Schweineblut
war mir unheimlich, aber ich habe mich nicht dagegen wehren
können. Ich bin dann von Bolten direkt nach Bracht gefahren. Ich habe dieses
Lied im Radio gehört, das mit dem Stern. Das Lied haben wir immer gehört, wenn
wir zusammen waren. Da habe ich gewusst, dass ich ihn nur noch hassen kann.
Dass es keinen Stern geben wird, der meinen Namen trägt. Ich wollte es einfach
nur noch zu Ende bringen. Ich habe lange auf dem Parkplatz gewartet. Ich wollte
ihn anrufen, damit er raus auf den Parkplatz kam. Aber ich hatte mein Handy
vergessen. Ich weiß nur noch, dass es die ganze Zeit geregnet hat. Ich habe nur
dagesessen, geraucht und nicht gewusst, was ich tun sollte.«
»Warum sind Sie nicht einfach umgekehrt?«
»Ich weiß es nicht. Ich … ich …«, sie schluckte, »ich konnte es
nicht. Ich wollte etwas gegen dieses Gefühl in mir tun. Aber ich habe nicht
gewusst, was. Ich habe im Auto gesessen. Plötzlich ging die Tür auf, und
Michael tauchte unter dem Vordach auf, mit dem Handy am Ohr.«
»Hatten Sie keine Angst, erkannt zu werden?«
Renate Pesch sah Ecki erstaunt an. »Nein. Es hat den ganzen Abend
geregnet. Der Parkplatz war leer.«
»Es gibt jemanden, der Sie gesehen hat.«
»Das kann nicht sein.« Renate Pesch überlegte. »Stimmt. Ja. Da war
ein Hund. Und diese Frau. Sie hatte ein weites Regencape an. Einen Poncho.
Stimmt.« Sie nickte. »Ich habe aber nicht gedacht, dass sie etwas merkt. Sie
war auch nur ganz kurz auf dem Parkplatz.«
»Die Frau war weg, als Michael Voogt aus der Gaststätte kam?«
Renate Pesch nickte. »Wie gesagt, sie war nur ein paar Sekunden auf
dem Platz. Bis sie ihren Hund wieder angeleint hatte.«
»Wie ging es dann weiter?«
»Als ich Michael gesehen habe, bekam ich Panik. Ich wollte weg. Dann
habe ich das Messer gefühlt, das neben mir auf dem Sitz lag. Und da habe ich
gewusst, dass es keine andere Lösung geben kann.«
»Wie ist das Ganze abgelaufen? Können Sie sich daran erinnern?«
»Ich weiß nicht. Ich glaube, dass ich die Autotür aufgemacht habe
und ausgestiegen bin.« Sie sprach nicht weiter.
»Da hat Michael Voogt Sie gesehen?«
Renate Pesch atmete schwer. »Nein. Er stand halb mit dem Rücken zu
mir, unter dem Dach.«
»Sprechen Sie ruhig weiter.« Ecki sah Renate Pesch freundlich an.
»Ich … ich kann nicht.« Renate Pesch begann, ihre Hände zu kneten.
»Brauchen Sie vielleicht doch eine Pause?«, fragte Frank
teilnahmsvoll.
Sie schüttelte den Kopf.
Böllmann öffnete die Tür und machte ein Zeichen, dass sie nicht auf
seine Anwesenheit achten sollten.
Renate Pesch sah Frank fragend an.
»Das ist der zuständige Staatsanwalt.«
»Ich habe Angst.«
Frank fluchte innerlich. Böllmann war wirklich zum falschen
Zeitpunkt hereingeplatzt. Frank legte seine Hand auf ihren Unterarm. »Sie
brauchen keine Angst zu haben.«
Bevor Renate Pesch weitersprach, sah sie Böllmann lange an.
»Wird’s gehen?« Auch Ecki war nicht erfreut über den unerwarteten
Besuch.
Renate Pesch nickte, sagte aber nichts.
Ecki wollte ihr helfen. »Sie haben gesagt, dass Voogt Sie zuerst
nicht gesehen hat. Wie ist er auf Sie aufmerksam geworden?«
»Ich habe seinen Namen gesagt.«
»Laut oder leise?«
»Ganz normal, glaube ich. Ja, normal. Aber er hat nicht reagiert.«
»Haben Sie verstehen können, worum es in dem Telefonat ging?«
»Nein. Ich glaube aber, dass er Niederländisch gesprochen hat. Und ich
habe gesehen, dass es das Firmenhandy war. Das Handy, das er angeblich schon
vor einem halben Jahr verloren hatte.«
»Voogt sprach Niederländisch?«
»Ja. Aber das ist ja nichts Besonderes. An der Grenze sprechen viele
Holländisch. Ist ja fast wie Platt.«
Frank war irritiert. Das Handy war bisher nirgendwo in den Akten
aufgetaucht. »Er sprach also Niederländisch. Hm. Das mit dem Handy muss doch
aufgefallen sein. Dass die Telefonfirma das Handykonto jeden Monat belastet
hat.«
»Nein. Er wird Telefonkarten benutzt haben.«
»Hm. Das könnte sein. Und weiter?«
Renate Pesch atmete immer noch schwer. »Ich habe seinen Namen
gesagt. Ein paarmal, aber er hat nicht zugehört.«
»Der Regen war vielleicht zu laut.«
»Ich weiß nicht.« Renate Pesch sah wieder zu Staatsanwalt Böllmann,
der gerade den obersten Knopf seines Wintermantels öffnete.
»Ist auch nicht so wichtig.« Frank hatte ihren Blick gesehen.
»Ich habe dann einmal laut geschrien. Da hat er sich endlich
umgedreht.«
»Ja?«
»Ich stand im Regen und war so wütend auf ihn. Weil er nicht
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