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Das dunkle Schweigen: Denglers zweiter Fall (German Edition)

Das dunkle Schweigen: Denglers zweiter Fall (German Edition)

Titel: Das dunkle Schweigen: Denglers zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Schorlau
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    Prolog: Bruchsal, 1. März 1945
    Die Granate schlägt unmittelbar hinter dem großen Propeller in den Rumpf der P-51 Mustang und explodiert sofort. Ihr Mantel zerlegt sich in 1500 scharfkantige Splitter, so, wie ihre Konstrukteure es berechnet haben.
    Eine Hitzewelle schießt durch die Maschine, und Steven Blackmore fühlt sich inmitten einer weißen, blendenden Hölle. Der plötzliche Luftdruck wirft die Mustang wie einen Ball zur Seite. Steven Blackmores Kopf schlägt gegen die Verstrebung des Kabinendachs.
    Dann wird sein Gesicht gegen die Armaturen gepresst.
    Er denkt, die Gurte brechen seine Schulterblätter. Er wird in den Sitz zurückgeschleudert, und es ist, als halte eine riesige Faust das Flugzeug plötzlich fest und als stehe es in der Luft still. Vor ihm verformt sich einer der vier großen Propellerflügel zu einer bizarren Skulptur, bevor er aus seinem Gesichtsfeld verschwindet.
    Blackmore stemmt sich in seinem Sitz nach vorne.
Ist die Maschine noch steuerbar?
    Tankanzeige? Normal.
    Bordwaffen testen.
    Blick nach rechts.
    Aus dem Tragflügel sind alle drei Maschinengewehre herausgerissen, ihre Rohre spreizen sich in grotesken Winkeln gegen den Himmel. Die Waffen in der linken Tragfläche scheinen intakt. Sein Zeigefinger tastet zum Auslöser am Steuerknüppel. Er feuert eine Salve aus den drei MGs der linken Tragfläche. Sie funktionieren einwandfrei.
    Seine Augen tasten die primären Fluginstrumente im gelben Sektor ab.
    Kurskreisel normal, Künstlicher Horizont normal, Wendezeiger hängt.
    Die Maschine befindet sich nicht mehr auf der Flugachse.
    Ladedruck gefallen, Climb Variometer: Die Maschine sinkt schnell.
    Er steuert dagegen. Die Maschine reagiert nicht.
    Höhensteuerung ausgefallen. Wahrscheinlich Hauptholm getroffen.
    Die Mustang ist nicht mehr steuerbar.
    Ich muss raus.
    Seine rechte Hand zieht den roten Hebel auf der rechten Seite.
    Klemmt.
    Er reißt an dem Hebel.
    Zieht mit beiden Händen.
    Dann ist das Kabinendach verschwunden.
    Er löst die Gurte.
    Auf die linke Tragfläche klettern.
    Der Tank in der rechten Tragfläche explodiert, ehe er sich aus dem Sitz ziehen kann.
    Steven Blackmore wird wie eine menschliche Kanonenkugel in den kalten Märzhimmel katapultiert. Himmelwärts. Die Beine voran. Eine eiserne Faust presst seinen Kopf an den Magen, drückt ihn zusammen, als wolle sie ihn in eine winzige Büchse stecken.
    Die tödlich getroffene Mustang rast ohne ihn weiter. So ist das also, wenn man stirbt, denkt er.
    Dann verliert er das Bewusstsein.
    * * *
    Bald kann ich nach Chicago zurück, hatte Steven Blackmore noch am Morgen gedacht. Der Krieg ist gewonnen.
    Er verstand die Deutschen nicht.
    Warum geben sie nicht auf?
    Die amerikanischen Bodentruppen hatten die Grenzen des Deutschen Reiches in der Eifel und im Saarland überschritten, standen im Elsass und bereiteten den Vorstoß durch die Pfalz bis zum Rhein vor. Die Russen würden Berlin einnehmen. Tag und Nacht warfen die alliierten Fliegerströme Tausende von Tonnen Spreng- und Brandbomben auf die deutschen Städte und töteten mehr Zivilisten als in den vorhergehenden Kriegsjahren zusammen. Und trotzdem, Blackmore schüttelte wieder den Kopf, die Deutschen waren dumm: Sie machten in einer aussichtslosen Lage einfach weiter.
    Vor zwei Wochen hatte er mit seiner Staffel die Schienen eines Güterbahnhofs einer kleinen Stadt am Rhein gesprengt, deren Namen er längst vergessen hatte. Noch in der Nacht reparierten die Verrückten auf dem Boden die Gleise. Die Aufklärer brachten bereits mittags Fotos von zwei dampfenden Zügen, die Nachschub an die Front im Westen transportierten. Major Waters zeigte ihnen die Bilder und übersetzte auch den Satz, den die Deutschen mit großen weißen Lettern auf eine der beiden Lokomotiven geschrieben hatten: »Räder müssen rollen für den Sieg.« Am nächsten Tag legten zwanzig Flying Fortress einen Bombenteppich über Güterbahnhof und Stadt und verwandelten alles unter sich in ein Gemisch aus Stein und Stahl und Blut und Knochen.
    Leutnant Steven Blackmore hatte nach seiner Ausbildung in Tuskegee/Alabama die meiste Zeit des Krieges in Italien gekämpft. Die 332nd Fighter Group, erkennbar an dem rot bemalten Heckleitwerk, gab den Bombern der 12. und 15. Air Forces Geleitschutz, wenn sie von Italien aus Stellungen der Wehrmacht oder Städte im Süden Deutschlands angriffen. Nun waren einige Mustangs nach Toul-Ochey verlegt worden, um den Vormarsch an den Rhein zu unterstützen.
    Der 1.

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