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Schwarzes Prisma

Schwarzes Prisma

Titel: Schwarzes Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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eine Brust und mochte einen Hals oder einen Bauch oder jemand anderen in der zweiten Reihe treffen. So oder so, es tötete, und die Reihen lösten sich vor ihm auf. Er leerte alle Musketenkugeln aus seiner Brust und fand weitere in seinen Armen und seinem Rücken, und jeden Moment kamen neue hinzu. Er schnitt sich einen blutigen Pfad durch die Spiegelmänner. Er konnte König Garadul nicht sehen, aber er vermutete, dass die richtige Richtung wahrscheinlich die war, in der der Widerstand am größten war. Nichts Gutes ist einfach.
    Durch die Reihen und das Chaos sah Kip etwas aufblitzen. Königliche Gewänder. Garadul.
    Er brach durch, gerade als König Garadul auf ein Podest auf der hinteren Seite des Marktplatzes gezogen wurde. Seine Männer versuchten, ihn von dort in eine schmale Gasse zu drängen. Kip sprang los und stellte fest, dass seine grünen Luxin-Beine ihn viel weiter trugen, als er beabsichtigt hatte. Er landete zwischen König Garadul und der Gasse, zerquetschte zwei Männer des Königs, darunter seinen letzten Wandler. Der Boden war übersät mit toten Wandlern, aber Kip scherte es nicht, wie sie gestorben waren. Er hatte nur Augen für den König. Er streckte eine Hand hinter sich aus und schoss ein Dutzend Musketenkugeln auf die verbliebenen Spiegelmänner.
    König Garadul stolperte über einen Leichnam auf dem Podest. Binnen eines Augenblicks war Kip auf ihm. Er trat nach Kip. Kip ließ eine große Faust niederkrachen und brach dem König das Bein, als sei es Zündholz. Der Mann schrie. Kip packte seinen Kopf mit großen Luxin-Fäusten und zog ihn hoch. Das Musketenfeuer brach ab. Kip war dem König zu nah; niemand würde es wagen.
    »Ihr habt meine Mutter getötet!«, schrie Kip dem König ins Gesicht.
    Die Augen des Königs konzentrierten sich auf Kips Gesicht innerhalb der grünen Rüstung. »Du?«, fragte er. »Linas Balg? Sie ist der Rache nicht würdig. Und das weißt du auch.«
    »Kip!« Jemand rief, aber Kip hörte es kaum. Der König versuchte, ein Bich’hwa aus seinem Gürtel zu ziehen, hatte aber zu große Schmerzen.
    »Geh zur Hölle!«, schrie Kip. »Geh zur Hölle!« Er hob den König hoch und drückte mit all seiner Kraft und seiner Willensstärke zu.
    »Kip! Halt! Das ist genau das, was Lord Omnichrom will …«
    Nichts konnte den Wahnsinn durchdringen, den schieren Zorn. Kip war sich nicht einmal sicher, ob es mehr darum ging, dass dieser Mann sein Dorf vernichtet oder dass er seine Mutter getötet hatte. Er liebte sie. Er hasste sie.
    König Garadul schrie, und Kip schrie, und gemeinsam übertönten sie Corvan Danavis’ Schrei. Kip presste die Hände zusammen, und der Kopf des Königs zersprang wie eine Traube, wie eine aus großer Höhe fallen gelassene Wassermelone, die überall Saft verspritzte.
    »Kip! Nein! Es ist genau das, wovon sie wollen, dass du es tust!« Corvan Danavis’ Stimme durchdrang Kips eisernen Schädel, als er den schlaffen Leichnam des Königs auf das Podest fallen ließ.
    Als Kip benommen aufblickte, sah er Corvan Danavis auf seinem Pferd an der Spitze von vielleicht hundert Männern, die auf den Platz ritten. Die Eindringlinge, ohne König Garadul bereits gebrochen und führerlos, sprangen beim Anblick so vieler neuer Soldaten auseinander.
    Kip hörte einen Körper hinter sich fallen und drehte sich gerade rechtzeitig um, um einen Spiegelmann mit einem Pfeil im Herzen zu Boden stürzen zu sehen. Jemand hatte ihn gerettet. Wieder einmal. Er hatte den Mann nicht einmal bemerkt. Sein Gehirn schwamm. Er fühlte sich, als schrumpfe er. Er stand wieder auf seinen eigenen Füßen, und das grüne Luxin war fort. Er schwankte und spürte, wie jemand ihn auf den Füßen hielt. Er drehte sich um. Karris war von den Dächern herabgekommen und zog dem König das Bich’hwa aus dem Gürtel. Karris? Er hatte vorgehabt, sie zu retten, nicht wahr? Das hatte ja gut funktioniert.
    Er blickte auf König Garaduls Körper und spürte nichts als Leere. Als er aufsah, war Corvan Danavis da, und er fluchte. Kip hatte Meister Danavis noch nie fluchen hören.
    »Hast du eine Ahnung, was du gerade getan hast?«, fragte Corvan.
    »Geh zur Hölle …«, sagte Kip, leer, trocken, leblos. »Er hat unsere ganze Stadt vernichtet. Er hat Schlimmeres verdient.«
    Corvan hielt inne und sah Kip mit neuem Respekt in den Augen an. Einen Moment lang schwieg er, dann sagte er: »Steig auf. Wir müssen zum Hafen. Sofort.«
    »Aber ich habe ihn getötet. Siegen wir nicht?«, fragte Kip. Sein Kopf

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