Schwester der Finsternis - 11
beide sie tragen werden.«
Cara nickte nachdenklich. »Das wäre eine Möglichkeit. Wenn sonst niemand dort ist, dann seid wenigstens Ihr beide in Sicherheit.«
»Jedenfalls sicherer als hier. Ich hatte gedacht, die Menschen hier würden uns in Ruhe lassen. Ich hatte nicht erwartet, dass die Imperiale Ordnung so weit entfernt noch Unruhe stiften würde – jedenfalls nicht so schnell. Normalerweise sind diese Männer keine schlechten Kerle, aber im Augenblick sind sie im Begriff, sich in eine gefährliche Stimmung zu versetzen.«
»Diese Feiglinge haben sich unter den Rockschößen ihrer Weiber verkrochen. Vor morgen sind sie nicht zurück. Wir können der Mutter Konfessor ein wenig Ruhe gönnen und dann kurz vor Tagesanbruch aufbrechen.«
Richard warf Cara einen vielsagenden Blick zu. »Einer dieser Männer, Albert, hat einen Sohn namens Lester. Lester und sein Kumpel Tommy Lancaster haben vor einiger Zeit versucht, mich mit Pfeilen zu durchbohren, weil ich Tommy den Spaß verdorben hatte, als er jemandem gerade sehr wehtun wollte. Jetzt fehlen sowohl Tommy als auch Lester eine ganze Menge Zähne. Albert wird Lester berichten, dass wir hier sind, und kurz darauf wird es auch Tommy wissen.
Jetzt, da ihnen die Imperiale Ordnung mit ihrem Gerede von einem gerechten Krieg für eine gute Sache die Köpfe voll gequasselt hat, werden diese Männer gerne herausfinden wollen, was es heißt, ein Kriegsheld zu sein. Normalerweise sind sie nicht gewalttätig, aber so unvernünftig wie heute habe ich sie noch nie erlebt.
Sie werden sich Mut antrinken gehen. Bis dahin werden sich Tommy und Lester ihnen angeschlossen haben, und ihr Gerede, ich hätte ihnen Unrecht getan und sei zu einer Gefahr für anständige Menschen geworden, wird alle in helle Aufregung versetzen. Aufgrund ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit werden sie schon bald erkennen, wie vorteilhaft es wäre, uns umzubringen – sie werden glauben, damit ihre Familien zu schützen und das Richtige für die Gemeinde und den Schöpfer zu tun. Aufgestachelt vom Schnaps und ihrer eigenen Großartigkeit werden sie nicht bis zum Morgen warten und noch in dieser Nacht wiederkommen. Wir müssen sofort aufbrechen.«
Cara wirkte gelassen. »Und ich sage, wir erwarten sie und machen dem Spuk ein Ende, sobald sie hier erscheinen.«
»Ein paar von ihnen werden noch ihre Freunde mitbringen, sie werden bei ihrer Rückkehr überaus zahlreich sein. Wir müssen an Kahlan denken, ich möchte nicht riskieren, dass einer von uns verletzt wird. Dadurch, dass wir gegen sie kämpfen, wäre nichts gewonnen.«
Richard streifte den uralten Waffengurt aus geprägtem Leder, an dem die mit Gold und Silber durchwirkte Scheide und das Schwert befestigt waren, über seinen Kopf und hängte ihn an einen aus einem gefällten Stamm ragenden Aststumpf. Cara wirkte unzufrieden und verschränkte die Arme vor der Brust. Sie würde einen Menschen, der sie bedrohte, lieber nicht am Leben lassen. Richard nahm sein gefaltetes schwarzes Hemd neben sich vom Boden auf, wo es Kahlans Blick entgangen war, steckte seinen Arm durch einen Ärmel und zog es an.
»Eine Vision?«, wiederholte Kahlan schließlich ihre Frage. So viel Ärger die Männer auch bedeuten mochten, im Augenblick waren sie nicht ihre größte Sorge.
»Wegen ihrer überraschenden Klarheit war mein erster Gedanke, es sei eine Vision, aber eigentlich war es mehr eine Offenbarung.«
»Eine Offenbarung.« Wie gerne hätte sie mehr als nur ein heiseres Flüstern zu Stande gebracht. »Und welche Gestalt hat diese Vision oder Offenbarung angenommen?«
»Die einer Einsicht.«
Kahlan starrte zu ihm hoch. »Einsicht in was?«
Er begann sein Hemd zuzuknöpfen. »Die Erkenntnis hat mich in die Lage versetzt, den größeren Zusammenhang zu begreifen. Ich habe endlich verstanden, was ich tun muss.«
»Ja«, murmelte Cara, »und jetzt hört gut zu. Redet schon, erzählt es ihr.«
Richard bedachte Cara mit einem zornigen Blick, den sie mit gleicher Münze heimzahlte; schließlich wandte er seine Aufmerksamkeit wieder Kahlan zu.
»Wir werden verlieren, wenn ich uns in diesen Krieg führe, und eine große Zahl von Menschen wird sinnlos sterben. Die Folge wird eine von der Imperialen Ordnung unterjochte Welt sein. Auch wenn ich unsere Truppen nicht in die Schlacht führe, wird die Welt unter die Herrschaft der Imperialen Ordnung fallen, allerdings werden dabei sehr viel weniger Menschen ums Leben kommen. Demzufolge werden wir nur so eine Chance
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