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Schwerter-Zylus 04 - Schwerter gegen Zauberei

Schwerter-Zylus 04 - Schwerter gegen Zauberei

Titel: Schwerter-Zylus 04 - Schwerter gegen Zauberei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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alle habt gehört –« er deutete auf die zerschmetterte Bahre –, »wie sich diese beiden zu Herrschern von Quarmall ernannten. So sind die Sterne nun doppelt zufriedengestellt. Und die Götter, die auch das leiseste Flüstern vernehmen, das aus unserem Munde dringt, und die unser Schicksal nach unseren Worten formen, sind ebenfalls zufrieden. Nun bleibt mir nur noch eine letzte Pflicht: euch den nächsten Herrscher von Quarmall zu offenbaren.«
    Er deutete auf Kewissa und sagte mit singender Stimme: » Der übernächste Herrscher von Quarmall schläft und gedeiht in ihrem Leibe, Frau jenes Quarmal, der noch vor kurzem durch Verbrennung und Opfer und besondere Feiern geehrt wurde.«
    Kewissa zuckte zusammen und riß die blauen Augen auf. Dann begann sie zu strahlen.
    Flindach fuhr fort: »Bleibt mir nur noch zu verkünden, wer der nächste Herrscher Quarmalls sein und Königin Kewissas Kind erziehen soll, bis es ein Mann und ein vollkommener König und allwissender Zauberer geworden ist – ein Mann, unter dessen Herrschaft unser Höhlenreich beständigen inneren Frieden und äußeren Wohlstand erleben wird.«
    Flindach hob den Arm und senkte die Hand hinter seine linke Schulter. Alle vermuteten, daß er jetzt die Kapuze des Todes über sein entstelltes Gesicht ziehen würde, um seine Proklamation fortzusetzen. Statt dessen ergriff er seine kurzen Nackenhaare, zog sie hoch und nach vorn, und mit ihnen die ganze Kopfhaut und das Kopfhaar, und schon löste sich die Haut des Gesichts, als er die Hand zur Seite sinken ließ, und darunter, ein wenig schweißbedeckt, erschien das makellose Gesicht Quarmals mit der vorspringenden Nase und den lächelnden Lippen und den rot-weißen Augen, die alle Anwesenden fixierten.
    »Ich war gezwungen, eine Zeitlang das Jenseits zu besuchen«, erklärte er mit feierlicher, doch seltsam väterlich-vertrauter Stimme, »während andere an meiner Statt Herrscher von Quarmall waren und die Sterne ihre Speere herabschickten. So war es am besten, obwohl ich dadurch zwei Söhne verlor. Nur so konnte unser Land vor einer katastrophalen Selbstzerfleischung gerettet werden.«
    Er hielt die schlaffe Maske mit den leeren Augenlöchern, der purpur befleckten linken Wange und der warzenbesetzten rechten Wange in die Höhe. Er sagte: »Und jetzt bitte ich, daß ihr dem großen, mächtigen Flindach eure Ehre erweist, dem loyalsten Obersten Zauberer, den jemals ein König gehabt hat, der mir sein Gesicht für eine lebensnotwendige Verstellung lieh und seinen Körper, mit einer Wachsmaske versehen, für mich verbrennen ließ. Als ich die Trauerfeierlichkeiten würdig gestaltete, ehrte ich nur Flindach. Für ihn sind meine Frauen verbrannt. Dieses Gesicht, von mir abgehäutet und kunstvoll präserviert, wird in unseren Sälen in alle Ewigkeit einen Ehrenplatz erhalten, während Flindachs Geist meinen Platz in der Dunklen Welt jenseits der Sterne besetzt hält, bis ich ihm nachfolge. Bis in alle Ewigkeit ist Flindach ein Großer Held Quarmalls.«
    Ehe die Männer in Jubel ausbrechen konnten, rief Fafhrd: »Oh, kluger König, ich verehre dich und dein Kind und die Königin, die es trägt, so sehr, daß ich sie keinen Augenblick aus den Augen lassen und von ihrer Seite weichen werde, bis ich und mein kleiner Kamerad hier Quarmall sicher verlassen haben – sagen wir, auf eine Meile –, wohlversehen mit Pferden und all den Schätzen, die uns die beiden toten Könige versprochen haben.« Und er deutete auf die zerschmetterte Bahre.
    Der Mausling hatte gerade den Mund aufmachen wollen, um einige einschüchternde Bemerkungen über seine Fähigkeiten als Zauberer zu machen. Doch dann überlegte er, daß Fafhrds Worte eigentlich ganz gut gewählt waren – bis auf die Herabwürdigung seiner Körpergröße –, und er schwieg.
    Kewissa machte Anstalten, Fafhrd die Hand zu entziehen, doch er griff ein wenig fester zu, und sie schaute ihn verständnisvoll an. Mit heller Stimme rief sie Quarmal zu: »Oh, lieber Herr, dieser Mann rettete mir und deinem Sohn das Leben. Er verteidigte mich gegen Hasjarls Söldner in einem Lagerraum der Burg. Ich vertraue ihm.«
    Brilla, der sich die Freudentränen aus den Augen wischte, unterstützte sie: »O Herr, sie spricht die nackte Wahrheit, so nackt wie ein neugeborenes Baby oder eine frisch vermählte Frau.«
    Quarmal hob die Hand, ein wenig tadelnd, als wären solche Einwände gar nicht nötig und fehl am Platze, und wandte sich lächelnd an Fafhrd und den Grauen Mausling.

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