Schweineblut
»Weißt du, wie lange das dauert? Monate,
Frank, Monate! Was ist, wenn die Tiere sich doch getäuscht haben oder durch
irgendetwas abgelenkt wurden? Der PP grillt uns. Und van Bommel ist längst
draußen, weil Böllmann ihn nicht länger festhalten kann.«
»Hast du vielleicht eine bessere Idee?«
»Die Hunde sollen morgen noch einmal suchen. Dann sehen wir
vielleicht klarer.«
»Ich gebe dir jetzt die letzte Gelegenheit, reinen Tisch
zu machen. Das brächte dir vor Gericht wenigstens ein paar Bonuspunkte.«
Der Niederländer betrachtete mit provozierender Gelassenheit die
kahlen Wände, interessierte sich im nächsten Augenblick brennend für die
Technik des Tonbandes, tippte leicht auf das Mikrofon und beobachtete dabei den
Ausschlag des Pegels. Van Bommel war schlecht rasiert, seine Kleidung wirkte
nachlässig. Die Haft zeigte endlich Wirkung.
»Wie geht es deinen Freunden?«
»Gut.«
»Dann hoffen wir doch mal, dass es so bleibt.« Van Bommel begann
seine Fingernägel zu reinigen.
»Du kannst ihnen nichts tun. Sie sind in Sicherheit.«
»Da sage noch einer, die Polizei sei keine große Familie. Und wie
geht es Viola?«
»Das geht Sie nichts an. Das ist nicht unser Thema.«
»Ich höre, sie schläft viel?«
Van Bommel blufft nur, dachte Frank.
»Warum sagst du nichts?«
»Was ist mit meinem Angebot?«
»Du bist nicht in der Position, mir ein Angebot zu machen.«
»Schluss!« Frank brüllte so unvermittelt und so laut, dass van
Bommel zusammenzuckte. »Zum letzten Mal: Wo ist Kamphausen, und wo ist
Uferkamps Kopf!?«
Der Niederländer hatte die Schrecksekunde überwunden. »Netter
Versuch, Frank.«
»Was haben Sie mit Kamphausen gemacht?«
»Was denkst du?«
»Sie haben ihn getötet oder töten lassen.«
»Na, dann habt ihr doch bestimmt im Kartoffelbunker seine Leiche
gefunden«, spottete van Bommel.
Der Holländer hatte sich verraten. Sie waren ganz nahe dran. »Nein,
haben wir nicht.«
»Ihr habt doch alles abgesucht.«
»Nur die Gebäude.«
Van Bommels Augen flackerten den Bruchteil einer Sekunde.
Frank ging zur Tür und winkte dem Beamten. »Bringt ihn weg, bitte.«
Über das LKA hatten Frank und Ecki eine Tatortgruppe des
BKA anfordern können, die sich mit forensischer Archäologie befasste. Dabei kam
ihnen der Umstand zu Hilfe, dass das BKA in ähnlicher Mission schon einmal für
die Mönchengladbacher Behörde im Einsatz gewesen war. Damals hatten die
Experten ein Fließband in ihrem Gepäck, das ursprünglich zum Aussieben von
Sprengstoffsplittern konzipiert worden war. Unmittelbar nach dem erfolgreichen
Einsatz in der damaligen Mordsache, bei der mithilfe der Maschine eine knapp
drei Zentimeter große Kinnspitze eines menschlichen Schädels gefunden worden
war, hatten Techniker das Fließband umgebaut: für das Auffinden menschlicher
Gewebereste und Knochenfragmente in Sedimenten.
Die Mönchengladbacher Kriminaltechniker hatten sich zudem Hilfe vom
Landesamt für Bodendenkmalpflege geholt. Zusammen mit mehreren Archäologen, die
in dicken Stiefeln und Winterjacken an dem langsam laufenden Fließband standen,
arbeiteten sich nun die gesamte Mannschaft der KTU sowie eine Reihe von
Rechtsmedizinern mit kleinen Schäufelchen und verschiedengroßen Pinzetten durch
die Erdbrocken, die ihnen von Kollegen auf das Band gelegt wurden.
Um das von weißen Zelten überdachte Fließband herum standen
stapelweise Plastikwannen, um das untersuchte Material aufzunehmen.
Das Gelände auf der Rückseite der Hallen war in kleine Parzellen
aufgeteilt worden, auf denen stellenweise bereits großflächig die oberste
Erdschicht abgetragen worden war. Keine leichte Aufgabe bei dem hart gefrorenen
Boden.
Über allem kreiste ein Hubschrauber, aus dem heraus Fotos gemacht
wurden, die man später mit den kartierten Ergebnissen vergleichen konnte.
Auf dem Hof des ehemaligen Landproduktehandels hatte das THW eine
Behelfsküche aufgebaut, um die Einsatzkräfte mit warmen Getränken und Essen zu
versorgen.
Ina Weber hatte sich gerade einen Tee geholt, als sie einen Mann aus
seinem Geländewagen steigen sah, der sofort begann, Fotos zu machen.
»Den sollten wir uns mal vorknöpfen.« Ecki stapfte bereits in die
Richtung des unbekannten Fotografen.
»Warte, ich komm mit.« Kuhnert ließ seine Zigarette fallen und trat
sie aus.
»Guten Tag, können wir Ihnen helfen?« Ecki nickte freundlich und
zeigte dem Mann seinen Dienstausweis.
»Ich möchte nur ein paar Bilder machen. Ist das verboten?«
»Warum
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