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Schwerter-Zylus 02 - Schwerter und Teufelei

Schwerter-Zylus 02 - Schwerter und Teufelei

Titel: Schwerter-Zylus 02 - Schwerter und Teufelei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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weiter. Ohne den Kopf zu wenden, rief er mit ziemlich hoher Stimme: »Ich komme, verehrte Mor, meine Mutter ... später.«
    Die anderen Frauen griffen den Ruf »Komm sofort zurück!« auf. Einige fühlten sich zu weiteren Anmerkungen wie »Ungehorsamer Bengel!«, »Fluch deiner guten Mutter Mor!« und »Hurenjäger!« bemüßigt.
    Mor brachte sie mit einer kurzen Seitwärtsbewegung ihrer Hände zum Schweigen. »Wir warten hier«, verkündete sie befehlsgewohnt.
    Der Mann mit dem schwarzen Turban zögerte einen Moment und folgte dann mit langsamen Schritten dem verschwindenden Paar, wobei er die Schneefrauen besorgt im Auge behielt. Es war eigentlich nicht erlaubt, daß sie die Händler angriffen, aber bei den Frauen dieser Barbaren wußte man das nie – ganz zu schweigen von den Männern.
    Fafhrd erreichte die Darstellerzelte, die an der Altarseite der Gotteshalle kreisförmig angeordnet waren; in der Mitte war der Schnee niedergetrampelt. Am weitesten vom Abgrund entfernt erhob sich das konische Zelt des Show-Leiters. In der Mitte stand das Zelt der einfachen Schauspieler, das etwa die Form eines Fisches hatte – ein Drittel für die Mädchen, zwei Drittel für die Männer.
    Dem Troll-Cañon am nächsten stand ein mittelgroßes halbkreisförmiges Zelt, das von Halbreifen gestützt wurde. Über die Spitze dieses Zeltes ragte der große schwere Ast einer immergrünen Sykomore, ausgeglichen durch zwei kleinere Äste auf der anderen Seite; übersät mit Kristallen. An der halbkreisförmigen Front des Zeltes befand sich ein zugeschnürter Eingang, mit dem Fafhrd einige Mühe hatte, da sich die lange Gestalt in seinen Armen noch immer nicht regte.
    Ein dickbäuchiger kleiner alter Mann kam mit jugendlichem Elan auf ihn zugetrottet. Er war in zerfetztes goldbesetztes Flitterwerk gekleidet. Sogar sein langer grauer Schnurrbart und sein Ziegenbärtchen über und unter dem Mund voller verfärbter Zähne glitzerten goldfleckig. Seine unterlaufenen Augen waren wäßrig und gerötet, doch im Zentrum dunkel und stechend. Über dem Gesicht erhob sich ein purpurner Turban, mit einer schimmernden Krone voller zackiger Felskristalle, eine armselige Edelsteinimitation.
    Hinter ihm tauchten ein hagerer einarmiger Mingol auf, ein fetter Mann aus dem Osten mit gewaltigem Bart, der angesengt stank, und zwei ausgemergelte Mädchen, die trotz ihrer Gähnerei und der Decken, in die sie eingewickelt waren, wachsam und auf dem Sprung wie Straßenkatzen wirkten.
    »Was soll das?« fragte der Anführer, und seine aufmerksamen Augen überflogen Fafhrd und seine Last. »Vlana ermordet? Vergewaltigt und erschlagen, wie? Wisse, du Mörder, daß dich dein Vergnügen teuer zu stehen kommt! Du weißt sicher nicht, wer ich bin, aber du wirst es erfahren! Ich werde mir von deinen Häuptlingen Entschädigung zahlen lassen! Bestimmt! Große Entschädigung! Ich habe Einfluß, das habe ich! Du verlierst deine Piratenarmbänder und die Silberkette, die ich da unter deinem Kragen sehe. Deine Familie wird bettelarm sein, alle deine Verwandten! Was die dann mit dir anstellen ...«
    »Du bist Essedinex, Leiter der Show«, unterbrach ihn Fafhrd. Sein hoher Tenor schnitt wie eine Trompete durch den heiseren Bariton des anderen. »Ich bin Fafhrd, Sohn Mors und Nalgrons, des Legendenbrechers. Vlana, die Kulttänzerin, ist nicht vergewaltigt oder tot, sondern nur durch Schneebälle betäubt. Das ist ihr Zelt. Öffne es!«
    »Wir kümmern uns um sie, Barbar«, sagte Essedinex etwas ruhiger; die fast pedantische Präzision, mit der der junge Mann Leute und Dinge bestimmte, schien ihn zu überraschen und ein wenig zu erschrecken. »Reich sie mir und geh!«
    »Ich lege sie hin«, beharrte Fafhrd. »Öffne das Zelt!«
    Essedinex zuckte die Achseln und machte dem Mingol ein Zeichen, der sarkastisch grinste und Hand und Ellenbogen dazu benutzte, die Verschnürung zu öffnen und die Zeltbahn zur Seite zu schlagen. Ein Duft nach Sandelholz und Brombeeren drang heraus.
    Fafhrd bückte sich und betrat das Zelt. Auf halbem Wege bemerkte er einen Haufen Felle und einen niedrigen Tisch mit einem Silberspiegel, der an einigen Krügen und gedrungenen Flaschen lehnte. Am anderen Ende stand ein Gestell mit Kostümen.
    Er wich einem Feuergestell aus, von dem ein heller Rauchfaden aufstieg, kniete vorsichtig nieder und legte seine Last sanft auf den Fellen ab. Dann betastete er Vlanas Puls an Kiefer und Handgelenk, hob ein dunkles Lid an und starrte in jedes Auge, erfühlte vorsichtig

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