Schweineblut
die
wirtschaftliche Situation der Brauerei verschafft.«
»Sie haben illegal versucht, an Informationen zu kommen.«
Böhling lächelte ein dünnes Lächeln. »Hören Sie, das Ganze ist ein
Spiel. Einmal gewinnt man, ein anderes Mal verliert man. Ein bisschen Pokern
gehört dazu. Letztlich war es nur Kiebitzen, mehr nicht.«
»Sie haben eine ziemlich weit gefasste Vorstellung von freier
Marktwirtschaft, wenn ich das mal so sagen darf, Herr Böhling. Wann haben Sie
Voogt wiedergesehen?«
»Als ich die Firma übernommen habe.«
»Der lästige Mitwisser, direkt nebenan.«
»Na und? Deshalb begehe ich doch keinen Mord.«
»Vielleicht hat er Sie erpresst, wollte Ihre Praktiken offenlegen.«
»Ich habe Voogt geschätzt. Er war ein guter Mann.«
Ecki ließ Böhling nicht mehr aus den Augen. Der Mann verheimlichte
ihm etwas, und er wollte jetzt wissen, was.
»Warum haben Sie eigentlich bei dem Konzern aufgehört?«
»Es war an der Zeit, mich neuen Herausforderungen zu stellen.«
»Sind Sie im Streit gegangen?«
»Ich habe in meinem Leben bisher immer selbst bestimmt, wann ich was
tue. Auch in diesem Fall.«
»Und was verheimlichen Sie mir?«
Die Frage kam für Böhling völlig überraschend. Er sah Ecki so
irritiert an, als habe er ihn gefragt, ob er ihm nicht sein Braurezept verraten
wolle.
»Ich verheimliche Ihnen nichts.«
»Wir haben über Voogt gesprochen und darüber, dass er ein guter
Mitarbeiter war. Ich habe das Gefühl, dass sich das ›war‹ nicht nur auf seinen
unnatürlichen Tod bezog.«
Es dauerte lange, bis Ulrich Böhling sich entschloss zu antworten.
»Ich habe versucht, das Problem auf meine Weise zu lösen.« Seine Stimme klang
spröde.
Na, also, dachte Ecki zufrieden. »Welches Problem?«
»Voogt war ein zuverlässiger, loyaler Mitarbeiter. Ich betone, war.
Denn er hat mich betrogen. Um mehrere zehntausend Euro. Irgendetwas muss falsch
gelaufen sein. Ich verstehe es nicht. Er war immer äußerst korrekt und absolut
zuverlässig. Aber in den vergangenen Monaten hat er sich völlig verändert.
Nicht nach außen. Da war er immer noch der perfekte Mitarbeiter. Er hat sich an
meiner Firma bereichert.«
»Was meinen Sie?« Damit hatte Ecki nicht gerechnet.
»Es gibt da Gerüchte unter den Landwirten. Er soll in krumme
Geschäfte verwickelt gewesen sein, erzählt man sich. Niederkrüchten könnte so
etwas wie die Zentrale des Ganzen gewesen sein.«
Böhling erzählte Ecki von den Entdeckungen, die Renate Pesch in den
Abrechnungsunterlagen gemacht hatte. Und dass er mit Boshoven über die undichte
Stelle in seinem Labor gesprochen hatte. Dass Boshoven die zu viel bezahlten 30 000 zurückgezahlt hatte, ohne den Beweis liefern zu
können, dass im Labor ein Komplize von Voogt sitzen musste.
»Warum zahlt Boshoven dann?«, warf Ecki ein.
»Er hat Angst um den guten Ruf des Labors.«
»Mit Boshoven arbeiten Sie von Anfang an zusammen?«
»Ja. Ein über alle Zweifel erhabenes Unternehmen. Die sind
unbestechlich. Denen können Sie keine miesen Rohstoffe unterschieben, ohne dass
das sofort erkannt wird.« Böhling unterbrach sich. »Voogt muss einen oder
mehrere Helfer dort gehabt haben. Sonst hätte der Betrug nicht funktioniert.«
»Was genau hat Voogt mit Boshoven zu tun gehabt?«
»Er hatte dafür zu sorgen, dass die Proben von den Lieferungen ins
Labor kamen und dass dort die Unbedenklichkeitsbescheinigungen ausgestellt
wurden. Das ist für uns die Produktionsfreigabe.«
»Die Manipulation von Laborberichten war ausgeschlossen?«
»Wie meinen Sie das?«
»Er konnte also zum Beispiel nicht einfach schlechte, sagen wir, mit
Pestiziden belastete Braugerste einkaufen und sie sich dann mit einem
gefälschten Laborbericht sauber waschen lassen?«
»Was denken Sie, Herr Eckers? Unsere Produkte unterliegen den
strengsten Auflagen. Das kann nicht vorkommen. Auf keinen Fall!«
»Es sei denn, er hätte Helfer gehabt.«
»Das Fälschen von Abrechnungen kann vorkommen, das ja. Aber falsche
Laborberichte ausstellen, um minderwertige Ware als beste Qualität auszugeben –
nein, das geht nicht. Das kann ich mir nicht vorstellen. Das macht in
Deutschland niemand. Hier können Sie nur existieren, wenn Sie sich an die
Auflagen halten. Und das ist gut so.«
»Ich sage nur: Gammelfleisch.«
»Erst unterstellen Sie mir, ich könnte der Mörder von Michael Voogt
sein, und nun versuchen Sie, die Qualität meiner Ware in den Dreck zu ziehen!«
Ulrich Böhlings Gesicht lief rot an.
»Herr Böhling,
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