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Schwere Schuld / Der Wächter meiner Schwester - Zwei neue Romane in einem Band

Schwere Schuld / Der Wächter meiner Schwester - Zwei neue Romane in einem Band

Titel: Schwere Schuld / Der Wächter meiner Schwester - Zwei neue Romane in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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1
    Eine wunderschön geschnitzte Mandoline in einem samtgefütterten Kasten war im Schlafzimmerschrank von Baker Southerbys Haus verstaut.
    Das Instrument, eine Gibson F-5 aus dem Jahr 1924 mit minimaler Abnutzung unterhalb des F-Lochs durch ein Plektron, war mehr wert als Bakers Haus, ein kleiner Holzbungalow an der Indiana Avenue in dem westlichen Stadtviertel Nashvilles, das als The Nations bekannt ist. Es war eine solide Arbeitergegend mit rauen Kanten, und viele der Bewohner lebten von Gehaltsscheck zu Gehaltsscheck. Das Haus war das einzige, das Baker Southerby je sein eigenes hatte nennen können, aber das machte es nicht zu mehr, als es war. Die Gibson war ein kommerzieller Misserfolg gewesen und daher selten und ein bedeutendes Sammlerstück, für das inzwischen Summen im sechsstelligen Bereich gezahlt wurden, ein Umstand, auf den Bakers Partner ständig hinwies.
    »Eine ist gerade bei Christie’s für hundertsiebzig versteigert worden, Lost Boy.«
    »Verfolgst du Auktionen?«
    »Ich war neugierig.«
    Wenn Lamar Van Gundy darauf zu sprechen kam - normalerweise, wenn sie beide eine rasche Mahlzeit zu sich nahmen -, kaute Baker weiter auf seinem Hamburger herum und tat so, als wäre er taub geworden. Meistens funktionierte
das, aber wenn Lamar der Teufel ritt und er keine Ruhe gab, war Bakers nächste Antwort so automatisch wie Voice-Mail: »Und worauf willst du hinaus?«
    »Ich will nur sagen, sie ist eine Goldmine.«
    »Gib mir den Ketchup, Stretch. Warum bunkerst du ihn überhaupt?«
    Lamars riesige Hände schoben ihm die Flasche über den Tisch. »Hier. Schütt dir dein Futter mit dem Zeug zu, El Bee. Hundert siebzig . Womit könnte man dich denn beeindrucken?«
    »Ich bin beeindruckt.«
    »Wann hast du das letzte Mal auf dem verdammten Ding gespielt?«
    »Bei etwas so Teurem sollte man nicht riskieren, dass es beschädigt wird.«
    »Was ist, bist du Epileptiker und hast Angst, sie fallen zu lassen?«
    »Man weiß ja nie, Stretch.«
    » Du weißt es«, sagte Lamar, »und ich weiß es, und jeder weiß es, dass sie besser klingen, wenn man auf ihnen spielt. Wenn du den Klangkörper ein bisschen freispielst, wer weiß, vielleicht könntest du sie auf hundertachtzig hochtreiben.«
    »Und worauf willst du hinaus?«
    Lamar zupfte an einem Schnurrbartende. »Jemand hat hier sein Midol nicht genommen. Warum kannst du das verdammte Ding nicht ausstehen, wenn es praktisch das wichtigste Teil ist, das dir gehört?«
    Baker zuckte die Achseln und lächelte und versuchte nicht an die brechende Stimme eines kleinen Jungen zu denken, an verrauchte Tanzschuppen, an lockeres Lachen. Zusammengerollt auf dem Rücksitz, während der alte Lieferwagen über Landstraßen holperte. Die ölige Glätte, mit der Scheinwerfer über ländlichen Asphalt streifen konnten.
    Lamar betrachtete Bakers Lächeln als passende Ergänzung
zu seiner ruhigen Art, und manchmal wäre das Thema damit erledigt gewesen. Sie arbeiteten seit drei Jahren zusammen, aber der große Mann hatte keine Ahnung, ob Bakers Zähnezeigen forciert war. Lamar konnte die meisten Menschen wirklich gut einschätzen, aber er hatte seine blinden Flecken.
    Wenn Lamar nicht lockerließ, war sein nächster Kommentar so vorhersagbar, als stünde er in einem Drehbuch. »Du besitzt einen Schatz, und deine Alarmanlage ist Scheiße.«
    »Ich bin gut bewaffnet, Stretch.«
    »Als ob niemand bei dir einbrechen könnte, wenn du arbeitest.« Er seufzte tief. »Hundertsiebzig, Herr im Himmel, das ist echtes Geld.«
    »Wer weiß denn außer dir, dass ich sie besitze, Stretch?«
    »Bring mich nicht auf dumme Gedanken. Teufel, George Gruhn könnte sie für dich vermutlich in knapp fünf Sekunden abstoßen.«
    »Fällt sie im Wert, während wir hier sitzen?«
    Diesmal war es Lamar, der auf einem Ohr schwerhörig war. »Ich habe George letztes Jahr meine 62er Precision anvertraut. Hab das Zwanzigfache dessen bekommen, was ich dafür bezahlt habe, mir eine drei Jahre alte Hamer gekauft, die genauso cool klingt und die ich zu Gigs mitnehmen kann, ohne mir darüber Sorgen machen zu müssen, dass ein Kratzer tragisch wäre. George hat die Beziehungen. Es war so viel übrig, dass ich Sue Blumen und eine Halskette zum Hochzeitstag kaufen konnte. Den Rest haben wir benutzt, um einen Teil der Hypothek für die Wohnung abzuzahlen.«
    »Sieh mal einer an«, sagte Baker, »du bist ja ein richtiger Warren Buffett.« Weil es ihm reichte, stand er auf, bevor Lamar etwas erwidern konnte, ging auf die

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