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Schwere Wetter

Titel: Schwere Wetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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Disketten herum. An der Wand hing eine riesige gerahmte, mehrfarbene Karte mit der Überschrift: FREQUENZVERTEILUNG DER USA: D AS F UNKSPEKTRUM .
    Jane scheuchte eine Katze vom Sofa - ein Futon mit Papierbezug - und räumte ihnen ein Fleckchen zum Sitzen frei. »Bist du immer noch allergisch gegen Katzen?«
    »Nein. Nicht mehr«, antwortete Alex.
    »Wie lange ist es her, Alex?«
    »Elf Monate«, sagte er und nahm Platz. »Fast ein Jahr.«
    »Verdammt«, sagte Jane. »Was kann ich euch anbieten?«
    Zum erstenmal ergriff Sylvia das Wort. »Hast du irgendwelches Ibogain?«
    »Was ist denn das?«
    »Schon gut, vergiß es.«
    Jane berührte ihren Bruder an der Schulter. »Die haben wirklich gute Arbeit geleistet auf Zypern, du siehst nämlich prächtig aus, Alex.«
    »Ja«, sagte Alex, »in Nikosia haben die sämtliche Nähte aufgetrennt und alles neu vernäht. Man hat mir gesagt, daß ich fett werden würde. Metabolisch, meine ich. Genetisch bin ich eigentlich ein großer, fetter, blonder Typ, Janey. Natürlich werd ich nie drüber wegkommen, daß ich in meiner Entwicklung gehemmt war.« Er lachte.
    »Tut mir leid, daß ich dich nicht gleich erkannt habe. Vor allem lag das am Anzug.«
    »Nein«, sagte er. »Nein, ich bin jetzt ein vollkommen anderer Mensch, das weiß ich. Alles dreht sich um die Gene, Janey, das ist Mega-Hexerei. Schau dir mal meine Hände an! Eigentlich sollte sich bloß meine Lunge verändern, und das hat sie auch getan, meine Lunge ist jetzt nicht mehr zu erschüttern. Aber guck dir bloß mal meine Hände an! Vorher sahen sie anders aus.«
    Jane hielt ihre Hand hoch und legte sie sanft an seine. »Du hast recht. Jetzt sehen sie wie meine aus. Sie sind gar nicht mehr… na ja, sie sind gar nicht mehr schmal.«
    »Es ist wirklich ganz einfach«, sagte Alex. »Bevor sie mich neu zusammengesetzt haben, hatte ich kein eigenes Leben, und jetzt, nach diesem Eingriff, nach allem, was ich durchgemacht habe, lebe ich endlich! Jetzt bin ich wie alle anderen. Der Fluch ist von mir genommen. Er ist getilgt und ausgelöscht. Wahrscheinlich werde ich sogar richtig alt werden.«
    Jane blickte Alex' Freundin an. Sie vermutete, daß es seine Freundin war. Wenn nichts zwischen ihnen war, hätte sie sich bestimmt nicht so herausfordernd gekleidet und wäre nicht mit ihm hergekommen. Ihre Anwesenheit konnte nur bedeuten, daß Alex sie bewußt vorzeigen wollte.
    Aber da war dieses Gesicht. Dieser große Fleck in ihrem Gesicht. Der Anblick war nur schwer zu ertragen. Außerdem hatte sie irgend etwas damit angestellt; es war nicht bloß ein großes, portweinfarbenes Muttermal, sie hatte auch noch zusätzlich daran herumgepfuscht; die Ränder waren mit sehr feinen und sehr kunstvollen punktierten Linien umgeben. Wie mit getüpfelter, schimmernder, regenbogenfarbener Tinte. Jane hatte so etwas noch nicht gesehen. Sie fand es abstoßend.
    »Was machen die Leute von der Truppe?«
    »Oh, hin und wieder hören wir von ihnen«, sagte Jane. »Von Bussard ziemlich oft. Rudy, Sam, Peter und Rick haben oben in Kansas jetzt ihr eigenes Team und sind immer noch auf der Jagd. Martha ruft nur selten an, aber mit Martha hab ich mich sowieso nicht so gut verstanden. Mit Joe Brasseur treffen wir uns häufiger, der hat einen ruhigen Job bei der Bundeswasserkommission.«
    »Ich hatte noch gar keine Gelegenheit, dir zu sagen, wie leid mir das mit Greg und Carol tut. Und das mit Mickey natürlich auch.«
    »Na ja«, meinte sie. »Mickey war ein guter Mensch, und Greg und Carol waren meine engsten Freunde.«
    »Wie geht's Ed?«
    »Also, Ed kann wieder beide Arme gebrauchen. Nicht so wie früher, aber es geht. Ellen Mae geht es auch schon wieder viel besser. Die ist jetzt oben in Anadarko…«
    »Was macht Jerry? Ist Jerry da?«
    »Nein. Der ist an der Universität. Er muß jeden Moment zurückkommen.« Sie sah auf die Uhr. »Möchtet ihr zum Mittagessen bleiben? Ich mache Tacos, das geht schnell.«
    »Ich helfe dir«, sagte Alex.
    Sie gingen in Juanitas vollgestopfte und alte Küche hinüber. Sylvia blieb auf dem Sofa sitzen. Alex zuckte zusammen, als er hörte, wie sie den Fernseher mit der Fernbedienung auf Touren brachte. Mit raschen Daumenbewegungen durchforstete sie systematisch die in Austin verfügbaren achthundert Kanäle.
    Er stellte sich zu den elektrischen Küchengeräten und schaute zu, wie der Taco-Teig in der Pfanne Blasen warf. Die Oberseite von Juanitas Herd war mit orangefarbener Schmiere bespritzt. Jane würzte den Taco-Teig so

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