Schweineblut
werden jetzt ein Bad nehmen und sich
umziehen. So können Sie nicht vor Mijnheer van Bommel erscheinen.« Er kicherte.
»Sie stinken ein wenig, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf.«
Ich hätte doch etwas essen sollen, war der letzte klare Gedanke,
bevor es endgültig schwarz um sie wurde.
Viola wollte die Augen öffnen, aber etwas in ihrem Inneren weigerte
sich. Sie fühlte mit ihren Fingern vorsichtig über ihre unmittelbare Umgebung.
Es fühlte sich an wie Seide, glatt und kühl. Wo war sie? Und warum konnte sie
ihren Kopf nicht bewegen?
»Hallo, mein liebster Schatz. Schön, dass du endlich wach geworden
bist. Ich habe dich schon sehr vermisst, meine kleine Viola.«
—
»Scheiße.«
»Ich kann’s nicht ändern.« Ecki hob bedauernd die Schultern.
»Ich hatte gehofft, dass sie noch irgendwo in der Gegend sind.«
Frank sah auf den Becher in seiner Hand, in dem der Kaffee schon längst kalt
war.
»Kuhnert hat alle seine Kontakte abgeklappert. Niemand weiß, wo van
Bommel sein könnte.«
»Er wird sich nicht melden.« Frank beobachtete vom Fenster aus den
Verkehr auf der Theodor-Heuss-Straße.
»Du glaubst doch nicht wirklich, dass er mit Viola unter unserem
Fenster vorbeifährt, oder?«
»Mir macht Sorge, dass van Bommel von ehemaligen Polizisten beraten
wird.«
»Er wird Viola eines Tages nicht mehr brauchen.«
»Und sie dann freilassen? Sie wird seinen Aufenthaltsort kennen und
die Leute aus seiner Umgebung identifizieren können. Sie würde ihn verraten.
Das weiß er. Und deshalb wird er sie nicht am Leben lassen. Sobald sie für ihn
keinen Wert mehr hat, wird er sie töten.«
»Das darfst du nicht denken, Frank.«
»Wir brauchen einen Hubschrauber. Wir müssen das Grenzgebiet Stück
für Stück absuchen. Besonders allein stehende Häuser, Bauernhöfe, Scheunen. Wir
brauchen eine Wärmebildkamera. Hundertschaften.«
»Wir können doch nicht jeden Bauernhof und jede Feldscheune am
Niederrhein und in der Provinz Limburg durchsuchen.«
»Ruf Kuhnert noch mal an, und frag ihn, ob sich das LKA schon
gemeldet hat.«
»Er wird sich schon noch melden. Frank, er ist genauso entsetzt und
macht sich genauso Sorgen um Viola.«
»Ich habe doch nur gesagt, dass du ihn anrufen sollst.«
»Bitte entschuldige. Eine reine Vorsichtsmaßnahme. Ich
werde dich gleich von diesen lästigen Dingern befreien.« Marco van Bommel
deutete mit seinem Sektglas auf die Handschellen, mit denen Violas Füße
gefesselt waren.
Viola Kaumanns’ Kopf tat weh. Obwohl sie ihn sehen konnte, hörte sie
van Bommels Stimme wie durch Watte.
»Wie schön du doch bist, Viola.«
Sie versuchte zu sprechen. »Michaela.«
»So habe ich dich damals in Grevenbroich kennengelernt. Aber in
Wahrheit heißt du Viola Kaumanns, du bist Anfang dreißig und
Kriminalkommissarin bei der Mönchengladbacher Polizei.«
Das Sprechen machte ihr Mühe. »Woher …?«
»Ist das so wichtig? Aber du sollst wissen, dass ich es schon einen
Tag nach unserer ersten Begegnung wusste. Ich habe eine Nase für euch Bullen,
und ich habe meine Quellen.« Sein Lächeln war immer noch voller Zärtlichkeit.
Sie schloss die Augen. »Was hast du mit mir gemacht?«
Marco van Bommel prostete ihr zu. »Schön, dass es dir schon besser
geht.«
»Du bist ein Schwein.«
Van Bommel trat einen Schritt näher heran. »So etwas solltest du
nicht sagen, Viola. Das habe ich nicht verdient. Im Gegenteil. Ich habe gut für
dich gesorgt. Sieh dich doch an.«
Viola Kaumanns sah an sich herab. Ihr Körper steckte in einem
schulterfreien roten Seidenkleid. Ihre Beine waren nackt. Sie trug keinen BH.
»Das Rot steht dir gut. Ich liebe dieses Rot. Und ich liebe dich.
Cheers.« Marco van Bommel gab jemandem ein Zeichen, der für sie unsichtbar war.
Aus einem Nebenraum kam Jan und hielt ihr ein Glas Wasser hin. Sie schüttelte
den Kopf.
»Du musst trinken, Viola.« Van Bommel klang besorgt.
Ihre Augen fielen zu, aber sie riss sie wieder auf und fixierte van
Bommel. »Starr mich nicht so an. Und mach endlich diese Fesseln ab.«
»Lass mich dich noch einen Augenblick ansehen. Du bist wirklich eine
schöne Frau. Ihr habt genau die Richtige geschickt. Respekt. Ihr kennt sogar
meinen Geschmack. Da sage noch einer, die deutsche Polizei sei nicht clever.«
»Du bist doch krank.«
Van Bommel trat auf sie zu. Er lächelte immer noch. »Sag das nicht
noch einmal. Du würdest es nicht überleben.«
Viola setzte sich auf. »Mir machst du keine Angst.«
Van Bommels Lächeln verschwand.
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