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Schwere Wetter

Schwere Wetter

Titel: Schwere Wetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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meinen, Herr
McCormick hat kein Deutsch verstanden?«
    »Bestimmt nicht.
Er hat auch mit kein anderen gesprochen. Aus 'n ganzen Block nicht.«
    »Hat Ihr Nachbar
Besuch empfangen?«
    »Bestimmt nicht.«
Frau Riemenschneider schüttelte energisch den Kopf. »Das hätten wir
mitgekriegt. Das sind hier Papierwände. Da hört man alles. Alles«, betonte sie
überdeutlich und zeigte zur Zimmerdecke. »Die da oben, wissen Sie, die –«
    Lüder unterbrach
die alte Frau. »Sie haben wertvolle Beobachtungen gemacht. Wann hat Ihr Nachbar
die Wohnung verlassen?«
    Frau
Riemenschneider zog die Stirn kraus. »Das war immer verschieden. Mal ist er
morgens weg, ein andermal ist er mitten in der Nacht nach Hause zurück. Kam
auch mal vor, dass er gar nicht da war.«
    »Seit wann wohnte
er hier?«
    »Noch nicht lange.
Vielleicht sechs Wochen.«
    »Ist schon länger
her, Elli«, mischte sich Herr Riemenschneider ein. »Bestimmt schon 'nen halbes
Jahr.«
    Seine Frau winkte
ab. »Du und dein Zeitgefühl. Nix da. Der ist noch nicht so lange hier. Ich habe
doch neulich erst mit Frau Wundermann darüber gesprochen.« Plötzlich fiel ihr
noch etwas ein. »Nun glauben Sie nicht, dass wir an der Wand lauschen. Bestimmt
nicht. Aber nachts hat er manchmal Selbstgespräche geführt. Hörte sich immer so
komisch an. War aber ziemlich laut.«
    »Sie meinen, er
hat nachts Englisch gesprochen?«
    »Weiß nicht, ob
das Amerikanisch war. Kann sein. Versteh ich ja nicht. War jedenfalls immer
nachts. Fing meistens um zehn an.«
    »Zehn Uhr abends?«
    »Sagte ich doch.«
    »Kann er Fernsehen
gehört haben?«
    »Nee. Er sprach
immer allein. Fernsehen hätten wir ja gehört. Die da oben …« Erneut wanderte
der Finger zur Zimmerdecke.
    Lüder hörte nicht
zu. Es klang, als hätte Dustin McCormick in den Abendstunden telefoniert. Bei
einer Zeitverschiebung von sechs Stunden zur Ostküste wäre es dort Nachmittag
gewesen, bis Los Angeles allerdings neun Stunden. Wenn man davon ausging, dass
McCormick, der Student, mit seinen Angehörigen gesprochen hatte, hätte er es
auf die Zeit nach deren Feierabend gelegt, also später nach mitteleuropäischer
Zeit. In diesem Zusammenhang war auch merkwürdig, dass der Mann anscheinend
mehrere Handys besaß, von denen sie bisher noch keines gefunden hatten. Diese
Idee wollte Lüder weiterverfolgen.
    Inzwischen hatte
Frau Riemenschneider auch ihre Erläuterungen zu »denen da oben« abgeschlossen.
    »Hat Herr
McCormick allein eingekauft, nachdem er Ihre Hilfe nicht in Anspruch nehmen
wollte?« Die Spurensicherung hatte nur wenige Lebensmittel gefunden. Irgendwie
musste sich der Mann ernährt haben.
    »Weiß nicht«,
erwiderte die alte Frau knapp. »Ich hab ihn nie mit einer Einkaufstüte
gesehen.«
    »Wo hat er sein
Auto geparkt?«
    Frau
Riemenschneider beugte sich vor. »Das war auch so ein merkwürdiges Ding. Er hat
ja so 'n Amischlitten gefahren, so ähnlich wie der Neffe von der Wiedemuth
schräg gegenüber. Den hat er aber nie vor der Tür geparkt. Immer ein Stück
weg.«
    »Woher wissen Sie
das?«
    »Nun ja«, druckste
sie herum. »Heinz ist ihm zweimal hinterher. Tut ihm, ich mein, dem Heinz, ganz
gut, wenn er sich mal bewegt.«
    Ihr Ehemann
bestätigte es mit einem Knurrlaut.
    Mehr war von den
beiden alten Leuten nicht zu erfahren. Das traf auch auf die Mitbewohner im
Erdgeschoss zu.
    Eine Frau mit
einem Kopftuch öffnete die Tür nur einen Spalt und erklärte unaufgefordert:
»Nix verstehn. Nix gesehn.« Dann schloss sie hastig die Wohnungstür.
    Lüder rief
Vollmers an, der sich ein wenig ungehalten über die Störung zeigte.
    »Wo steht
McCormicks Auto?«
    »Ein
silberfarbener Mitsubishi Pajero«, erklärte der Hauptkommissar. »Sie finden ihn
in einer Parkbucht in der Matthias-Claudius-Straße, vor einer Sackgasse mit
weißen Flachdachbungalows, etwa fünfhundert Meter entfernt, wenn er noch nicht
abgeholt worden ist. Es dauert alles eine Weile. Wir sind schließlich eine
Behörde.«
    Lüder suchte das
Fahrzeug und wunderte sich, dass es in Potsdam zugelassen war. Für einen
Studenten war es ein großes Fahrzeug. McCormick schien keine finanzielle Not
gelitten zu haben.
    Der Mann wurde
Lüder immer rätselhafter. Warum parkte er seinen Wagen so weit entfernt? Direkt
vor dem Haus mangelte es nicht an Parkmöglichkeiten.
    Lüder schlenderte
durch die Wohngegend. Alles wirkte ruhig und friedlich. Es dominierte die
Einfamilienhausbebauung. Ein ungewöhnlicher Standort für einen Studenten.
     
    Es hatte wieder

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