Schweineblut
Ohne auf die
Polizeibeamten zu achten, ging er zu seinem Geländewagen und kam mit einer
Visitenkarte zurück, die er Ecki in die Hand drückte. »Hier steht alles drauf.
Ich würde mich freuen, wenn wir bald einen Termin ausmachen könnten. Tot
ziens.«
Kuhnert und Ecki sahen dem Niederländer schmunzelnd nach.
»Das wäre was, wenn wir Fotos von van Bommel und Konsorten bekommen
könnten.«
»Wenn’s klappt, verliere ich nie mehr ein böses Wort über
Niederländer.«
Kuhnert grinste.
»Hey, da kommt Leenders, ein gefühlter Holländer.«
Richard »Mad Doc« Leenders stieg aus seinem Auto und kam näher. Der
Gerichtsmediziner grüßte missmutig und zündete sich eine Zigarette an.
»Was soll der ganze Aufwand? Wozu das BKA? Das hätte ich auch
alleine geschafft. Bin ich euch nicht mehr gut genug?« Frank ärgerte sich. Sie
hatten vergessen, Mad Doc von ihrer Aktion zu unterrichten.
»Ist ja noch nix passiert. Und wir können hier jede Hand
gebrauchen.« Ecki versuchte, Leenders aufzumuntern.
»Ohne mich wärt ihr sowieso aufgeschmissen.«
»Sag ich doch.« Frank versuchte, Boden gutzumachen.
»Warum rufst du dann nicht an, Borsch?«, giftete Leenders und wandte
sich an Jan Kuhnert. »Gibt es schon Ergebnisse?«
Kuhnert schüttelte den Kopf. »Dazu ist es noch zu früh.«
»Das wird eine langwierige Sache, sage ich euch. Denn es ist
schlimmer, in diesem Dreck zu wühlen, als die Nadel im Heuhaufen zu finden. Das
kann Wochen dauern oder Monate. Und dann kommt es vor allem auf das Gespür und
die Erfahrung von uns Rechtsmedizinern an, ob etwas gefunden wird. Denn ein
winziges Kieselsteinchen von einem Knochensplitter zu unterscheiden oder von
einem abgebrochenen Schneidezahn, dazu braucht ihr nicht nur ein gutes Auge,
sondern explizites Fachwissen. Die Rechtsmedizin ist wahrlich ein weites Feld,
sage ich euch. Weit größer als dieser Acker hier.« Damit ging Leenders zum
Wagen zurück, um seine Tasche zu holen.
Frank sah ihm nach. »Der geht mir so was von auf den Sack.«
»Dann ignorier ihn doch einfach.« Ecki wollte das Thema wechseln.
»Ich wusste gar nicht, dass STIXX in Otzenrath so bekannt ist.«
Er erzählte Frank von der Begegnung mit dem Fotografen.
»Kannste mal sehen. Gute Musik setzt sich eben überall durch.«
»Von guter Musik war nicht die Rede.«
»Sehr witzig.«
Spät am Abend waren Frank und Ecki heimgefahren und hatten die
Kollegen auf der hell erleuchteten Ausgrabungsstelle der Kälte überlassen. Bis
weit nach Mitternacht hatte Frank auf den erlösenden Anruf des BKA gewartet.
Aber das Mobiltelefon blieb stumm.
»Guten Morgen. Sie haben heute das Vergnügen mit mir.«
»Hat Borsch endlich eingesehen, dass er mir nicht das Wasser reichen
kann?«
Unbeeindruckt richtete Ecki das Aufnahmegerät ein.
»Wo ist Borsch? Ich will nur mit Borsch reden.«
»Sie sind nicht in der Position, Forderungen zu stellen.«
»Sie haben meine Frage nicht beantwortet! Wo ist er?«
Der Holländer sah Ecki mit ausdruckslosem Gesicht an.
»Mein Kollege Frank Borsch hat heute seinen freien Tag und genießt
es, einmal nicht Ihr Gesicht sehen zu müssen.«
»Er hat Angst vor mir. Er ist ein feiger Hund.«
»Lassen Sie uns über Sie reden. Das ist interessanter.«
»Ich will Kaffee.«
»Später. Erst müssen Sie mir brav meine Fragen beantworten.«
»Ich könnte Ihnen das als psychische Folter auslegen, wenn Sie mir
nicht sofort einen Kaffee besorgen.«
»Ich bin beeindruckt.«
»Ich kann auch anders.«
»Wie gesagt, ich bin tief beeindruckt.«
»Ich gehe davon aus, dass ich mich innerhalb der nächsten 48 Stunden von Ihnen verabschieden
kann. Wird auch Zeit, ich möchte nämlich noch einmal Ihr Museum am Abteiberg
besuchen, bevor es geschlossen wird.«
»Ihr Kunstinteresse wird sich künftig auf die Architektur unserer
Justizvollzugsanstalten beschränken müssen.«
»Starke Worte, Herr Eckers.«
»Hören Sie, Herr van Bommel«, Ecki zeigte auf einen Punkt jenseits
der Wand, »da draußen graben gerade Dutzende von Experten einen Acker um. Und
ich schwöre Ihnen, sie werden Reste von Kamphausen und von Uferkamp finden. Und
dann ist es egal, ob Sie die beiden umgebracht haben oder einer ihrer Männer.«
Van Bommels Gesicht verdunkelte sich zusehends.
»Und ich sage Ihnen noch etwas. Wir haben Fotos, wie Sie das Gelände
betreten, und Fotos, wie Sie Lieferwagen entladen. Wir werden diese Lieferwagen
finden. Und wir werden in ihnen Spuren Ihrer Opfer
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