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Schwerter und Eiszauber

Schwerter und Eiszauber

Titel: Schwerter und Eiszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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Cif die Kabine betrat (es dauerte nicht lange), war er sich darüber klargeworden, wie er das Thema anfassen wollte.
    »Liebe Cif«, sagte er ohne Einleitung und näherte sich ihr. »Ich muß dir ein Geständnis machen.« Dann erzählte er ihr voller Bescheidenheit, aber klar und logisch die Wahrheit über seine »wunderbaren Worte« – daß er sie nämlich selbst gar nicht mitbekommen hatte. Als er geendet hatte, fügte er hinzu: »Du verstehst also, daß es hier nicht um eine Frage der Eitelkeit geht – es war ja ohnehin Lokis Rede, nicht die meine. Du kannst mir also ganz offen die Wahrheit sagen.«
    Sie betrachtete ihn mit fragendem Lächeln und sagte: »Also, es hat mich schon gewundert, was du Mikkidu gesagt hast, daß er so überaus glücklich durch das Schiff hüpfte – und ich weiß nicht recht, ob ich es auch jetzt verstehe. Aber ja, ich muß zugeben, daß ich an dem Abend dasselbe erlebt habe wie er – ohne die Entschuldigung, ein unbekanntes Getränk zu mir genommen zu haben. Mein Verstand leerte sich urplötzlich, Zeit verging, und ich hörte keines der Worte, die du sagtest, mit Ausnahme der letzten Anweisungen für Afreyts Expedition und den Wasserwirbel. Aber die anderen jubelten laut, und so tat ich, als hätte ich alles gehört, wollte ich dich doch nicht kränken oder mich als Närrin sehen. Ach, was war ich für ein Dummkopf! Einmal war ich geneigt, Afreyt meine Schwäche einzugestehen, und wünschte jetzt, ich hätte es getan, denn sie sah an dem Abend irgendwie seltsam aus. Aber ich habe nicht den Mund aufgemacht. Glaubst du, was auch ich jetzt annehme, daß sie ebenfalls ...«
    Der Mausling nickte entschlossen. »Ich bin der Meinung, daß keiner der Anwesenden ein Wort von meiner – oder Lokis – Ansprache gehört hat oder sich daran erinnert, sondern daß später alle nur so getan haben, als wüßten sie es, wie eine Herde Schafe – deren schwarzer Leithammel ich war. Folglich weiß nur Loki, was Loki gesagt hat, und wir segeln auf unbekanntem Kurs gegen die Mingols, in seligem Vertrauen auf diesen Gott.«
    »Was jetzt?« fragte sie unsicher.
    Er betrachtete sie mit einem zögernden Lächeln und einem Achselzucken, mit dem seine Entschlußlosigkeit zum Ausdruck kam. »Natürlich machen wir weiter«, sagte er, »denn es ist ja dein Kurs, und ich habe mich darauf festgelegt.«
    Plötzlich wurde die Treibgut von einer Welle seitlich getroffen und legte sich schief. Cif wurde gegen den Mausling gedrückt, und die beiden umarmten sich, und ihre Lippen begegneten sich auf das angenehmste – aber nicht lange, denn er – wie auch sie – mußte an Deck eilen, um nachzuschauen (oder sich Bestätigung zu verschaffen), was geschehen war.
    Die Treibgut hatte den Hafenbereich von Salzhaven verlassen und war aus dem Lee der Salzklippe auf das Äußere Meer hinausgeglitten, wo der Ostwind das Schiff mit stärkerer Faust bedrängte und die Sonne Segel und Deck überschüttete. Der Mausling löste den traurigen Ourph am Steuerruder ab, und der alte Mingol setzte zusammen mit Gib und Mikkidu die Segel für den ersten ostwärtigen Schlag gegen den Wind. Und die Seefalke und die anderen seltsam ausgerüsteten Fischerboote vollzogen nacheinander dasselbe Manöver, der Treibgut auf hohe See folgend.
     
    Derselbe Ostwind, der in westlicher Richtung über den Südteil der Reifinsel wehte und gegen den die Treibgut ankämpfen mußte, trieb weiter draußen auf See die Pferdeschiffe der Sonnenwärtigen Mingols zu höchster Geschwindigkeit an. Die bedrohlich aussehenden Galeeren, jede mit einem prall gewölbten quadratischen Segel versehen, hatten sich zu einer gewaltigen Flotte formiert, und von Zeit zu Zeit wieherte ein Hengst in seinem Bug-Käfig, wenn der durch die Wellen brechende Bug die Gischt hoch aufsteigen und zwischen den Käfigstangen hindurchspritzen ließ. Alle Augen waren starr nach Westen gerichtet, und niemand hätte zu sagen gewußt, welche Augen wilder funkelten, die der pelzbekleideten, weißzahnig grinsenden Männer oder jene der langgesichtigen, weißzahnig grimassierenden Tiere.
    Auf dem Poopdeck des Flaggschiffes war der Wahn dieses Volkes in eine eher philosophische Bahn gelenkt. Gonov besprach sich mit seinem Hexendoktor und anderen Weisen über Fragen wie: »Genügt es, eine Stadt bis auf die Grundmauern niederzubrennen, oder muß man sie auch noch zu Schutt zerstampfen?« und beschäftigte sich mit Antworten wie: »Am verdienstvollsten ist es, eine solche Stadt zu Sand zu zermahlen

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