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Schwerter und Eiszauber

Schwerter und Eiszauber

Titel: Schwerter und Eiszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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festgenagelt – und das alles mit einem Bluff! Schon der Anblick der von dir beschriebenen Streitmacht wird sie, das nehme ich bestimmt an, in die Flucht schlagen – sie werden ihre Schiffe besteigen und davonsegeln, ohne daß wir einen Finger rühren müssen.«
    »Verzeihung, Leutnant«, sagte sie, und sein Optimismus wehte ihre Erschöpfung davon, »aber ich habe gehört, daß du und deine Gefährten Berserker genannt werden – und bei solchen Wesen habe ich mir immer vorgestellt, daß sie grundsätzlich bei der ersten Gelegenheit über den Feind herfallen, mit Wolfsgeheul und splitternackt herumhüpfend.«
    »Ich will ehrlich sein – so habe ich das früher auch gesehen«, antwortete er und rieb sich mit dem Handrücken nachdenklich über die gebrochene Nase. »Der Kapitän aber hat mich eines Besseren belehrt. Ihm geht es um Tricks und Listen, das kann er gut, unser Kapitän! Er schafft es, den Gegner Dinge sehen zu lassen, die gar nicht vorhanden sind, so daß sich die eigenen Gedanken gegen ihn wenden, Fafhrd kämpft nur, wenn es keinen anderen Weg gibt – und von dieser Weisheit hat ein wenig auf uns abgefärbt.«
    »Warum trägst du Fafhrds Schwert?« erkundigte sie sich, nachdem ihr Blick darauf gefallen war.
    »Oh, er ist gestern früh zum Höllenschein aufgebrochen, um dem Mädchen zu folgen, und hat mir das Kommando übertragen. Bis jetzt ist er nicht zurück.« Auf Skors Stirn erschien eine Sorgenfalte, und er schilderte Afreyt in knappen Worten die seltsame Entführung Maras.
    »Es erstaunt mich, daß er euch nur deswegen so lange eurem Schicksal überläßt«, bemerkte Afreyt stirnrunzelnd.
    »Offen gesagt hat mich das gestern früh auch gewundert«, räumte Skor ein. »Aber als die Dinge sich dann entwickelten, habe ich mich jedesmal gefragt, was der Kapitän wohl an meiner Stelle tun würde, und das habe ich dann getan. Und es hat geklappt – bis jetzt jedenfalls.« Er legte zwei Finger übereinander.
    Ein schwaches Stampfen war zu vernehmen, gefolgt von heiser geflüstertem Gesang, und als sie sich umwandten, sahen sie die Spitze der Kolonne von Reifbewohnern den Hügel herabstampfen.
    »Nun ja, furchteinflößend sehen sie wohl aus«, sagte Skor nach kurzem Zögern. »Aber auch irgendwie seltsam«, fügte er hinzu, als die Sänfte und der Galgen in Sicht kamen. Neben der Sänfte schritten die Mädchen in ihren roten Mänteln.
    »Ja, seltsam sind sie«, bemerkte Afreyt.
    »Wie sieht ihre Bewaffnung aus?« wollte er wissen. »Ich meine, außer den Lanzen und Speeren und Kampfstäben und dergleichen?«
    Sie offenbarte ihm, daß dies ihres Wissens die einzigen Waffen waren.
    »Dann haben sie gegen die Mingols keine Chance, nicht wenn sie einen Angriff auf Distanz vortragen müssen«, meinte er. »Aber wenn wir sie unter den richtigen Bedingungen vorzeigen und ein paar Bogenschützen zwischen ihnen postieren ...«
    »Das Problem dürfte darin bestehen, diese Leute von einem Sturmangriff abzuhalten«, klärte ihn Afreyt auf. »Oder sie überhaupt zum Stehenbleiben zu veranlassen.«
    »Ach, so sieht es also aus«, sagte er mit hochgezogenen Augenbrauen.
    »Kusine Afreyt! Kusine Afreyt!« riefen May und Gale schrill und schwenkten die Arme. Doch im nächsten Augenblick deuteten die Mädchen zum Himmel und riefen: »Schau doch! Schau!« und schon liefen sie an der Kolonne entlang hangabwärts, winkend und rufend und zum Himmel weisend.
    Afreyt und Skor hoben den Kopf und erblickten in mindestens hundert Metern Höhe einen Mann und ein kleines Mädchen (nach dem roten Mantel zu urteilen, handelte es sich um Mara). Die beiden lagen flach ausgestreckt und klammerten sich aneinander und an etwas Unsichtbares, das sich in schnellem Flug Kalthafen näherte. In großem Bogen schwangen sie herum, wobei sie ständig an Höhe verloren, und hielten schließlich direkt auf Skor und Afreyt zu. Sie erkannte nun Fafhrd und Mara ganz deutlich und machte sich klar, daß sie und Cif genauso ausgesehen haben mußten, als sie von den unsichtbaren Bergprinzessinnen aus Khahkhts Schneesturm gerettet wurden. Sie umfaßte Skors Arm und sagte ein wenig außer Atem: »Du brauchst keine Angst um sie zu haben. Sie befinden sich auf einem Luftfisch, einem lebendigen Wesen, das unsichtbar ist. Es wird von einer unsichtbaren Frau gelenkt.«
    »Typisch!« bemerkte er rätselhaft. Im nächsten Augenblick wurden sie von einem kräftigen Windhauch durchgeschüttelt – Fafhrd und Mara rasten dicht über sie dahin, noch immer flach

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