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Schwere Wetter

Titel: Schwere Wetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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konnte.
    »Alex!« sagte das Telefon auf englisch. »Bist du das?«
    Alex blinzelte. Das Blut strömte durch seinen betäubten Körper. Unter dem Laken begannen seine Waden und Zehen vorwurfsvoll zu prickeln.
    »Ich möchte mit Alex Unger sprechen!« beharrte das Telefon. » ¿ Dónde está?«
    »Wer ist da?« fragte Alex.
    »Hier ist Jane! Juanita Unger, deine Schwester!«
    »Janey?« fragte Alex verblüfft. »Mann, ist etwa Weihnachten? Tut mir leid, Janey…«
    »Was!« schrie das Telefon. »Wir haben den neunten Mai! Herrgott noch mal, du scheinst wirklich fertig zu sein!«
    »Hey…«, meinte Alex schwach. Sonst rief seine Schwester höchstens zu Weihnachten an. Es entstand ein drückendes Schweigen. Alex studierte benommen die geheimnisvollen Knöpfe des Freisprechtelefons. EDIAL, FLAS, PROGMA. Keinerlei Hinweis, wie man auflegte. Die offene Telefonverbindung hockte da und lauschte auf ihn; eine quälende Erwartung ging von ihr aus. »Alles okay«, protestierte er schließlich. »Wie geht's dir, Janey?«
    »Weißt du überhaupt, welches Jahr wir haben?« wollte das Telefon wissen. »Oder wo du bist?«
    »Äh… Klar…« Verschwommene, schuldbewußte Panik durchdrang den Medikamentennebel. Selbst in seinen besten Zeiten war es ihm nicht leichtgefallen, mit seiner älteren Schwester zurechtzukommen, und jetzt fühlte er sich zu schwach und zu benommen, um sich zu verteidigen. »Janey, ich bin im Moment gerade nicht in der Stimmung… Ich rufe dich zurück…«
    »Wag es bloß nicht aufzuhängen, du alter Trickser!« schrillte das Telefon. »Was, zum Teufel, machst du da drinnen? Hast du vielleicht 'ne Ahnung, wie hoch die Rechnungen sind?«
    »Hier wird mir geholfen«, sagte Alex. »Ich bin in Behandlung… Laß mich in Ruhe.«
    »Ein Haufen betrügerischer Quacksalber! Die werden dir noch den letzten Cent abnehmen! Und dann bringen sie dich um! Und begraben dich auf irgendeiner gottverfluchten verseuchten Müllkippe an der Grenze!«
    Juanitas schrille Vorwürfe schwirrten wie Hornissen in seinem Schädel herum. Alex ließ sich auf den Kissenhaufen zurückfallen und stierte zum sich langsam drehenden Deckenventilator hoch, versuchte seine Kräfte zu sammeln. »Wie hast du mich hier gefunden?«
    »Leicht war's nicht, das kannst du mir glauben!«
    »Gut…«, knurrte Alex.
    »Und die Verbindung hinzukriegen, das war auch kein Zuckerschlecken!«
    Alex sog langsam die Luft ein, entspannte sich, atmete wieder aus. Tief in seinem Innern gurgelte unangenehm irgend etwas Zähes.
    »Verdammt noch mal, Alex! Das kannst du doch nicht machen! Ich habe drei Wochen gebraucht, um dich ausfindig zu machen! Diesmal konnten dich nicht mal Dads Leute finden.«
    »Tja, nun«, murmelte Alex. »Deshalb hab ich's ja so gemacht.«
    Als seine Schwester wieder das Wort ergriff, war ihre Stimme voll grimmiger Entschlossenheit. »Pack deine Sachen, Alejandro! Du mußt dort raus!«
    »Nerv mich nicht. Laß mich in Ruhe.«
    »Ich bin deine Schwester! Dad hat dich abgeschrieben - kapierst du das nicht? Du bist jetzt erwachsen, und du hast ihm zu oft weh getan. Ich bin die einzige, die sich noch was aus dir macht.«
    »Mach dir doch nicht ins Hemd«, krächzte Alex erschöpft. »Nimm's leicht.«
    »Ich weiß, wo du steckst. Und ich komme dich holen. Und jedem, der mich daran hindern will - du eingeschlossen -, wird das noch leid tun!«
    »Du kannst gar nichts machen«, erwiderte Alex. »Ich hab die ganzen Klinikformulare unterschrieben… die haben Rechtsanwälte.« Er räusperte sich, lang anhaltend, rauh und schmerzhaft. Wieder vollständig wach zu werden, war alles andere als angenehm; verschiedene Körperteile - die obere Wirbelsäule, Gelenke, Sehnen, Diaphragmen - äußerten schmerzhaft-scharfen Protest und einen tiefen Widerwillen, zu funktionieren. »Ich will schlafen«, sagte er. »Ich bin hergekommen, um mich zu erholen.«
    »Mir machst du nichts vor, Alejandro! Wenn du unbedingt abkratzen willst, dann nur zu! Aber verschleudere nicht das Familiengeld an einen Haufen Gauner.«
    »Du warst schon immer ein verdammter Dickkopf«, sagte Alex. »Und jetzt hast du mich aufgeweckt, und ich fühle mich beschissen!« Er setzte sich auf. »Es ist mein Geld und mein Leben! Ich mache damit, was ich will! Geh zurück zu deiner Kunstakademie.« Er griff übers Bett, packte das Telefonkabel und riß es heraus, wobei der Plastikstecker zerbrach.
    Alex hob das schweigende Telefon hoch, untersuchte es, dann stopfte er es unter die Kissen. Der Hals tat

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