Schwere Schuld / Der Wächter meiner Schwester - Zwei neue Romane in einem Band
schuhcremefarbenen Haare zu einem Knoten zurückgebunden hatte. Ihre blauen Augen blitzten vor Vergnügen, während sie sprach.
Eunice Meyerhoff genoss es, Hof zu halten.
Als Barnes und Amanda an ihren Tisch kamen, blickte sie hoch. Zwinkerte. Lächelte.
»Guten Tag, Detectives. Was machen Sie hier?«
Barnes sagte: »Hallo, Ladys, wie geht’s, wie steht’s?«
Die Frauen gaben einstimmig gackernd Nettigkeiten von sich. Eunice sagte: »Wir sind so gut wie fertig mit unserem Hauptgang. Möchten Sie sich vielleicht zum Dessert zu uns gesellen?«
»Eigentlich müssten wir unter sechs Augen mit Ihnen sprechen, Mrs. Meyerhoff«, sagte Amanda. »Nur einen Moment.«
Eunices Gefährtinnen starrten sie an. Sie wurde steif. Strahlte. »Gerne, natürlich.«
Barnes ergriff ihren Ellbogen. Während sie den Speisesaal durchquerten, winkte Eunice den anderen Essenden zu. Als sie an den Tischen vorbei waren, verkrampfte sich ihr Lächeln ein bisschen. »Worum geht es hier, Detective Barnes?«
»Wir brauchen Ihre Hilfe«, sagte Amanda.
»Und wie lange wird das dauern? Heute gibt es Boston Cream Pie, den ich sehr schätze. Wenn man zu lange zögert, gibt es keinen mehr.«
»Vielleicht sollten die Ladys das Dessert ohne sie bestellen«, sagte Barnes.
Er spürte, wie Eunice ihre Muskeln anspannte. Sie war dünn, aber zäh, wie ein alter wilder Truthahn, der sich einem Herausforderer stellt.
Draußen in der Eingangshalle fragte Eunice: »Wo sollen wir plaudern?«
»Nehmen wir doch Ihr Zimmer«, sagte Amanda. »Da sind wir schön unter uns.«
»Ich habe nicht - na ja, wenn Sie darauf bestehen.« Sie lächelte schwach. »Ich nehme an …« Sie tätschelte Barnes’ Arm. »Sie sind so muskulös, William. Sie waren immer ein guter Arbeiter.«
Die Fahrt mit dem Aufzug verlief schweigend. Eunice
fischte den Schlüssel aus ihrer Tasche und öffnete die Tür zu einem überraschend schäbigen kleinen Zimmer, das mit einer fliederfarbenen Tapete ausgekleidet war. Der Teppichboden war abgenutzt, die Vorhänge waren grau und staubig, und es roch wie in einem Pflegeheim. Durch Bleiglasfenster fiel ein wenig Tageslicht herein, aber der Himmel war bedeckt. Fast der gesamte Raum wurde von einem etwa ein Meter fünfzig breiten Bett, einem einfachen Holzstuhl, einem beschädigten Nachttisch, auf dem ein Radiowecker und ein altes Bakelit-Telefon standen, und einem Koffergestell zum Zusammenklappen eingenommen.
Auf dem Gestell stand eine uralte Vuitton-Reisetasche.
Eunice setzte sich auf den Stuhl. Sie sackte darauf zusammen, als wollte sie ihr fortgeschrittenes Alter betonen. Aber in ihren Augen lag eine misstrauische Schärfe.
»Ich habe ein paar Fragen an Sie, Mrs. Meyerhoff«, sagte Barnes. »Sie hängen mit einigen Ihrer Bank-Transaktionen zusammen.«
Diese scharfen Augen verengten sich. »Nun, ich glaube, meine finanziellen Angelegenheiten gehen Sie nichts an.«
»Es tut mir leid, wenn wir Ihnen zu nahegetreten sind, aber wir mussten uns Gewissheit über bestimmte Fakten verschaffen.«
»Was für Fakten?« Ihr Tonfall hatte sich verhärtet.
»Im Allgemeinen geben Sie nicht sehr viel Geld aus«, sagte Amanda. »Deshalb waren wir über zwei kürzlich vorgenommene Abhebungen überrascht, die ziemlich hoch waren.«
»Zwei Barschecks«, fügte Barnes hinzu. »Jeder in Höhe von zehntausend Dollar, innerhalb der letzten fünfundvierzig Tage.«
»Na und?«, sagte Eunice. »Als ich das letzte Mal nachgesehen habe, hatte die Bundesregierung nichts dagegen, dass ich mein eigenes Geld ausgab.«
»Wir wissen, wer sie eingelöst hat«, sagte Amanda.
Die alte Frau schwieg. Rote Fingernägel der einen Hand kratzten die andere.
»Parker Seldey«, sagte Barnes. »Das ist ziemlich viel Geld für einen Ex-Schwiegersohn.«
»Wir mögen ihn nicht besonders«, sagte Amanda. »Er hat versucht, uns zu erschießen. Wir sind neugierig, weshalb Sie ihn mögen.«
»Sie hatten da nichts zu suchen!«, platzte Eunice heraus.
»Ma’am«, sagte Barnes, »Jane hat uns die Erlaubnis erteilt, das Grundstück zu betreten, und Jane ist die Eigentümerin.«
»Das wusste Parker nicht.«
Eine Pause.
»Darum geht es uns«, sagte Barnes. »Sie scheinen Parker ziemlich gern zu haben.«
Eunices Mund verzog sich. »Egal, was Jane an ihm auszusetzen findet, mir gegenüber hat er sich immer wie ein Gentleman verhalten. Was ist dagegen zu sagen?«
»Dagegen ist nichts zu sagen«, erwiderte Barnes, »obwohl ich mir sicher bin, dass es Ihre Tochter
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