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Schwarzes Prisma

Schwarzes Prisma

Titel: Schwarzes Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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retten können. Nehmt ihn und macht, dass Ihr hier wegkommt!«, schrie Samila Sayeh mit blitzenden Augen.
    Corvans Männer begannen, über die Brücke zu drängen, denn die Hindernisse waren inzwischen beseitigt. Karris spürte, dass Kip sich hinter ihr bewegte. Lord Omnichroms Armee war wie eine hereinkommende Flut. Karris trieb ihr Pferd weiter und schaute sich nur einige Mal kurz nach dem magischen Feuerwerk hinter ihr um.
    Es war genug. Alle Männer Corvans schafften es über die Brücke. Von dort aus bis zum Hafen gab es keinerlei Hindernisse mehr.
    Karris traf mit den letzten Soldaten am Hafen ein. Corvan, an der Spitze, hatte Gavin fast erreicht, der von einem Kai aus ein Schiff wandelte, wie es aussah. Jemand verständigte Gavin, und Karris sah sein schiefes Lächeln aufblitzen, als er Corvan bemerkte.
    Und in diesem Moment wusste Karris Bescheid. Es war, als hätte man ihr mit einem Knüppel auf den Kopf geschlagen. Ihre Kehle schnürte sich zu. Die Teile fügten sich ineinander. Tausend Teile aus den letzten sechzehn Jahren und die letzten in den vergangenen Tagen: dieses Grinsen. Dass er heute Morgen Corvan auf die Schulter geschlagen hatte. Wenn Karris nicht mehr als ein Jahrzehnt in der Schwarzen Garde verbracht hätte, wäre es ihr entgangen. Aber Gavin und Corvan sollten einander hassen. Das konnte man vielleicht noch wegerklären. Sie waren vernunftbetont, gewiss. Sie hatten Gründe, zusammenzuarbeiten, richtig. Aber was sie gesehen hatte, kam nur mit Vertrautheit und Vertrauen.
    Wer kommt als ein besserer Mann aus dem Krieg zurück?
    Gavin hatte gesagt: »Was in diesem Brief steht, ist nicht wahr. Ich schwöre, es ist nicht wahr.« Warum sollte Gavin eine Lüge verdoppeln, von der er wusste, dass sie Minuten später enthüllt werden würde?
    Weil es keine Lüge war.
    Oh, Scheiße.

91
    Kip wurde aus seiner Erstarrung gerissen, als sie plötzlich am Hafen waren. Es fiel ihm schwer, dem Gang der Dinge zu folgen. Zuerst forderten die Männer Corvan heraus, und dann hießen sie ihn willkommen, und Corvan erteilte Befehle und verschwand zwischen den Männern, um mit diesem und jenem zu reden. Kip fühlte sich gleichzeitig schwindelig und so stark wie ein Bär. Karris fluchte laut, aber er verstand nicht, warum. Sie zog an seinen Armen, die noch immer fest um ihre Taille lagen. Er ließ sie los und stürzte beinahe, als sie sich aus dem Sattel schwang.
    »Ich werde dich gleich holen kommen.« Karris tätschelte ihm den Arm. Plötzlich konnte er ihr Gesicht wieder klar sehen. Als schaue er durch sie hindurch, als verstünde er sie. Sie sah … verletzlich aus.
    Verletzlich? Karris Weißeiche? Ein andermal hätte Kip bei dem Gedanken gelacht. Jetzt war seine Konzentration zu groß. Ihre Augen waren schmal. Ein Teil davon war Sorge um Kip, aber dieses Tätscheln seines Unterarms bedeutete: »Du wirst in wenigen Minuten in Ordnung sein.« Sie machte sich keine großen Sorgen wegen Kip. Sie war wegen etwas anderem nervös.
    Karris drehte sich um, und Kip sah, wie sie die Schultern straffte. Ihre Schultern hoben sich – sie holte tief Luft. Dann stolzierte sie das Dock hinunter, als sei sie so selbstbewusst wie immer zwischen Soldaten, Wandlern, Seeleuten und verängstigten Zivilisten. Trotz des Durcheinanders, der Nervosität und der nicht allzu weit entfernten Kämpfe teilte sich die Menge vor dieser Vision von Krieg und Schönheit: angespannte Muskeln und Weiblichkeit, das Luxin-Schwert auf dem Rücken noch immer rauchend, Ruß auf ihren nackten Schultern und dem Dekolletee, ein Bich’hwa in der Faust, barfuß, das schwarze Haar vom Wind zerzaust, der Schritt furchtlos.
    Sie blieb hinter einem kupferhaarigen Wandler stehen, der an einer großen Barkasse arbeitete. Sagte etwas. Der Mann riss den Kopf herum. Es war nicht irgendein Mann. Es war das Prisma.
    Gavin riss Karris stürmisch in die Arme. Erleichterung.
    Karris’ Körper war steif, die Arme noch immer an den Seiten, entweder schockiert oder abgestoßen, Kip konnte es nicht erkennen. Dann schien die Steifheit in ihren Armen und Schultern nach und nach zu schmelzen. Ihre Arme bewegten sich, hoben sich, um Gavins Umarmung zu erwidern.
    Dann sah Gavin Kip. Überraschung. Er ließ Karris los, sagte etwas.
    Karris ohrfeigte ihn.
    Gavin hob die Hände. Was habe ich gesagt?
    Aber Karris stürmte davon, ohne zu antworten.
    Gavin blickte zwischen ihr und Kip und der unvollendeten Barkasse hin und her. Ließ die Hände sinken. Fluchte.
    Kip drehte sich zur

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