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Schwarzwaldstrand

Schwarzwaldstrand

Titel: Schwarzwaldstrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Alexander · Ummenhofer Rieckhoff
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dafür ein: »Ist schon unterwegs. Vielen Dank, Harald, fürs Helfen«, strahlte sie ihn an, was Hummel noch gequälter dreinblicken ließ.
    Â»Schätzeken, gern«, steigerte Harald weiter die Vertrautheit.
    Â»Sach mal, Oppa Hubby, watt machse denn so beruflich?«, wollte Harald nun wissen. »Wenn man dich so beim Aufbau sieht, würd’ ich sagen, du bis ’n Bürohengst.« Harald lachte und klatschte sich auf die Schenkel. Gordon Harald, der es sich wie selbstverständlich auf dem anderen Campingstuhl vor Hummels Wohnwagen bequem gemacht hatte, grinste.
    Â»Lehrer«, gab Hubertus einsilbig zu Protokoll.
    Â»Soso, Lehrer«, johlte Harald. »So wie du arbeitest, möcht’ ich mal Urlaub machen.« Wieder klatschte Harald auf seine Schenkel, dass es eigentlich hätte wehtun müssen.
    Beim folgenden Monolog zog Hubertus sich in die innere Emigration zurück. Er schwitzte dabei weiter vor sich hin und versuchte, sich auf das Rauschen der Brandung zu konzentrieren. Nur noch bruchstückhaft bekam er mit, wie Harald von der legendären »Grüllfete« 1990 erzählte, als »wir Weltmeister hier wurden und den Spagafuzzis gezeicht haben, wie man Fußball spielt«, dass Hubertus sein Fleisch zum Freundschaftspreis beziehen könne und dass sie unbedingt den vom Campingplatz organisierten Ausflug »Venezia by night« buchen müssten.
    Wenn Harald das sagte, hörte es sich an, als würde er Currywurst rot-weiß verkaufen.
    Hummel döste offenen Auges weg. Er erinnerte sich an einen Satz seines Freundes Riesle. »Auf dem Campingplatz ist die Realität so voller Klischees, dass du denken wirst, du seist in einer Fernsehserie gelandet«, hatte dieser ihm prognostiziert.
    Schmachtende Italiener, fiese Mücken, Ströme von Schweiß, Massen deutscher Kleinbürger aus verschiedensten Landesteilen, vor allem aber aus seinem eigenen – bislang konnte er Riesles Vorurteilen nur zustimmen …
    So richtig zu sich kam Hubertus erst wieder, als Harald mit einem Sixpack anrückte und seinem Wohnwagennachbarn ein Bier aufnötigte. Hummel wusste: Wenig Schlaf und auch nur ein Schluck davon – und der Tag war für ihn unwiderruflich gelaufen.
    Harald war da weniger zart besaitet: Das erste Bier trank er auf ex, öffnete das zweite blitzschnell am Kronkorken des dritten, nahm einen tiefen Schluck und blickte Hummel ebenso tief in die Augen.
    Â»Also, Kernfrage«, setzte er dann bedeutungsschwanger an, »Borussia oder Schalke?«
    Â»Hm«, antwortete Hubertus, der vermutete, dass die falsche Antwort das nachbarschaftliche Verhältnis unwiderruflich zerstören würde.
    Nicht nur deshalb entschied er sich für den SC Freiburg. Den mochte jeder, da konnte man nichts falsch machen.
    Richtig. »Freiburg, datt is völlich in Ordnung«, kommentierte Harald.
    Doch dann ging es wieder los. »Aber jetzt mal Hosen runter: Borussia oder Schalke?«
    Hubertus versuchte an Harald vorbei etwas an dessen Wohnwagen zu erkennen, das auf eine Liebe zum einen oder anderen Club hindeutete.
    Â»Borussia – das wäre ja Borussia Dortmund, nicht Borussia Mönchengladbach, oder?«, versuchte er, Zeit zu schinden.
    Â»Gladbach? Wen interessiert denn Gladbach?«, gab Harald zurück.
    Plötzlich hatte Hummel eine Idee. Die Vereinsfarben! Blau-weiß! Der Wohnwagen von Harald war blau-weiß! Überhaupt erschien ihm auf einmal alles auf dem Grundstück der Ruhrpottler blau-weiß. Blau-weiße Tassen, blau-weißer Vorzeltteppich, und wenn ihn seine müden Augen nicht täuschten, lag da sogar eine blau-weiße Kappe.
    Â»Schalke!«, sagte Hummel nun bestimmt. »Schalke ist besser als Dortmund. Und überhaupt spricht man das Wort Dortmund nicht aus. Das ist das Dorf bei Lüdenscheid.«
    Endlich zahlten sich die in Elkes Augen völlig unnützen Fußballkenntnisse von Hubertus Hummel einmal aus.
    Â»Komm, tuse mal ’m Oppa Hubertus ’n Eierlikör«, befahl Harald in Richtung Mathylde.
    Hubertus hatte – das schien jetzt zumindest Haralds Meinung – einen Freund fürs Leben gefunden.
    Nur: Wollte er das überhaupt?
    Als der Nachbar das Sixpack geleert und ihn zum dritten Mal mit seinem schweißbeperlten Oberkörper geherzt hatte, wusste Hummel: Nein, das wollte er nicht.
    Doch dafür war es jetzt zu spät.

3. Und minütlich

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