0245 - Rallye mit dem Teufel
Angefangen hatte alles ganz harmlos.
In Boyd Rhodes’ Luxusvilla zwischen Santa Cruz in Kalifornien und der Monterey Bay. Bis zum Strand konnte man fast schon spucken, was Rhodes nicht daran gehindert hatte, seinen eigenen Swimming-Pool anzulegen. Die Sonne brannte an dreihundertfünfzig Tagen im Jahr wie ein Glutofen vom Himmel, und der Rallyefahrer fühlte sich hier pudelwohl. Leider hatte er viel zu selten Zeit, den Sonnenschein, seinen Pool oder das Meer selbst zu genießen. Die meiste Zeit des Jahres war er hier und da in der Welt unterwegs.
Er fuhr eine Rallye nach der anderen, und in fünf von zehn Fällen belegte er den ersten Platz. Die anderen fünf Fälle wurden grundsätzlich zu mittleren Katastrophen. Es gab für ihn nur den totalen Sieg oder die totale Niederlage. Etwas dazwischen, etwa ein dritter oder vierter Platz, gab es für ihn nicht.
Die Saison war beendet. Rhodes konnte sich etwa vier Wochen hintereinander ausspannen. Danach würde es weitergehen. Wo, wußte er noch nicht. Er hatte noch keinen neuen Vertrag unterschrieben. Zum einen war er sich noch nicht schlüssig, für welche Firma er beim nächsten Mal fahren wollte, zum Teil boten sie ihm nicht genug. Er pokerte noch. Er mußte erst sehen, welche Firma sich besonders für ihn interessierte, und wenn er dann bis zum letzten Moment zögerte, konnte èr vielleicht noch eine Viertelmillion zusätzlich herausschlagen.
Er war nicht billig. Wenn er fuhr, verlangte er alles - aber er gab auch alles dafür. Und viele Firmen, ob sie nun zur Auto-Industrie oder zu völlig fremden Branchen gehörten, die nur als Sponsor ins Geschäft einstiegen, ließen sich den Sieg, für den Rhodes mit einer Sicherheit von fünfzig Prozent garantierte, sehr viel Geld kosten. Und selbst wenn er eine totale Niederlage einfuhr, machte er dabei genügend Schlagzeilen, um die beschäftigenden Firmen und Geldgeber in die Zeitungen und ins Fernsehen zu bringen.
Viel behielt er nicht von dem Geld. Über die Hälfte verschlang allein der Fiskus. Die Versicherungsprämien waren hoch, weil er stets mit dem Risiko eines Stuntman fuhr. Er verschliß im Training mehr Fahrzeuge, als die Geldgeber ihm zugestanden, und mußte deshalb aus eigener Tasche für gut dreißig Wagen im Jahr zahlen. Er nahm sie in den Härtetest. Manchmal fuhr er auch direkt mit eigenem Wagen in die Wertung - dann, wenn er nicht für eine Autofirma, sondern sonstige Geldgeber fuhr und deren Fahrzeuge ihm nicht ganz geheuer waren.
Zuletzt hatte er für den Möbius-Konzern gefahren. Eine Tochtergesellschaft in den USA war damit ganz groß herausgekommen. Die Jungs von der public relations -Abteilung hatten jede Phase der Rallye groß ausgeschlachtet. Fotos und Exklusivberichte zierten jede Zeitschrift und erschienen in sieben Fernsehkanälen. Die Firma war über die Propaganda zufrieden. Rhodes nicht. Er machte zwei Kilometer vor dem Ziel einen Totalschaden, weil der Elektronik-Firlefanz der Firma, der unbedingt eingebaut werden mußte, durch einen simplen Defekt den Wagen lahmlegte und Rohdes zu einem Ausritt ins Gelände mit Überschlag zwang. Der Beifahrer war unbedingt der Ansicht gewesen, eine Coladose öffnen zu müssen. Er übersah die Kurve, die Rhodes nahm, die Cola schoß aus der Dose, ergoß sich in das Elektronikbord und verursachte reihenweise Kurzschlüsse. Alles, was ausfallen konnte, fiel aus, und der Wagen war anschließend nicht mal mehr die Verschrottungskosten wert.
So kam Rhodes um die Prämie. Sein Kontostand sank trotz allem in ungeahnte Tiefen, da er nur sein Fahrergehalt erhielt und keinen Cent mehr.
Jetzt ruhte er sich aus.
Er lag entspannt in einem Liegestuhl, die Sonnenbrille hoch in die Stirn geschoben, und ließ sich von der Sonne rösten. Die mehrfache Aufforderung, zu den Girls in den Pool zu kommen, ignorierte er einfach. Bei dieser Mittagshitze war er zu faul, sich anzustrengen.
Die beiden Mädchen, schwarz und blond, waren da anderer Auffassung. Boyd hatte sie am vergangenen Abend in Santa Cruz in einer Nobeldiscothek aufgegabelt, und er hatte dazu kaum einen Finger rühren müssen. Die beiden wollten schon von allein mitkommen, um eine heiße Nacht mit dem berühmten Rallye-Fahrer zu erleben.
Sie hatten sie erlebt, und sie waren immer noch da und frisch und munter.
Eine Ladung Spritzwasser traf den in seinem Liegestuhl dösenden Boyd Rhodes. Er grinste nur.
»Ich habe beschlossen, hier faul liegenzubleiben«, murmelte er gerade so laut, daß July und Elea es
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