Schweineblut
willst.«
Frank bekam keine Antwort.
»Also, dann.« Frank zog vorsichtig seine Hand zurück. Für einen
Moment meinte er, einen leichten Druck gegen seine Finger gespürt zu haben.
An der Tür blieb Frank noch einmal stehen. »Bis bald, Viola. Werd
wieder gesund. Ich denke an dich.«
Guido Bremes stand auf, als er das Zimmer verließ.
»Bleib sitzen, Bremse.«
»Was sagt sie?«
»Nichts.«
»Ich habe Angst um sie.«
Frank nickte. »Passt, verdammt noch mal, gut auf sie auf.«
Der Polizist nickte.
»›Mönchengladbacher Polizei hält Informationen zurück‹.«
Ecki warf den Express in den Papierkorb. »Das sind
doch alles Arschlöcher. Warum reden wir überhaupt noch mit denen, wenn sie
sowieso schreiben, was sie wollen?«
»Du kennst die Typen doch.«
»Hauptsache, wir konnten Viola aus der Sache heraushalten.«
Frank legte seine Zeitung beiseite. »Das wäre eine Katastrophe
gewesen. Wer hat gerade Dienst bei ihr?«
»Bremse.«
»Guter Mann.«
Das Telefon klingelte.
»Eckers, KK 11.«
Ecki runzelte die Stirn. »Vor einer Stunde? Aha. Danke.« Er legte auf.
»Und?«
»Van Bommel ist auf einen Justizwachtmeister losgegangen, dabei aber
an den Falschen geraten. Nun hat er ein Veilchen.«
»Was heißt das?«
»Willi hatte Dienst.«
»Oligschläger?« Frank musste grinsen. »Volltreffer.«
»Schau mal.« Ecki deutete zum Fenster.
Vor den Bürofenstern tanzten dicke Schneeflocken.
Heinz-Jürgen Schrievers hatte kaum mehr Platz auf seinem
Schreibtisch. Auch auf dem Boden stapelten sich Aktenordner zu unterschiedlich
hohen Gebilden. Mehrere Fächer seiner Stahlschränke waren aufgezogen. Auf den
Ablagen türmten sich aufgeklappte Mappen und Ordner. Dazwischen standen
halbleere Wasserflaschen und Kaffeebecher. Eine leere Brötchentüte diente in
einem der Schnellhefter als Lesezeichen. Das ganze Archiv schien im Chaos zu versinken.
»Sollen wir dir suchen helfen? Hast du den Überblick verloren?
Suchst du einen verschollenen Schokoriegel?«
»Ihr solltet lieber dankbar sein.« Der Archivar fuhr sich mit der
Hand übers Kinn, wo Bartstoppeln hörbar kratzten. »Aber wir können das Ganze
auch vergessen. Kein Problem, Kollegen.« Schrievers zog beleidigt die dicke
Strickjacke enger um seinen Bauch.
»Nun hab dich doch nicht gleich so, Heini.«
»Und nenn mich nicht ›Heini‹!« Schrievers’ Kopf lief rot an.
Frank hatte das Glühen in Schrievers’ Augen entdeckt. Das alte
Trüffelschwein hatte offenbar etwas gefunden, das für sie von entscheidender
Bedeutung war. Sonst hätte der Archivar sie nie und nimmer extra angefunkt.
»Halt doch mal die Klappe.« Frank legte eine Hand auf Eckis Arm.
»Schon gut«, knurrte Schrievers. »Das war erst die Gelbe Karte.« Er
sah von einem zum anderen. »Ich habe alle Daten analysiert. Außerdem habe ich
alle Unterlagen gesichtet, die mir LKA und BKA zur Verfügung gestellt haben.
Und ich habe Unterlagen aus Den Haag bekommen. Ich habe ein Zeitraster
angelegt, in das ich alle Bewegungen van Bommels aufgenommen habe. Und ich habe
den Daten die entsprechenden Orte zugeordnet. Dadurch habe ich einen ziemlich
lückenlosen Fahr- und Bewegungsplan der Holländer aufstellen können.
Nebenbei bemerkt: Die Versorgung der Plantagen, die Ernte, die
Neuanlagen, der Abbau der alten Anlagen und so weiter, das ist in der Tat alles
generalstabsmäßig geplant und durchgeführt worden. Van Bommel hat tatsächlich
über eine erstklassige Logistik verfügt. Wenn wir eine Plantage ausgeräuchert
haben, hat er einfach neue bauen lassen. So hätte es noch Jahre weitergehen
können. Wenn wir nicht Viola eingeschleust hätten.« Schrievers räusperte sich
verlegen, denn ihm war klar, dass er ein überaus sensibles Thema angesprochen
hatte.
»Erzähl weiter.« Frank nickte dem Archivar zu.
»Besonders die Unterlagen von Europol belegen, dass van Bommel seine
Logistik auch dazu benutzt hat, die Pestizide und Düngemittel gleich mit zu
verteilen. Seine Transporter sind also nie leer unterwegs gewesen. Van Bommel
hat jeden Monat Millionenumsätze gemacht, die an seine Auftraggeber geflossen
sind. Und die sitzen ganz weit weg. An die werden wir kleinen Mönchengladbacher
Polizeibeamten nicht herankommen. Die Kollegen haben Konten in den
unterschiedlichsten Ländern entdeckt. Zudem haben die Täter ein Kartell aus
verschiedenen Firmen, Holdings, Investmentfirmen usw. unterhalten. Dagegen
sollen Mafia und Cosa Nostra harmlose Bridgeklubs sein.«
Ecki nickte. »So weit ist uns
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