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Schweine zuechten in Nazareth

Titel: Schweine zuechten in Nazareth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Sthers
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herumgesprochen. Wir sind das meistgehasste Land auf der Welt, manchmal zu Recht, manchmal, weil es eben so ist. Wir wollen nicht um jeden Preis gefallen oder für etwas gehalten werden, was wir nicht sind. Die Schweine sind recht nützlich für die Armee. Sie haben einen außergewöhnlichen Geruchssinn, und die Palästinenser, die in der Öffentlichkeit von einem Schwein berührt worden sind, können nicht mehr geopfert werden. Wir pfeifen auf das Bild, das die Soldaten mit den Schweinen abgeben.
    Ich erwarte Sie in der Jeschiwa, dann können wir weiterreden. Waschen Sie sich vorher, um Himmels willen.
    Der Ihre,
    Rabbi Moshe Cattan

David Rosenmerck an Harry Rosenmerck
    Rom, 1. April 2009
    Papa,
    ich höre nicht auf dir zu schreiben, auch wenn du schweigst. Um die Verbindung nicht abbrechen zu lassen. Um nicht eines Tages einem Fremden, der mein Vater wäre, gegenüberzustehen. Um dich nicht zu vergessen.
    Bist du immer noch wütend auf mich? Wegen dieser kleinen Erklärung. Dieses kleinen Satzes, der meine Existenz verändert hat, aber doch nicht deine. Ja, ich liebe Männer. Im Übrigen sollte ich sagen, »einen« Mann. Ich habe eine Liebesbeziehung, Papa. Willst du nicht den Mann kennenlernen, der deinen Sohn glücklich macht? Willst du nicht mit mir reden, mich lachen hören?
    Es ist seltsam, je seltener ich dich sehe, desto ähnlicher werde ich dir. Ich suche dich in meinen Spiegeln. Ich habe deine Haare. Die Wärme deiner Hände auf meinen, sogar im tiefsten Winter. Ich ertappe mich dabei, Rollkragen zu tragen, die ich als Kind gehasst habe und die du ständig getragen hast, als wir noch in London gelebt haben. Seitdem ich mir den Bart wachsen lasse, ist auf meiner Wange die gleiche babyglatte Stelle wie bei dir zu sehen.
    Ich lege ein Foto bei.
    Ich hoffe, du bist mit dieser komischen Geschichte glücklich. Wenn man bedenkt, dass ich nie ein Haustier haben durfte! Nicht einmal einen Goldfisch, du wolltest es nicht. Und jetzt bist du auf einmal Viehzüchter. Hast du Angestellte? Wie viele Schweine hast du? Sag mir nicht, dass du dich selbst um sie kümmerst. Trägst du Gummistiefel und Latzhosen? Mama sagt, du hättest kein Telefon. Ich glaube ihr nicht. Ich würde mich sowieso nicht trauen anzurufen. Das Schweigen auf Papier tut weniger weh. Wir sind nun alle voneinander getrennt. Mama, Annabelle, du und ich. Ich bin ein Puzzleteil auf dem falschen Kontinent. Oder vielleicht bist du es?
    David

Monique Duchêne an Harry Rosenmerck
    Paris, 2. April 2009
    Lieber Ex-Ehemann und trotz allem Vater meiner Kinder,
    ich will mich kurz fassen und dabei möglichst präzise sein. Du bist ein unverbesserliches Arschloch. Dein Sohn hat dir Hunderte von Briefen geschrieben, und du hast nicht einen von ihnen beantwortet.
    Wenn du nur sehen könntest, was für einen Erfolg er bei den Premieren seiner Stücke hat, die Menschen, die begeistert applaudieren. »Ein Autor mit Genie«, das titelte La Repubblica nach der Vorstellung in Rom letzte Woche. Und er? Glaubst du, er hätte auch nur gelächelt? Nein. Den ganzen Abend, wie jedes Mal, hat er zur Tür geschaut statt auf die Bühne. Und gehofft, dich eintreten zu sehen.
    Schrei ihn an! Streitet miteinander! Alles wäre besser als dein verdammtes Schweigen!
    Andererseits möchte ich mich bei dir bedanken: Seitdem du die Schweinezucht aufgemacht hast, bin ich bei allen Pariser Diners mit von der Partie. Mit dieser Geschichte mache ich richtig Furore. Ich bin jedoch nicht gänzlich davon überzeugt, dass dies dem Antisemitismus den Garaus macht! Schweine als Terroristen-Spürnasen. Ha, ha! Wenn ich bedenke, dass ich deinetwegen konvertiert bin, und nun so was!
    Erinnerst du dich an unser erstes Diner bei Cochonek? Wie gräbt man eine Goi an?
    Meine Geschäfte laufen gut. Ich habe neue spannende und gut dotierte Fälle. Dem Herrn sei Dank, bei dem mickrigen Unterhalt, den ich von dir bekomme …
    Habe ich dir schon erzählt, dass die alte Ziege Marine Duriet wieder geheiratet hat? Einen Russen. Keinen Juden. Einfach nur einen Russen. Und sie hat sich liften lassen; wenn sie lächelt, macht es krack.
    Hast du Neuigkeiten von Annabelle? Das klingt hübsch: »des nouvelles d’Annabelle«, das könnte auch der Titel eines von Davids Stücken sein. Mir erzählt sie ja nichts. Ich glaube, sie ist traurig. Sie kommt bald aus New York zurück. Und beendet

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