0309a - Tod im Fesselballon
»Kennedy-Airport«, meldete sich die frische Stimme des Mädchens. Sie sah durch das breite Fenster auf das Flugfeld. Nebelfetzen zogen träge darüber hinweg. Die roten und weißen Lichter der Platzbefeuerung und der Start- und Landepisten leuchteten. Am Horizont setzte eine Maschine zur Landung an. Das Fahrwerk fuhr aus.
»Kennedy-Airport«, wiederholte die Telefonistin, da sich niemand meldete.
Plötzlich war eine männliche Stimme im Apparat zu hören. »Ist der Flug PanAm 726 schon gelandet?«, fragte sie.
»Maschine setzt gerade zur Landung an, Mister«, gab das Mädchen im roten Pullover Auskunft.
»Verbinden Sie mich bitte mit der Zollabfertigung«, verlangte der Anrufer.
»Einen Moment bitte!« Das Mädchen hantierte an der Schalttafel, drückte eine schmale schwarze Taste und stellte die gewünschte Telefonverbindung her.
»Inspektor Castle«, meldete sich der diensthabende Chef der Zollabteilung des Kennedy-Flughafens in New York.
»Mister Castle«, sprach der Mann mit der dunklen Stimme, »wie ich eben von der Zentrale hörte, landet der Transatlantikflug 726 gerade. Die Maschine kommt von Paris über Amsterdam, London und Shannon.«
»Natürlich«, brummte der Inspektor und fragte: »Warum erzählen Sie mir das?«
»In der Maschine befindet sich ein Mann, auf den Sie achten sollten, Inspektor!«
»Warum?«, fragte der Mann im Flughafengebäude.
»Der Mann heißt Bill Steiger, Inspektor. Er trägt einen dunklen Cangaceiro-Hut, dessen Hutkrempe vom hochgeschlagen ist.« Der Anrufer hustete.
»Sie haben mir immer noch nicht erklärt, was mit dem Mann los ist«, sagte Castle und sah durchs Fenster. Der Clipper rollte von der Landepiste auf das Flughafengebäude zu.
»Er hat einen nussbraunen Koffer bei sich, Inspektor. Ganz unten auf dem Boden, befindet sich ein Bild. Ein Ölgemälde. Ein Selbstbildnis des holländischen Malers Rembrandt. Steiger will es in die Staaten einschmuggeln. Er wird Ihnen sagen, dass es sich um eine wertlose, billige Kopie handelt. Das Bild ist eine Million wert. Es ist - echt!«
»Woher wissen Sie das?«, fragte Inspektor Castle. »Wer sind Sie überhaupt?«
Er bekam keine Antwort. Es knackte in der Leitung.
»Hallo, hören Sie!«, rief der Inspektor.
Die Leitung blieb tot.
Castle läutete zur Zentrale durch. Das Mädchen meldete sich. »Woher kam der Anruf, den Sie eben zu mir geleitet haben?«
»Das kann ich nicht feststellen, Mister Castle.«
Inspektor Castle legte auf. »Was halten Sie davon, Smiles?« Der Kollege Smiles hatte das Gespräch über den Lautsprecher mitgehört.
»Auf jeden Fall sehen wir uns diesen Mann mit dem Cangaceiro-Hut an«, meinte er.
Die beiden verließen das Büro.
Bill Steiger fiel Inspektor Castle sofort auf. Er überragte die übrigen Passagiere, die den Zoll passierten.
Als er seinen Koffer auf die blanke Metallfläche der Zolltheke legte, gingen Castle und Smiles nach vorn.
»Ihren Pass bitte«, verlangte Castle und musterte den großen schlaksigen Mann im hellen Mantel und dunklen Hut.
Ohne eine Miene zu verziehen, reichte Bill Steiger den Pass über die Theke. Castle überprüfte ihn. Smiles warf einen Blick über dessen Rücken. Alle Details stimmten, die der unbekannte Anrufer angegeben hatte. Aus dem Pass ging hervor, dass Bill Steiger schon manchen Trip in die Alte Welt gemacht hatte.
Castle reichte den Pass an Smiles weiter und fragte: »Haben Sie etwas zu verzollen, Mister Steiger?«
»Nein«, war die Antwort. Das hagere, am Mund gefältelte Gesicht lächelte ein wenig überheblich.
»Würden Sie bitte Ihren Koffer öffnen!«, forderte ihn der Inspektor auf.
»Bitte!« Die Verschlüsse schnappten auf. Castle zog den Deckel hoch. Im Koffer lag das übliche Reisegepäck. Ein Anzug, Strümpfe, Hemden, Schuhe, Kleiderbügel und zwei Bücher.
Castle räumte die Sachen beiseite. Smiles sah ihm gespannt zu.
Auf dem Boden des Koffers stieß er auf eine viereckige in braunes Papier eingewickelte Fläche. »Was ist das?«, fragte Castle mit gleichgültigem Gesicht.
»Ein Bild«, antwortete der lange Bill Steiger. »Ein Ölgemälde«, setzte er hinzu.
»Woher haben Sie das Bild, Mister Steiger?«, fragte Castle.
»Ich habe es in Amsterdam gekauft. Es ist nicht viel wert. Ich habe 100 Gulden dafür bezahlt. Es ist eine Kopie in Rembrandtmanier, Inspektor. Ich sehe, dass Sie sich dafür interessieren, deshalb muss ich noch eine Erklärung abgeben. Genau genommen gehört das Bild nicht mir, sondern Mister Rood!«
»Wer
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