andy.
     
     
    Von Dolf kriegten wir Briefe aus der U-Haft:
     
    Heil Euch,
    der Tag der Rache wird kommen. Unser Kampf wird weitergeführt gegen die Bastardisierung und Rassenschändung. Auch gegen die kriminellen Ausländerelemente. Ich bereite mich hier vor. Heil Hitler!
     
    »Das hört sich komisch an«, sagte Andy. »Was ist das für eine Sprache?«
    Ich fand das geil, wie Dolf sich ausdrücken konnte. Aber nur mich fragte Andy, nicht die andern. Die andern hätten ihn geprügelt. »Wer nicht hören will, muß fühlen«, hatte Fried mal gesagt und zugelangt.
    Ich hatte mich an die Sprache schon gewöhnt. Das geht schnell. Und mit der Sprache verändert sich auch viel im Kopf: Gedanken, Gefühle, Meinungen. Die wichtigen und wahren Worte wurden da eingemeißelt. Sie standen dort fest.

18
     
     
     
    Dann wurde Andy krank. Ich hab echt Angst gehabt um ihn. Ich hab von zu Hause ein Fieberthermometer mitgebracht. Über 40°. Er schlief den ganzen Tag und war kaum mehr ansprechbar.
    Ich wollte einen Arzt holen. Der Alte brüllte, was ich mir einbildete, unsern Keller zu verraten. Ich blieb eine Nacht bei Andy, hab ihm immer zu trinken gegeben und nasse Lappen auf die Stirn gelegt.
    Der Alte machte doch echt einen Kameradschaftsabend! Mir blieb die Spucke weg. »Andy merkt doch eh nichts«, grinste er.
    Was so ein Abend bedeutet, weiß jeder: Musik, lautes

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