Schweineblut
Ferienhaus.
Sie werden nichts finden.«
Frank fühlte sich plötzlich kraftlos, ihm fehlten die Argumente, um
das Gespräch sinnvoll weiterzuführen. Er sah vergeblich zu Ecki hinüber, der
immer noch am Fenster stand und interessiert das Treiben zu seinen Füßen
beobachtete.
»Na schön.« Frank stand auf. »Ich nehme Ihre Einladung an. Aber Sie
können sicher sein, dass unsere Ermittlungen nicht ohne Aufsehen über die Bühne
gehen. Das wird für Sie unangenehm werden.«
Clemens Boshoven lächelte. »Ich habe meine Meinung seit den Stunden
am Kai geändert. Manchmal ist es besser, wenn Untersuchungen unter den Augen
der Öffentlichkeit stattfinden. Das stärkt die eigene Glaubwürdigkeit.«
Nachdem sich Frank und Ecki »vorläufig« von Clemens Boshoven
verabschiedet hatten, standen sie mit ihrem Dienstwagen an der Ausfahrt des
Laborgeländes und warteten eine Lücke im Verkehr ab, als ein Auto von der
Hauptstraße auf das Gelände abbog.
»The show must go
on.«
Frank hing seinen Gedanken nach und hatte nur halb zugehört. »Was?«
Ecki nickte in Richtung des Wagens, der an ihnen vorbeifuhr. »Renate
Pesch. Die Geschäfte gehen weiter. Analysiert wird in dem Gewerbe immer.«
Frank antwortete nicht, sondern fuhr zügig auf die Hauptstraße. Was
interessierten ihn die Qualitätsanalysen von Landbier und Uralt ?
Diese Einstellung änderte sich blitzartig nicht weit vom
Kaarster Kreuz.
Entschlossen bog Frank im letzten Augenblick in die Einfahrt zur
Raststätte »Cloerbruch«, raste an der Tankstelle vorbei und kam erst auf dem
Parkplatz für LKWs zum Stehen. Er drückte abrupt die Stopptaste des CD-Players,
obwohl Joe Bonamassa gerade gefühlvoll von Cowboys and heroes sang.
»Spinnst du? Bist du lebensmüde? Was ist? Oder musst du pinkeln?«
Ecki war kreideweiß im Gesicht.
»Mensch, Ecki, was sind wir blöd! Es passt alles zusammen!« Frank
schrie fast, so aufgeregt war er.
»Was passt zusammen?«
»Wen haben wir da gerade gesehen?«
»Renate Pesch.«
»Und mit wem hat Voogt eng zusammengearbeitet?«
»Renate Pesch.«
»Und wer hat bei Bolten Zugriff auf die Buchungsunterlagen, ohne
aufzufallen?«
»Renate Pesch.«
»Und was hat Melanie Mestrom gesagt? Wer war noch scharf auf Voogt?«
»Renate Pesch.«
»Und was für einen Wagen fährt Renate Pesch?«
»Da habe ich jetzt nicht so direkt drauf geachtet.«
»Einen dunklen Geländewagen.«
»Oh, nein!« Ecki konnte es kaum glauben. Die Lösung des Rätsels war
die ganze Zeit quasi vor ihnen herumspaziert.
»Richtig.«
»Renate Pesch hat Michael Voogt erstochen.«
Frank nickte.
»Warum sind wir nicht eher darauf gekommen?«
Statt zu antworteten, sprach Frank schon in das Funkgerät. »Wir
brauchen Unterstützung. Zwei Streifenwagen. Brauerei Bolten. Wir nehmen Renate
Pesch bei ihrer Rückkehr in Empfang.«
»Fahr Er zu, Kutscher.« Ecki hatte das zufriedene Gefühl,
Weihnachten doch zu Hause verbringen zu können.
Frank versuchte, auf dem kurzen Stück zur Autobahnauffahrt den
Beschleunigungsrekord auf Raststätten zu brechen.
»Bist du bescheuert?« Ecki stemmte sich mit aller Gewalt gegen das
Armaturenbrett, Frank hatte nur mit Mühe vor einem LKW abbremsen können, der
vor ihnen aus seiner Parkbucht ausgeschert war.
»Willst du uns umbringen?« Ecki brach der Schweiß aus.
Aber Frank grinste nur. Dann drückte er die Starttaste des illegal
in ihren Dienst-Mondeo eingebauten CD-Players.
» Hard to cry
today. «
»Was?« Ecki
stockte fast der Atem, als Frank auf die Überholspur der A 52 zog, ohne auf den Verkehr zu
achten.
»Joe Bonamassa.«
»Was?«
»Vergiss es.« Frank grinste immer noch.
Ulrich Böhling hatte schweigend den knappen Erklärungen
der beiden Ermittler zugehört. Mit jedem Satz war er blasser geworden.
»Das kann nicht sein. Renate eine Mörderin.« Böhling wischte sich
den Schweiß von der Stirn und beobachtete die beiden Streifenwagen, die auf
seinem Betriebshof Position bezogen.
»Noch ist es nur ein Verdacht. Wenn auch ein ziemlich konkreter.«
Ecki verschränkte die Arme vor der Brust.
»Sie war … sie ist eine so absolut zuverlässige Kraft. Ich mag es
nicht glauben, dass ich wochenlang mit einer Mörderin zusammengearbeitet haben
soll. Ich habe sie sogar zu meiner wichtigsten Mitarbeiterin gemacht. Sie
sollte einmal meine Stellvertreterin werden. Ich fasse es nicht. Ich muss meine
Frau anrufen.« Er verschwand in Richtung seines Büros.
»Der ist ja völlig fertig.« Ecki sah Böhling
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