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Schwarzes Prisma

Schwarzes Prisma

Titel: Schwarzes Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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nötig, einen weiteren Hinterhalt zu riskieren.
    Sie erreichten den Hafen und stießen dort auf Hunderte ihrer eigenen Soldaten, die das Hafengelände mit geladenen Musketen bewachten. Noch immer gingen Menschen an Bord der Boote, Berge von Gepäck wurden beiseitegeschoben und zurückgelassen und jetzt als Barrieren benutzt. Ein Strom von Booten lief bereits aus, eine Linie, die in der Ferne verschwand und durch die Beine der Wächterin fuhr. Jedes Schiff im ganzen Hafen war benutzt worden. Und die meisten waren bereits fort. Zwei riesige Barkassen aus blauem und grünem Luxin und Holz waren erbaut worden, und auch sie liefen bereits aus. Damit blieb eine einzige Luxin-Barkasse übrig, die sich schnell füllte, mit viel zu vielen Menschen.
    Die Soldaten hier waren größtenteils Einheimische – wo zur Hölle waren die ruthgarischen Soldaten abgeblieben? Zweifellos waren sie an Bord früherer Schiffe gegangen. Irgendjemand würde dafür bezahlen, aber nicht jetzt. Die Soldaten, die zurückgeblieben waren, wirkten entschlossen, und ihre Mienen hellten sich auf, als sie Gavin sahen. Es waren Männer, die wussten, dass sie sterben würden, um ihren Familien eine Chance zu geben, die Stadt zu verlassen. Männer, die bereit waren, diesen Preis zu zahlen.
    »Wer führt das Kommando?«, fragte Gavin.
    »Ich, Herr. Lord Prisma. Herr.« Ein kleiner, unscheinbarer Ruthgari mit seltsam krausem Haar für seinen bleichen Teint und einem Ausdruck in den Augen, als stünde er Todesängste aus, trat vor. Ein andermal hätte Gavin über den unbeholfenen kleinen Mann gelacht. »Wir haben fast alle Schiffe, die wir haben, beladen. Und Männer versammelt, die kämpfen werden. Wir brauchen Platz für dreihundert weitere Personen, wenn niemand sonst mehr aus der Stadt kommt.«
    »Irgendeine Spur von General Danavis oder Hauptmann Eisenfaust?«, erkundigte sich Gavin.
    »Nein, Herr. Lord Prisma. Herr.«
    »Herr genügt«, sagte Gavin. »Schwarzgardisten, jeder von Euch, der wandeln kann, ohne den Halo zu brechen, soll mir helfen. Wir werden, während wir warten, eine weitere Barkasse schaffen.«
    »Warten, Herr?«, fragte ein Schwarzgardist.
    »General Danavis kommt. Wir stellen eine weitere Barkasse fertig. Dann laufen wir aus. Bis dahin wird er hier sein.«
    Eine Trompete erklang. Der bleiche Ruthgari rief: »Feind im Anmarsch! Macht Euch bereit!«
    »Haltet Ihr stand, während wir eine Barkasse machen?«, fragte Gavin.
    Der Mann war immer noch klein, immer noch unscheinbar, aber sein Gesicht war entschlossen, und alles Komische an seinem Aussehen war verschwunden. »Wir werden standhalten, Herr. Bis zum letzten Mann.«

90
    Karris wählte eins der Pferde der Spiegelmänner aus, das aussah, als hätte es noch immer ein wenig Luft und Kampfgeist. Sein Rossharnisch war verspiegelt, und es glänzte in der Morgensonne. Sie hätte sich geradeso gut eine Zielscheibe auf den Rücken malen können. Nun, sie war selbst nicht gerade unauffällig.
    Die Zeit drängte. Die vierhundert Schritte, die Lord Omnichroms Farbwichte von ihnen trennten, konnten nur durch ein Labyrinth von Gassen oder schuttübersäte Straßen überwunden werden. Es würde sie verlangsamen, aber nicht sehr.
    Corvan Danavis’ Männer formierten sich bereits zum Rückzug. Kip sah so schlimm aus, wie Karris es erwartet hatte. Corvan sagte: »Das ist die Lichtkrankheit, Kip, und sie ist völlig unberechenbar.« Dann wandte er sich seinen Männern zu. »Zum Hafen!« Einer seiner Offiziere drängte sich mit einer Frage zu ihm, so dass Kip wieder Karris überlassen blieb.
    »Komm her«, sagte sie mit ein klein wenig mehr Schärfe, als sie beabsichtigt hatte.
    Offensichtlich benommen stieg Kip zu ihr aufs Pferd, und sie ritten los.
    Zuerst dachte Karris, dass sie ohne Weiteres entkommen würden. Dann erreichten sie die Brücke. Das gegenüberliegende Ende war mit Wagen und Karren versperrt, die nur Sekunden vor dem Eintreffen von Corvans Männern in Brand gesteckt worden sein mussten – sonst hätten sie den Rauch gesehen.
    Die Männer an der Spitze der Kolonne ließen ihre Pferde halten, und die Männer, die hinter ihnen kamen, prallten mit ihnen zusammen und verursachten Chaos. Corvan, der mit vorne ritt, versuchte, einige Wandler aus dem Gedränge zu befreien, damit sie sich daranmachen konnten, die flammenden Barrikaden beiseitezuräumen. Es würde nur ein oder zwei Minuten dauern, unter normalen Umständen.
    Im hinteren Teil der Kolonne zügelte Karris scharf ihr Pferd und

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