Schweineblut
schmunzelte.
»Gucken Sie sich doch die Schützenfeste an. Die Frauen sehen in
ihren bunten Puffärmelkleidern und mit den Blumen in den Haaren doch aus wie
Kühe vor dem Almabtrieb.«
»Renate!« Ulrich Böhling schien ehrlich entsetzt. »Sie können diese
Meinung ja vertreten. Aber bitte nie nach außen. Die Bruderschaften sind unsere
wichtigsten Kunden.«
»Verzeihung.« Renate Pesch schlug die Augen nieder.
Ecki wollte wieder zum Thema zurück. »Sie haben also nichts bemerkt,
was wir wissen müssten?«
Renate Pesch schüttelte den Kopf.
Frank stand auf. »Gut. Dann nehmen wir einstweilen diese Ordner mit.
Sie bekommen sie möglichst schnell zurück.«
Ulrich Böhling räusperte sich. »Ich möchte Ihnen gerne noch eine
Kostprobe unserer Produkte mit auf den Weg geben, meine Herren.«
»Vielen Dank. Aber das müssen wir ablehnen.« Frank war Ecki, der
sicherlich nicht Nein gesagt hätte, wieder einmal zuvorgekommen.
Im Auto zog Ecki ein genervtes Gesicht. »Ich glaube ja nicht, dass
wir da viel finden werden.«
»Das denke ich schon. Und was läuft da zwischen Böhling und der
Pesch?«
»Was schon? Er ist ihr Chef. Du meinst doch nicht wirklich, dass
Böhling sich an so eine verblühte Schönheit hängt?«
»Weiß man’s?«
»Ach nee. Pesch ist für Böhling eine patente Arbeitskraft, aber
sicher nicht mehr. Ich habe mich erkundigt. Böhling ist glücklich verheiratet
und hat drei Kinder.«
»Na, dann. Ab ins Präsidium.« Frank schnappte sich eine CD. »Ist mal
wieder Zeit für einen anständigen Blues.«
Ecki grinste. »Ich bin dran.«
Aber da hatte Frank seine CD schon in den Schacht des CD-Players
geschoben und die Lautstärke aufgedreht.
»Hast du nichts Weihnachtliches?«
Frank grinste. »Pass auf, du nimmst einen der Bolten-Ordner, Heini
nimmt einen und ich auch.«
»Ich will Weihnachten feiern.«
»Ich auch.«
»Marion wird das nicht gefallen.«
»Sie weiß, dass sie mit einem Polizisten verheiratet ist.«
»Ich habe zwei kleine Mädchen, die wollen ihren Vater Heiligabend
unter dem Tannenbaum sehen. Du hast es da einfacher. – Sorry.«
»Schon gut.«
Ecki seufzte. »Vielleicht geht’s schneller als gedacht.«
»Wäre schön.«
»Marion läuft im Augenblick ein bisschen neben der Spur, weil ich
kaum noch zu Hause bin. Und meine Eltern haben sich auch schon beschwert.«
»Der übliche Stress vor Weihnachten.«
»Nee, in diesem Jahr ist es anders.«
»Echter Stress?«
»Wie man’s nimmt.«
»Das kommt doch wieder in Ordnung, oder?«
»Klar.« Ecki klang eine Spur zu optimistisch.
»Sei ehrlich.«
»Wenn ich wirklich Stress hätte, würde ich’s schon sagen.«
»Wie findest du Eddie Kirkland?«
»Ehrlich?«
»Was sonst?«
»Beschissen.«
Frank grinste und drehte den Lautstärkeregler noch ein Stück weiter
auf.
»Melanie, ich erwarte ein bisschen mehr Eigeninitiative.
So kommen Sie in Ihrer Ausbildung nicht weiter. Und wir nicht in unserem
Betrieb.«
Melanie Mestrom verschränkte die Arme vor der Brust. Das tat sie
immer, wenn sie nicht weiterwusste.
»Nun machen Sie doch nicht gleich so ein böses Gesicht. Wir meinen
es doch nur gut. Wir haben ein großes Interesse daran, dass Sie Ihre Ausbildung
erfolgreich abschließen. Ich habe Ihnen das doch schon einmal angedeutet: Wenn
Sie sich bewähren, würde ich Sie gerne fest anstellen. Es wäre sehr schön, wenn
Sie unsere Brauerei ein Stück weit als Ihre Heimat ansehen könnten.«
Renate Pesch hatte bisher schweigend zugehört. »Du brauchst gar
nicht so verstockt zu sein, MM, der Chef hat eine Menge Verantwortung, auch für
deine Ausbildung.«
»Nun gut, für den Augenblick haben wir alles besprochen. Nicht wahr?«
Ulrich Böhling sah die Auszubildende mit einem aufmunternden Lächeln an. »Bitte
betrachten Sie unser Gespräch als Denkanstoß. Es soll Ihrer Motivation ein
wenig auf die Sprünge helfen, nicht mehr und nicht weniger.«
Der Brauereibesitzer stand auf und verließ das Büro, nicht ohne
Renate Pesch zuzuzwinkern.
Renate Pesch räumte einige Unterlagen von ihrem Schreibtisch. »An
der Stelle vom Chef hätte ich dir noch ganz andere Sachen gesagt.«
»Ach ja?«
In Melanie Mestroms Handtasche meldete sich ihr Handy mit einer
Melodie des Rappers Eko Fresh.
Renate Pesch beobachtete mit Genugtuung, dass Melanie sich
beherrschen musste, nicht in ihre Tasche zu greifen.
Die Chefsekretärin trat nahe an Mestroms Schreibtisch. »Du kommst
nie pünktlich, machst dafür möglichst eine Minute früher
Weitere Kostenlose Bücher