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Schwere Wetter

Schwere Wetter

Titel: Schwere Wetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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Musikanlage. Auch der Laserdrucker
ist ein Gerät, das nicht jeder Anwender zu Hause stehen hat. Sehen Sie mal«,
der Finger des Beamten wanderte weiter zu einem mehrere Pakete Druckerpapier
umfassenden Stapel. »Der wollte viel drucken. Dafür sprechen auch die
fabrikfrischen Tonereinheiten für den Drucker als Reserve. Und dann haben wir
noch zwei weitere Ladegeräte für Handys gefunden, ein Samsung und ein LG .«
    »Nur die
Ladegeräte?«
    Der Beamte nickte.
»Die Telefone sind weg. Nix.«
    Warum wurde ein
Mensch ermordet, dessen Ausweispapiere auf einen amerikanischen
Informatikstudenten lauteten, dachte Lüder, und dessen Wohnung überhaupt nicht
einer Studentenbude ähnelte? Lüder verstand auch nicht, weshalb jemand, der in
Kiel studierte, sich eine Unterkunft in Büdelsdorf bei Rendsburg beschafft
hatte. Immerhin waren es gut fünfunddreißig Kilometer zwischen Wohnung und
Universität.
    »Haben Sie einen
Autoschlüssel gefunden?«, fragte Lüder.
    Der Beamte nickte.
»Ja. Den hat der Kollege Vollmers mit nach Kiel genommen.«
    Lüder klingelte an
der Nachbarwohnung. Die Mieterin musste hinter der Tür gelauscht haben, da sie
sofort öffnete.
    »Sind Sie auch
vonne Polizei?«, fragte die ältere Dame mit dem Strickpullover und der
Bernsteinkette auf dem ausladenden Dekolleté.
    Lüder nickte.
    »Komm Sie man
rein. Wir, also mein Mann und ich, haben schon alles erzählt. Von welche
Polizei sind Sie denn?«
    »Von der
Kriminalpolizei«, erklärte Lüder geduldig und folgte der alten Dame ins
plüschig eingerichtete Wohnzimmer.
    »Heinz, da ist
noch so 'n Krimsche«, sagte sie zu ihrem Mann, dann zeigte sie auf das Sofa,
auf dem bunte Kissen ordentlich ausgerichtet waren. Mit einem Schmunzeln
bemerkte Lüder den Knick in der Mitte des Kissens.
    »Nehm Sie man
Platz, junger Mann.«
    »Soso«, brummte
der Mann mit der Wollweste, unter der die Hosenträger hervorlugten. Er
wechselte seine Brille gegen eine andere aus, die auf dem Couchtisch mit der
blütenweißen Tischdecke lag.
    »Woll'n Sie 'nen
Kaffee? Ich hab aber nur mit ohne.«
    »Gern«, sagte
Lüder, auch wenn ihm die Nachbarin soeben erklärt hatte, dass sie nur
koffeinfreien Kaffee im Hause hatte.
    »Ist wegen dem
Herz von mein Mann.« Sie bewegte sich trotz der Leibesfülle sehr schnell und
verschwand in der Küche, wo Lüder sie hantieren hörte. Dabei führte sie
Selbstgespräche.
    »Wo ist die Dose? Ach.
Hier. Nun in den Filter. Eins. Zwei. Drei …«
    Lüder wurde
abgelenkt.
    »Ist ja ein
ordentlicher Trubel. So was erlebt man sonst immer nur in Fernsehen. Mann, ist
das 'nen Ding. Bring die doch glatt den Nachbarn um.«
    »Kannten Sie Herrn
McCormick näher, Herr äh …«
    »Riemenschneider«,
stellte sich der ältere Mann vor.
    »Aber nicht
Tilman?«, versuchte Lüder scherzhaft zu sein.
    Der alte Mann sah
ihn an. »Nee, sagte ich doch. Riemenschneider. Tilman kenn ich nicht. Wo sollen
die denn wohnen?«
    Lüder ging nicht
darauf ein. Aus der Küche vernahm er Frau Riemenschneider, die mit ihrer
Kaffeemaschine sprach: »Los, nun mach schon. Der hat nicht so viel Zeit. Der
muss hinter den Täter hinterher.«
    »Der McCormick …« Herr Riemenschneider sah Lüder hilfesuchend an. »So hieß der doch? Immer
diese ausländischen Namen. Also, der hat hier nebenan gewohnt. Möbliert. Na,
wie soll der auch seine Sachen von … äh … Wo kommt der her?«
    »Aus Amerika«,
half Lüder nach.
    »Aus Amerika. Mein
Gott. Also, wie soll der seine Sachen hierherkriegen, nä?«
    »Ist doch
heutzutage kein Problem nicht mehr«, erklärte seine Frau, die auf einem Tablett
Tassen und eine Kaffeekanne balancierte. »Wir haben aber keine Milch. Wegen den
Cholesterin. Aber Zucker können Sie haben. Süßstoff. Wegen Heinz sein Zucker.«
    »Der Mann will
doch gar nicht meine Krankheiten wissen«, protestierte Heinz Riemenschneider.
    »Weiß ich doch.
Also, wir haben das ja schon vorhin Ihren Kollegen gesagt. Eigentlich wissen
wir nicht viel. Wir kümmern uns nicht um die Nachbarn. Auch nicht um den
Amerikaner. Ging ja gar nicht. Der sprach kein Deutsch. Und wir kein
Amerikanisch. Und wissen wollte der von uns auch nichts. Hat nie Guten Tag
gesagt. Immer nur Hello.« Sie zog einen Mundwinkel in die Höhe, legte den Kopf
schief und wiederholte: »Hello.«
    »›Herr‹, habe ich
ihm gesagt, ›wenn Sie immer so oft unterwegs sind. Ich kann ja mal was für Sie
einkaufen.‹ Hat er sich nicht drum gekümmert. Ich glaube, der hat mich gar
nicht verstanden.«
    »Sie

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