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Schweineblut

Schweineblut

Titel: Schweineblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Küsters
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drankriegen. Und wenn ich dafür dein ganzes beschissenes
Leben umgraben muss.«
    Van Bommels Augen waren jetzt nur noch schmale Schlitze. »Hast du
immer noch nicht genug?«
    »Ich fange gerade erst an.«
    »Van Bommel ist ein echter Kotzbrocken. Aber wir werden
ihn schon noch knacken.«
    Der Archivar war fast ganz hinter den Aktenbergen verschwunden, die
sich auf seinem Schreibtisch zu gewaltigen Massiven türmten.
    »Was treibst du da?«, wollte Ecki wissen.
    »Arbeiten, was sonst?«
    »Du siehst ja kaum noch das Tageslicht. Muss ich mir Sorgen machen?«
Frank lehnte an der Bürotür.
    »Schrievers studiert – Akten«, feixte Ecki.
    »Habt ihr kein Zuhause?«
    »Ich brauch ein bisschen Ablenkung, bevor ich weitermache.«
    »Bald ist Weihnachten.«
    »Ich weiß, und du hast schon alle Geschenke.«
    »Genau. Fang.«
    Über die Aktenstapel kam eine Milchschnitte geflogen.
    Frank konnte sie eben noch fangen und reichte sie an Ecki weiter.
»Mag ich nicht.«
    »Haste nix anderes?« Die Milchschnitte flog im hohen Bogen zurück
und landete unsanft an Schrievers’ Stirn.
    »Oh, sorry.«
    »Geht wieder in eure Mordkommission zurück, spielen«, brummte Schrievers,
missmutig und konzentriert zugleich.
    »Mann, hast du heute eine Laune.« Ecki wunderte sich.
    »Ihr wollt doch, dass ich euch helfe. Oder?«
    »Klar.«
    »Dann beschafft mir alles über van Bommel. Alles.«
    »Hast du eine Spur?« Ecki trat neugierig einen Schritt vor.
    »Ich versuche mir gerade einen Überblick über das Geschäftsnetz
dieses Holländers zu verschaffen.«
    »Lass das doch die Kollegen machen, die brauchen nur ihre Computer
zu füttern. Das geht viel schneller.«
    »So, glaubt ihr?« Schrievers’ Stuhl quietschte jämmerlich, als der
Archivar sich einem seiner grauen Stahlschränke zuwandte.
    »Meint ihr, der hinterlässt seine Spuren im Internet? Van Bommel
geht lieber einen Schritt zurück, technisch betrachtet. Der regiert sein
kleines Imperium lieber wie ein Patriarch, der ohne elektronisch gestützte
Buchhaltung auskommt. Wir haben genug Akten gefunden, die uns mehr sagen als
irgendeine Excel-Tabelle. Glaubt mir. Ich muss nur noch eins und eins zusammenzählen.
Und eine Menge lesen, telefonieren, vergleichen und bewerten. Das kann sowieso
kein Computer.«
    Schrievers war bis ins Innenministerium dafür bekannt, dass er ein
phänomenales Gedächtnis hatte und den, wie er fand, eingeschränkten Fähigkeiten
der PCs aufs Schärfste misstraute. Seine Erfolge hatten ihm bisher recht
gegeben.
    »Also, trinkt euren Kaffee irgendwo anders und haltet mich nicht von
der Arbeit ab. Wenn ihr Ergebnisse wollt, muss ich noch viel tiefer graben.
Sonst bleibt zum Beispiel dieser Kamphausen wie vom Erdboden verschluckt.«
    Frank stutzte. Er schlug sich mit der Hand gegen die Stirn. »Wenn er
wie vom Erdboden verschluckt ist, dann liegt er vielleicht wirklich unter der
Erde. Nicht weit von van Bommels Unterschlupf entfernt.«
    —

Der Bereich war weiträumig abgesperrt. In gleichmäßigen
Abständen standen entlang des dünnen rot-weißen Plastikbandes frierende
Einsatzkräfte.
    Dabei gab es nur wenige Schaulustige. Neugierig beobachteten diese
die Hundeführer bei ihrer Arbeit. Wer hätte das gedacht, dass in das tote
Otzenrath noch einmal so etwas wie Leben einziehen würde.
    Frank und Ecki standen zusammen mit Ina Weber und Jan Kuhnert an
einem Wagen, unter dessen offener Heckklappe eine provisorische Kaffeeküche
eingerichtet war.
    Ecki sah an dem alten Hauptgebäude hoch. »Ganz schön imposanter
Kasten. Wie eine Burg.«
    Kuhnert dachte an seinen Alleingang, der gerade mal ein paar Tage
zurücklag. Er schüttelte sich.
    »So langsam könnten die Hunde anschlagen.« Frank hatte keinen Blick
für die alte Industriearchitektur.
    »Die haben ja gerade erst angefangen.« Kuhnert drehte sich eine
Zigarette. Seine Jacke stand offen.
    »Wir müssen abstimmen, was die Neusser Kollegen der Presse erzählen.
Die Aktion bleibt mit Sicherheit nicht unbemerkt. Einer von den Kiebitzen wird
sie schon noch verständigen.« Frank deutete mit seinem Kopf in Richtung der
Schaulustigen.
    Ina sah Frank an. »Ist doch ganz einfach. Wir machen hier eine
Übung.«
    »Ina, du bist ein Schatz.« Frank war erleichtert.
    Kuhnert sah seinen Kollegen scheel von der Seite an.
    »Ich meine das nur im übertragenen Sinn.«
    »Ich habe doch gar nichts gesagt.« Kuhnert sog an seiner Zigarette.
»Weiß van Bommel eigentlich, dass wir hier draußen sind?«
    »Solange wir seine

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