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Schwarzes Prisma

Schwarzes Prisma

Titel: Schwarzes Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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Er konnte nicht viel sehen, und es scherte ihn nicht. Er konnte Männer von ihm wegströmen sehen; einige von ihnen bemerkten ihn und rannten einfach wie von Höllenhunden gehetzt, aber andere schienen auf etwas zuzurennen. Ein Treffpunkt, ein Versammlungspunkt. Wo König Garadul sein würde.
    Kip stürmte um eine Ecke und prallte von hinten gegen ein halbes Dutzend Soldaten. Sie hatten ihn nicht gesehen, und er konnte nicht stehen bleiben. Er rannte direkt über sie hinweg, hinterließ eine Masse aus brennendem Fleisch, Schreie und Flüche. Er schwang die Arme in großen, kreisenden Bewegungen und fällte die Männer mit Feuer und Klingen.
    Und es waren viele, sie standen dicht. Kip hatte es geschafft. Hier waren Hunderte von Soldaten. Er konnte dumpfe Blitze auf den blinkenden Rüstungen der Spiegelmänner auf der anderen Seite des Platzes sehen. Dann war er eingeschlossen in die liebenden Arme der Schlacht. Da war kein Morgennebel. Kein Zählen seiner Feinde. Keine Übersetzung der Rufe seiner Feinde in einfache Sprache, Befehle, die ihm vielleicht helfen würden zu wissen, was kam. Da war nur das Brüllen, das aus Kips eigener Kehle drang, das Hämmern seines eigenen Herzens, das pulsierende Leben, das seine Magie war. Da war nur das Brennen in seinen Muskeln, der Widerstand, den sein Arm spürte, wenn er in einen Mann fuhr, und die Freiheit, wenn er ihn herauszog.
    Die Welt schloss sich um Kip. Er konnte kaum sehen, konnte in der grünen Rüstung kaum den Hals drehen. Es machte ihn verrückt. Er brauchte Freiheit. Er konnte nicht gefangen sein. Er war ein Tier. Er krachte durch Reihen von Soldaten, als sie sich gegen ihn formierten. Seine kreisenden Arme zerschmetterten Speere, als seien sie nichts. Er drosch mit geschlossenen Fäusten auf Köpfe ein. Riss Männer von seinem Rücken und brach ihnen das Rückgrat.
    Dann teilten sich die Reihen plötzlich vor ihm. Alle bis auf einen einzigen Mann, der nicht rechtzeitig beiseitetrat, und Kip sah zwei Reihen von jeweils zehn Musketenschützen. Die erste Reihe kniete, die zweite stand, und alle Musketen waren auf ihn gerichtet. Jemand rief etwas, einen Befehl. Und Kip sah den einen Soldaten zwischen ihm selbst und den Musketenschützen. Der Mann hörte den Befehl ebenfalls und verstand. Kip sah die Panik auf seinem Gesicht.
    Die Musketenschützen schossen eine Salve ab. Feuer und Rauch sprangen wie ein angreifender, knurrender Löwe aus ihren Musketen. Kip sah, wie der Soldat niedergemäht wurde, noch während er sich gegen die Schüsse wappnete.
    Die Musketenkugeln trafen ihn wie eine Faust, viele davon gleichzeitig und einige nur Sekunden nach den ersten. Er wurde von den Füßen gerissen.
    Jubel brandete auf. Vor Kips Augen verschwamm alles, und er spürte, wie das grüne Luxin um ihn herum weich wurde.
    Nein! Ich kann eine Strafe ertragen. Das ist meine Gabe.
    Ein Musketenschütze kam auf Kip zugerannt und richtete eine Donnerbüchse auf seinen Kopf. Etwas streifte am Kopf des Mannes vorbei – ein Pfeil? –, verfehlte ihn jedoch. Kip packte das klaffende Maul der Donnerbüchse, zog es an sich, drückte es sich mitten auf die Stirn und presste grünes Luxin in den Lauf. Der Mann drückte ab, und die Waffe explodierte.
    Kip sprang mit unmenschlicher Kraft auf die Füße. Er trampelte auf dem schreienden Musketenschützen herum und betrachtete sich selbst. Er konnte die bleiernen Musketenkugeln flach gedrückt in seiner grünen Rüstung sehen. Als hätten sie auf einen Baum geschossen. Die Kugeln hatten die Oberfläche durchdrungen, waren dann aber nicht weitergekommen. Kip lachte, dem Wahnsinn verdammt nah. Er war kugelsicher.
    Ohne auf die Musketenschützen zu achten, von denen einige davonliefen, während die übrigen hektisch nachluden, ihre Ladestöcke und Pulverhörner befingerten und versuchten, sich für den nächsten Schuss bereitzumachen, hielt Kip Ausschau nach König Garadul. Diese Männer stellten keine Bedrohung dar. Sie konnten ihn nicht binden. Er aber, er konnte nichts sehen. Also zog er grünes Luxin um sich herum und machte sich größer. Einfach.
    Und da war er. Umringt von seinen Spiegelmännern saß König Garadul auf seinem Pferd. Er rief einer Wandlerin an seiner Seite etwas zu und deutete auf Kip. Die Haut der Wandlerin war leuchtend blau, aber noch während sie ihre Magie sammelte, schoss etwas vom Himmel. Die Frau öffnete schlaff die Hände, und Blut quoll aus ihr heraus und sammelte sich in einer Pfütze auf dem Boden. Sie kippte aus

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