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Schwarzwaldstrand

Schwarzwaldstrand

Titel: Schwarzwaldstrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Alexander · Ummenhofer Rieckhoff
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Hubertus von der Plane befreit hatte. »Wie bist du denn eigentlich so versichert?«
    Und schon waren die positiven Gedanken von eben Makulatur. Ein Versicherungsfuzzi – na prima.
    Doch aus dem Lidohimmel wurde ihm flugs ein rettender Engel gesandt. Zumindest empfand es Hubertus in diesem Moment so.
    Â»Kann isch watt helfen?«, mischte sich nun nämlich der fernsehende Nachbar von gegenüber ein. »Ich bin der Haraaald«, stellte sich der dickliche Mann vor, der mehr Haar auf der Brust als auf dem Kopf trug. Es war anhand des Dialekts nicht schwer zu erraten, dass Harald wohl aus dem Ruhrpott stammte.
    Redselig gab er Hubertus Tipps und ließ Versicherungs-Dietmar kaum mehr zu Wort kommen.
    Â»Mann, Mann, Mann, watt machse denn für’n Scheiß! Is doch logo, datte ers die Plane durch die Rille am Wohnwagen ziehen muss, bevorde datt Gestänge vollständich aufbaus. Is doch sonst viel zu schwer, datt Dingen da drübber zu hieven. Is doch klar wie Kloßbrühe.«
    Â»Aha«, machte Hubertus nur und fühlte sich einigermaßen vorgeführt, zumal nun auch Elke und Maximilian verschlafen aus dem Wohnwagenfenster lugten und Harald derart laut schwadronierte, dass man ihn vermutlich über den halben Campingplatz hören konnte. Vielleicht hielt man ihn auch für eine Gestalt aus dem Trickfilm des Fernsehers, der immer noch dröhnte.
    Campingprofi gibt Campinganfänger Tipps. Genau das konnte Hubertus an seinem ersten Ferientag auf nüchternen Magen gebrauchen.
    Â»Is für dich wohl datt erste Mal, watt?«, blieb Harald weiter beim wohl üblichen Camper-Duzen, ohne Hubertus’ Antwort abzuwarten, der mittlerweile vergeblich versuchte, den an seinem verschwitzten Körper haftenden Sand abzuklopfen. Stattdessen widmete sich Harald nun der »bezaubernden Dame des Hauses«.
    Â»Freut mich sehr, ich heiße Elke. Und das ist unser Enkel Maximilian«, entgegnete diese.
    Â»Watt? So’n junges, hübsches Ding schon Omma? Boah! Wann habt ihr denn datt Kindermachen angefangen?«, konnte sich Harald kaum noch beruhigen und rief sogleich nach »Mathylde« und seinem Sohn Gordon Harald. Harald im Zweitnamen, natürlich nach dem »Vatter« benannt.
    Dietmar hatte sich derweil in seinen Wohnwagen zurückgezogen. Versicherungen hin oder her – er kannte Harald wohl schon …
    Als hätte er einen Lautsprecher vor dem Mund, erzählte dieser ihnen nun seine halbe Lebensgeschichte. Dass er gelernter Metzger sei und aus ganz einfachen Verhältnissen stamme.
    Â»Wir ham uns langsam nach oben gearbeitet, nä, Mathylde?«, rief er und blickte sich kurz nach seinem Wohnwagen um. Die Angesprochene nickte.
    Â»Den Meister hab ich gemacht. Und dann bin ich Schichtleiter inner großen Fleischfabrik in Oberhausen geworden«, verkündete Harald, um nahtlos einen Werbespot für seine Produkte zu platzieren.
    Â»Wir ham dat beste Fleisch von Krefeld bis Meppen. So gutet Fleisch ham die hier nich«, sagte er stolz und deutete auf seinen Wohnwagen. »In unserem bescheidenen Heim befindet sich eine von mir eigenhändig eingebaute Tiefkühltruhe mit sage und schreibe fünfundzwanzig Kilo Fleisch und Wurst von tippi toppi Qualität. Da hab ich abba höchstpersöhnlich für gesorcht«, proklamierte er weiter. »Allet selber mitgebracht.«
    Hubertus schaute derweil in einer Mischung aus Verärgerung und Ohnmacht auf den kaputten Campingstuhl, den der akribische Sauer ihm in Rechnung stellen würde, auf das immer noch blanke und von der Sonne aufgeheizte Zeltgestänge sowie die Plane auf dem sandigen Boden.
    Was wollte dieser Typ nun hier: helfen oder Reden schwingen?
    Â»Könnten Sie mir vielleicht beim Vorzelt …?«, fragte Hummel.
    Â»Datt machen ma gleich, Hubertus«, ließ Harald sich nicht aus dem Konzept bringen und strahlte die noch schlaftrunkene Elke an. »Schönet Plätzchen habt ihr euch da ausgesucht. Bester Campingplatz weit und breit. Seit fünfundzwanzig Jahren gehen Mathylde und ich schon hierher. Mir macht hier keiner watt vor. Ich duz hier jeden Grashalm, wenne verstehs, watt ich meine. Habt ihr irgendwelche Fragen, müsst ihr’s nur dem Harald sagen!« Er war weiter verbal in Höchstform.
    Harald grinste über seinen kleinen Reim, musterte das Vorzelt und stemmte seine Fäuste mit einer jovialen Geste in seine Hüften.
    Â»Wir könnten

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