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Schwere Wetter

Titel: Schwere Wetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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Koselauten und Di-di-di-di und Da-da-da-da-da. Sie hob den Säugling in seinem bauschigen Kinderkleidchen hoch und reichte ihn Alex.
    Das haarlose, graue Köpfchen des Kindes erinnerte an einen gefüllten gebackenen Champignon. Alex war nicht gerade ein Experte, was Kinder anging, doch selbst er konnte erkennen, daß sein kleiner Neffe - Michael Gregory Mulcahey - kein hübsches Kind war. Obwohl es anhand des zerknautschten, schrumpligen Gesichtchens schwer zu sagen war, schien der Junge doch die schlimmsten Merkmale seiner beiden Elternteile geerbt zu haben: Juanitas breiten Kiefer und Mulcaheys seltsame, bullige Stirn.
    »Mann, der ist ja wirklich niedlich«, sagte Alex. Das Kind reagierte mit einem unsteten Blick und heftigem Treten. Mit den Beinen war alles in Ordnung. Das Kind hatte Beine wie ein Zentaur.
    »Du kannst es einfach nicht glauben, wie?« fragte Jane und lächelte.
    »Nein. Eigentlich nicht. Das heißt, bis jetzt nicht.«
    »Ich auch nicht. Weißt du, ich muß dauernd daran denken, daß ich beinahe abgetrieben hätte. Einmal hatte ich die Pille sogar schon im Mund. Ich hätte sie bloß zu schlucken brauchen; nichts hätte sich zwischen Jerry und mir verändert, das Leben wäre genauso weitergegangen wie vorher. Mir war klar, daß ich mit unvorhersehbaren und äußerst ernsten Konsequenzen zu rechnen hätte, wenn ich sie nicht schluckte! Aber ich habe mich für die Konsequenzen entschieden, Alex, mit voller Absicht, als wüßte ich genau, was ich tue. Und jetzt ist dieser kleine Fremde da. Bloß daß er gar kein kleiner Fremder ist. Er ist mein Baby.«
    »Ich verstehe.«
    »Ich liebe mein Baby, Alex. Ich liebe es nicht bloß, ich liebe es wirklich, ich liebe es wahnsinnig, und Jerry auch. Wir vergöttern es. Ich möchte noch ein Kind haben.«
    »Na so was.«
    »Das Kinderkriegen ist gar nicht so schlimm. Es ist wirklich interessant. Irgendwie hat mir die Geburt sogar gefallen. Das war eine intensive, wichtige Erfahrung.«
    »Kann ich mir vorstellen«, sagte Alex. »Ich möchte Sylvia mal meinen kleinen Neffen zeigen.«
     
    Jane folgte ihm ins Wohnzimmer. Er trug das Kind, als wäre Michael Gregory ein Sack voll lebender Frösche. Das seltsame Mädchen riß seinen Reptilienblick vom Fernseher los und schaute das Baby an, dann Alex, Jane, wieder das Baby und schließlich wieder Jane, mit soviel dunklem, geronnenem Neid und Haß, daß es Jane überraschte.
    »Der ist wirklich süß«, sagte das Mädchen.
    »Danke.«
    »Er hat auch eine nette Mütze auf.«
    »Danke, Sylvia.«
    »Schon gut.« Sie wandte sich wieder dem Fernseher zu.
    Jane trug das Baby wieder ins Kinderzimmer und legte es hin. Es war gerade erst gestillt worden. Jetzt war es brav. Das schlimmste Gebrüll sparte es sich für drei Uhr morgens auf.
    »Ich nehme an, ihre Reaktion kommt dir seltsam vor«, sagte Alex. »Aber Babies sind ein heikles Thema für Frauen mit genetischen Defekten.«
    »Oh.«
    »Aber sie wollte das Baby wirklich sehen. Das hat sie mir gesagt.«
    »Ist schon gut. Sylvia ist in Ordnung.«
    »Hast du das Kind auf genetische Defekte untersuchen lassen?«
    »Alex…« Sie zögerte. »Das ist eine ziemlich kostspielige Angelegenheit.«
    »Nicht für mich. Ich kenne da Mittel und Wege, ich habe meine Beziehungen. Das ist überhaupt kein Problem; gib mir einfach eine kleine Probe, weißt du, ein tiefgefrorenes Abschabsel von der Innenseite der Wange, dann lasse ich das Genom scannen und auf mögliche Defekte analysieren. Zu einem vernünftigen Preis. Du solltest ihn wirklich untersuchen lassen, Jane. Sein Onkel ist genetisch vorbelastet.«
    »Wir sind nicht besonders glücklich dran, was, Alex?«
    »Wir sind am Leben. Das ist schon ein Glück.«
    »Wir sind nicht glücklich dran, Alex. Das ist nicht die Zeit zum Glücklichsein. Wir sind am Leben, und darüber bin ich froh, aber wir sind Menschen des Untergangs. Wir werden niemals wirklich glücklich und niemals sicher sein. Nie.«
    »Nein«, sagte er. Er atmete tief durch. Tief und mühelos. »Jane. Ich bin hierher nach Austin gekommen, weil ich dir etwas sagen muß. Ich wollte dir danken, Jane. Dafür, daß du mir das Leben gerettet hast.«
    »De nada.«
    »Nein, Jane. Laß mich in Ruhe, habe ich zu dir gesagt, aber du hast dich den Teufel darum geschert, stur, wie du bist. Die Quacksalber in dieser Schwarzmarkt-clínica hätten mich umgebracht. Aber du hast mich rausgeholt, du hast mich mit zu dir genommen und dich um mich gekümmert. Und obwohl wir dem Tod nahe waren,

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