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Macabros 055: Mysterion, der Seelenfänger

Macabros 055: Mysterion, der Seelenfänger

Titel: Macabros 055: Mysterion, der Seelenfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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Kaum daß er die Wasseroberfläche durchstoßen
hatte, nahm er die Maske ab und schüttelte den Kopf. Dann sog er
tief die frische Luft in sich ein.
    Er sah sich kurz um. Die Wellen, vom Wind getrieben, klatschten
gegen seinen Körper. Mit zügigen Schwimmbewegungen begann
er sich der von ihm gecharterten Jacht zu nähern, die in einigen
Dutzend Metern Entfernung dahindümpelte.
    »Hallo, Jacques!«
    Die glockenhelle Stimme, die ihm entgegenscholl, stammte von Bord
der Jacht. Mit aufregendem Lächeln sah Christine Olivier zu ihm
hinaus. Sie deutete auf ihren Chronographen.
    »Du warst diesmal lange unten!«
    Jacques Estrelle lächelte zurück.
    »Es ist dort faszinierend – einfach wunderbar!«
sagte er begeistert. »Du solltest es auch einmal
versuchen!«
    Christine schüttelte sich und half ihrem Freund die
Strickleiter hinauf.
    »Lieber drei Tage Moorbad!« lachte sie.
    Jacques fiel in ihr Lachen ein und wuchtete die schweren
Sauerstofflaschen von seinem Rücken. Dann näherte er sich
Christine und wollte sie umarmen.
    Sie kicherte und wehrte ab.
    »Jacques! Komm mir nicht zu nahe! Da könnte ich ja
gleich einen Frosch küssen! Zieh dich um – dann
laß’ ich mich vielleicht überzeugen!« Sie
lächelte schelmisch.
    Jacques schüttelte den Kopf.
    »Nein, Cherie. Ich werde noch mal nach unten gehen, einen
Versuch möchte ich heute noch wagen. Es muß sich doch,
verdammt noch mal, irgend ein Hinweis finden lassen! Ich habe die
gesamte einschlägige Literatur durchgearbeitet. Es wurde viel
Unsinn geschrieben. Über die Maßen sogar, wie man zugeben
muß. Aber wer es versteht, zwischen den Zeilen zu lesen, der
erkennt bald, daß einige Dinge immer wieder zu denken geben.
Besonders hier in dieser Gegend, in der ich tauche. Hier häufen
sich diejenigen Vorfälle, die autorisierte Augenzeugen für
sich in Anspruch nehmen dürfen. Und, zum Teufel, ich werde
herausfinden, was es dort unten gibt, das die Menschen in Angst und
Schrecken versetzt!«
    Jacques Estrelle war 39 Jahre alt. Von Beruf Meeresforscher, hatte
er sich schon von Jugend an für die Geheimnisse der See
begeistert. Sein Geburtsort war Paris, und das trockene Festland
hatte ihm anfangs nur wenig Möglichkeiten gegeben, seiner
Neigung zu frönen. So hatte er sich auf anderen Gebieten
spezialisiert, die ihm auch heute noch die Möglichkeit gaben,
fantastische Entdeckungen zu machen. Er erkor den Okkultismus zu
seinem Hobby.
    Vor einiger Zeit hatte er während seiner Studien in einer
Schrift entdeckt, daß an einer bestimmten Stelle des Atlantiks
seltsame Dinge passierten. Es war lange vor den Zeiten eines Charles
Berlitz gewesen und all jener, die ihm nachzueifern versuchten. Aber
er hatte nie das Geld für eine solche Reise besessen.
    Nun hatte er sich soviel zusammengespart, daß er gemeinsam
mit seiner Freundin auf den Bermudas eine Wohnung beziehen konnte.
Nachts genoß er die Annehmlichkeiten der
Vergnügungsstätten, tagsüber tauchte er. Denn das war
ja der eigentliche Grund seines Aufenthaltes.
    »Tu, was du nicht lassen kannst!« sagte Christine.
    Ihre Worte klangen nicht böse. Eher etwas resignierend, denn
in den Wochen, die sie nun bereits mit Jacques zusammenlebte, hatte
sie es gelernt, auf sein Hobby einzugehen.
    Jacques strich seiner Freundin durchs Haar.
    »Ich bleibe nicht lange«, sagte er, drückte ihr
einen Kuß auf die Wange und nahm sich zwei frische
Sauerstoffflaschen. Dann setzte er sich auf die Reling der Jacht und
ließ sich langsam ins Wasser gleiten. Die Maske saß noch
in Höhe der Stirn.
    Christine Olivier lächelte ihm von Bord des Schiffes aus zu
und gab ihm eine Kußhand. Jacques erwiderte sie und setzte die
Brille auf. Er kontrollierte den Sitz des Schnorchels und die Zufuhr
an Sauerstoff, hob dann noch mal grüßend die Hand und
schwang sich vornüber…
    Die Unterwasserwelt zog ihn in ihren Bann. Zuerst war nichts als
geheimnisvolles Blau um ihn, dessen Helligkeit langsam abnahm. Doch
schon nach kurzer Zeit tauchten vor ihm die Korallenbänke auf,
die von der Nähe der Inseln kündeten.
    Links und rechts von ihm schwammen Fische. Er hatte den Grund der
See erreicht und trieb dicht über den in allen Farben des
Spektrums schillernden Korallen. Wesen, halb Tier halb Pflanze,
winkten ihm mit ihren Tentakeln zu. Schwärme von Fischen, in
allen Größen und Formen, kreuzten seinen Weg. So
schön auch alles anzusehen war, so lauerte hier doch irgendwo
eine Gefahr. Es mußte die sein, der vor ihm schon zahlreiche
andere Menschen

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