Schweinefleisch ist nicht Haram
sogar Bekanntschaft mit sechs Rollbändern gleichzeitig machen. Beim Stapeln der Pakete ist mir jedoch ein Adressat besonders aufgefallen. Viele der Pakete sollten in dieser Nacht nach Tel Aviv. Geschickt wurden sie aus Bonn. In Bonn hat die Firma EADS einen Standort. Das ist der zweitgrößte Rüstungskonzern in Europa. In diesen Paketen konnten also Waffen oder Geräte sein, die zu Kriegszwecken genutzt werden. Radargeräte, Drohnen oder sogar Munitionen? Ich wollte mir das gar nicht vorstellen, was sie damit in Israel anfangen wollten. Ich holte meinen Kollegen Deniz und fragte, was er darüber denkt.
„Das ist ja krass, kein Wunder, dass heute nur die Aushilfskräfte kommen sollten!“
Weitere Kollegen kamen und schauten sich die Pakete ebenfalls an. Es waren bereits 50 Stück, die ich gestapelt hatte.
„Meinst du echt, wir sollten das zulassen?“, fragte mich Deniz.
Deniz hatte recht, das war die Gelegenheit, um ein Zeichen gegen den Krieg Israels gegen die palästinensische Bevölkerung zu setzen und dabei dem Rüstungskonzern in Deutschland eins auszuwischen. Es waren eben deutsche Waffen, die die Heimat von tausenden Menschen überall auf der Welt zerstören. Auch im Waffenverkauf gehört Deutschland zu den Exportweltmeistern und wir hatten die Gelegenheit, um sowohl diesem Geschäft zu schaden, als auch das Leben der palästinensischen Bevölkerung zu retten. Als wir Pause hatten, sollte Deniz mit unserem Vorarbeiter eine rauchen, während ich alle Mitarbeiter im Pausenraum sammelte:
„Kollegen, als Aushilfskräfte wurden wir heute besonders gebraucht. Wie ihr sehen könnt, gehen viele eurer Pakete aus Bonn nach Tel Aviv, ich hatte einen ganzen Stapel voll. Was in euren Paketen steckt, das sind Waffen und zwar Waffen, die für den Krieg gegen die palästinensische Bevölkerung benutzt werden. Sie beuten uns an diesem Tag nicht nur aus, nein, mit unserer Ausbeutung helfen sie dem Staat Israel, um die Wohnungen und Menschen in Palästina zu bombardieren, doch wir können das verhindern!“
„Wie denn?“, fragte einer der Arbeiter dazwischen.
„Wir überkleben die Adresse mit einer neuen Adresse und schicken die Pakete einfach in die Schweiz, dort wird eh nie gekämpft!“
Viele Arbeiter nickten zustimmend, einige von ihnen meldeten sich freiwillig, um zu helfen. Als wir wieder an die Arbeit gingen, beschäftigten einige Kollegen den Vorarbeiter, während eine andere Gruppe die Adresse von den Paketen überklebte. Natürlich hatten wir gleichzeitig darauf geachtet, nicht im Blickwinkel der Kamera zu sein, die uns die ganze Zeit aufnahm. Die Waffen sollten jetzt nach Basel geschickt werden. Wir fanden die Adresse einer Eisdiele von dem Bekannten eines Kollegen dort heraus und schickten sie einfach dorthin. Neben seinem Eisgeschäft betrieb er sowieso unter der Theke Waffengeschäfte. Damit die Pakete nicht zurückkamen, überklebten wir natürlich auch die Adresse aus Bonn. Es war einfach eine grandiose Aktion, niemand hat was bemerkt und wir haben etwas Gutes für die Welt getan. Einige Tage später kam aber der Chef verwirrt in unser Lager.
„Leute, wisst ihr eventuell, warum ein Haufen Pakete in die Schweiz geschickt wurde?“
Es wurde kollektiv geschwiegen, Viele schauten auch den Chef blöd an, als ob sie nicht wüssten, wovon er gerade redete.
„Was war denn in den Paketen drin?“, fragte Deniz neugierig unseren Chef.
„Haribo Süßigkeiten, die sollten eigentlich nach Tel Aviv, dort sind sie bei den Kindern sehr beliebt, aber der Eisverkäufer in Bern hat sich natürlich auch darüber gefreut.“
Das kam jetzt unerwartet. Viele der Arbeiter schauten zu mir rüber, wahrscheinlich war ich jetzt der Sündenbock.
„Bei so vielen Paketen nach Tel Aviv waren doch bestimmt auch paar Waffen dabei!“, versuchte ich, die Situation noch irgendwie zu retten.
„Bist du verrückt? Wir schicken doch keine Waffen heimlich nach Israel, das macht die Deutsche Post schon!“
Die Parallelgesellschaft
Die Ferien neigten sich langsam dem Ende zu und ich hatte immer noch keine Zusage für ein Studium. Mit einem NC von 4,0 hatte ich mich für Psychologie und Medizin beworben, doch bis jetzt kamen leider nur Absagen. Dabei wollte ich schon immer Frauenarzt oder ihr Psychotherapeut werden, doch anscheinend war ich nicht der Einzige mit solch einer genialen Idee. Meine Eltern bereiteten schon meine Abreise in die Türkei vor, denn da sollte ich wieder hin, wenn ich keinen Studienplatz bekomme. Meine
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