Schweineblut
Auto gelegt, um es ihm
zurückzugeben. War es so? Oder hatten Sie das Abzeichen von vornherein mitgenommen,
weil Sie den Mord an Ihrem Freund schon lange vorher geplant hatten?«
Barbara Thofondern schrie plötzlich auf. »Nein! Nein! Ich habe ihn
nicht getötet.«
Frank schwieg. Er war ziemlich weit gegangen.
»Kann ich bitte eine Zigarette haben?«
Frank sah sie erstaunt an. »Sie rauchen?«
Sie nickte.
»Ich lasse Ihnen Zigaretten kommen. Eine bestimmte Marke?«
Barbara Thofondern nickte und wischte sich die Tränen aus dem
Gesicht. »Orienta.«
»Kenn ich nicht. Das wird schwierig.« Die Frau gab ihm wirklich
Rätsel auf.
»Frag sie doch nach den Pornos.« Ecki stand mit Frank am
Tresen des »Tach!«.
»Kannst du mich mal zehn Minuten nicht nerven? Ich will wenigstens
mein erstes Bier in Ruhe getrunken haben. Dann können wir reden.«
Er war absichtlich mit Ecki nach Kaldenkirchen gefahren, denn nach
all den Tagen, die sie schon im Dunstkreis von Glaube, Sitte, Heimat ermittelten, brauchte er eine Auszeit. Außerdem lief im »Tach!« die beste
Musik.
»Ich muss ihre Vernehmung zu Ende bringen. Dann kann ich mich mehr
um Viola kümmern.«
»Liebst du sie?«
Frank weigerte sich zu glauben, was er gerade gehört hatte. Die
eindringlich intonierte Musik von Richie Arndt & the Bluenatics musste ihm
einen Streich gespielt haben. »Was hast du mich da gerade gefragt?« Frank sah
aus, als wollte er Ecki im nächsten Augenblick ins Gesicht springen.
»Du hast mich schon verstanden.«
Frank sagte zunächst nichts, sondern nahm sein Glas in die Hand,
stellte es wieder ab, sah zur Kellnerin, schaute sich langsam um, so als wollte
er sich vergewissern, wo er war.
»Nein, ich liebe Viola nicht«, sagte er mit leiser Stimme.
Ecki atmete innerlich durch. »Bist du dir da ganz sicher?«
»Ich bin froh, dass Lisa wieder da ist. Und wir wollen ein Kind.
Viola hat in meinem Leben keinen Platz.«
»Ich werde dich nicht mehr danach fragen.«
»Haben Sie Michael Voogt umgebracht?« Frank wiederholte
die Frage nun schon zum dritten Mal. Er war müde. Und das lag nicht nur daran,
dass er mit Ecki länger im »Tach!« geblieben war als beabsichtigt, auch nicht
daran, dass er nach seiner Heimkehr noch lange mit Lisa gesprochen hatte.
»Nein, das habe ich nicht.«
»Aber die Zeugin hat Sie erkannt. Frau Thofondern, ich denke, Sie
haben Ihre Situation immer noch nicht verstanden. Sie stehen unter
Mordverdacht.«
Endlich hob Barbara Thofondern den Kopf. »Ich war an dem Abend auf
dem Parkplatz. Und ich hatte ein Messer dabei. Aber ich habe Michael nicht
umgebracht. Das ist die Wahrheit. Kann ich jetzt gehen? Bitte.«
Frank schwieg.
Wie unter Schmerzen wand Barbara Thofondern sich auf ihrem Stuhl.
»Michael hat mich verletzt. Er hat mir so furchtbar wehgetan. Vielleicht wollte
ich ihm drohen. Aber ich wollte ihn bestimmt nicht umbringen.«
»Sie hatten Ihre Gefühle nicht mehr unter Kontrolle.«
»Je länger ich auf ihn gewartet habe, umso länger habe ich
nachgedacht. Bis ich dann nach Hause gefahren bin.«
»Und was haben Sie mit dem Messer gemacht?«
»Es in die Küchenschublade zurückgelegt. Ich hatte Angst vor mir
selbst. Später habe ich es in den Müll geworfen.«
»Was hat Michael denn getan? Wollen Sie mir das erzählen?«
»Er hat mich benutzt. Dabei habe ich ihn doch geliebt.«
»Was hat er Ihnen angetan, Barbara?«, fragte Frank leise.
Barbara Thofondern schlug die Hände vors Gesicht.
»Hat es mit den Videos zu tun?«
Ihr Weinen wurde heftiger.
»Diese Videos spielen eine Rolle. Richtig?«
Barbara Thofondern nickte langsam. Dann suchte sie in ihrer
Hosentasche nach einem Taschentuch und schnäuzte sich. »Sie haben die Aufnahmen
also gefunden?«
»Unsere Computerspezialisten hatten keine große Mühe.«
»Dann wissen Sie ja schon alles.«
»Nicht wirklich. Wer ist der Mann? Und wer sind die Frauen?«
Sie begann wieder zu schluchzen. »Michael. Die anderen Frauen kenne
ich nicht. Eine davon bin ich.«
Frank mochte es nicht glauben.
»Ja. Er hat mich in ein Hotel gelockt und mir ein romantisches
Wochenende versprochen. Dann hat er uns heimlich gefilmt.«
»Hat Voogt Ihnen von den Aufnahmen erzählt?«
»Nein.« Das Schluchzen wurde wieder stärker. »Er hat mich benutzt
wie eine Hure.«
»Wie ging es dann weiter?« Frank fühlte Mitleid mit ihr.
»Er hat die Aufnahmen seinen Kumpeln gezeigt. Nahezu die ganze
Bruderschaft hat sich daran aufgegeilt. Können Sie sich das vorstellen? Ich
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