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Schwesterlein muss sterben

Schwesterlein muss sterben

Titel: Schwesterlein muss sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freda Wolff
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Frankreich«, wiederholte Marie lauter, »nur wir beide und ohne irgendwelche Typen, das verspreche ich dir«.
    Julia merkte, wie ihr die Tränen in die Augen schossen.
    »Ja, Süße, das müssen wir. – Bis gleich, ich beeil mich!«
    Sie drückte noch einmal Maries Hand, dann sprang sie auf und zog sich aus der Grube.
    Ihr Herz raste. Sie waren durch eine schmale Felsrinneauf die Wiese hinabgestiegen, daran erinnerte sie sich jetzt wieder, dann erkannte sie auch den Pfad zwischen dem losen Geröll. Mit zittrigen Beinen machte sie sich an den Aufstieg, schon nach den ersten Metern rutschte sie weg und schlug sich das Knie an einem scharfkantigen Stein blutig, aber sie biss nur die Zähne aufeinander und kletterte weiter. Als sie über die Kante war, ging es einfacher, sie folgte einer kaum erkennbaren Spur, die von irgendwelchen Tieren ausgetreten war, einmal musste sie sich bücken und auf allen vieren unter einem Sanddorngestrüpp hindurchkriechen, als die Stacheln die Haut an ihren bloßen Armen aufrissen, schrie sie laut auf vor Schmerz.
    Dann wurde der Pfad breiter und verzweigte sich plötzlich, auf gut Glück lief sie nach links, sie hörte sich selber keuchen, als das Seitenstechen einsetzte, konnte sie nicht mehr. Vornübergebeugt blieb sie stehen, erst als die Ginsterbüsche vor ihr sich bogen und die Druckwelle an ihren Haaren zerrte, hörte sie auch das ohrenbetäubende Dröhnen des Hubschraubers, der nur wenige Meter vor ihr zur Landung ansetzte. Geduckt hielt sie die Arme über ihren Kopf, dann waren auch schon die Sanitäter bei ihr.
    »Kümmert euch um meine Freundin, bitte!«, stieß sie hervor. »Da ist ein alter Friedhof direkt am Wasser, Marie liegt in einer offenen Grube, ich glaube, sie ist sehr schwer verletzt, sie hat eine Wunde am Hinterkopf …«
    »Wir kennen den Friedhof. Der Notarzt wird eine Erstversorgung machen, dann holen wir sie hier hoch und fliegen sie ins Krankenhaus!«
    Zwei der Rettungsleute rannten mit einer Trage los, eine Sanitäterin hüllte Julia in eine Wärmedecke und redete beruhigend auf sie ein. Dann waren plötzlich die Polizistenda, und Jan-Ole, der sie in die Arme nahm und immer wieder an sich drückte.
    »Es ist alles gut, Kleines«, flüsterte er dicht an ihrem Haar, dann versagte ihm die Stimme, verstohlen wischte er sich die Tränen aus den Augen. Als Merette auf Julia zugelaufen kam, ging er ein paar Schritte zur Seite, gleich darauf kehrte er um und legte die Arme um sie beide. Engumschlungen standen sie da, als wollten sie einander nie wieder loslassen. Es war ein gutes Gefühl, dachte Julia, das sie trotz allem so etwas wie Glück empfinden ließ.
    Die Sanitäterin trat zögernd auf sie zu.
    »Entschuldigung, ich dachte nur, Sie sollten wissen, dass die Kollegen sich gerade gemeldet haben. Die junge Frau auf dem Friedhof ist stabil. Sie werden sie jetzt gleich zum Helikopter bringen.«
    »Danke«, sagte Jan-Ole leise.
    Julia merkte, wie die Tränen wiederkamen.
    Merette zog ihren Kopf an ihre Brust und strich ihr über die Haare. Nach einem Moment drehte Julia das Gesicht zu Jan-Ole, gleichzeitig griff sie fest nach Merettes Hand.
    »Habt ihr … ich meine …«
    »Du musst dir keine Sorgen mehr machen«, nickte Jan-Ole, als Julia mehrmals krampfhaft schluckte. »Wir haben ihn, falls es das ist, was du wissen wolltest. Der Albtraum ist vorbei. Merette hat ihn mehr oder weniger im Alleingang überwältigt. Und es hätte nicht viel gefehlt und …«
    »Ich hätte ihn umgebracht, wenn Jan-Ole nicht im letzten Moment dazugekommen wäre«, sagte Merette leise.
    »Ich auch«, stieß Julia unter Schluchzen hervor, »ich wollte ihn auch umbringen. Aber ich habe es nicht gekonnt«, setzte sie mehr für sich selbst hinzu.
    »Ich bin sehr stolz auf dich«, sagte Jan-Ole so leise, dass sie ihn kaum verstand. »Wir sind stolz auf dich.«
    Julia blickte ihrer Mutter ins Gesicht. Merette lächelte, während ihr die Tränen über die Wangen liefen.
    Fast gleichzeitig mit den Sanitätern, die die Trage mit Marie zwischen sich hatten, kamen die Gänse vom Meer zurück. Als hätten sie nur einen kurzen Ausflug unternommen, um nach dem Wetter zu sehen.

NACHWORT
    Wie immer gilt auch bei diesem Roman: Alle Personen sind frei erfunden, Übereinstimmungen mit existierenden Personen können nur rein zufällig sein und sind auf keinen Fall beabsichtigt.
    Hinzu kommt, dass wir uns beim Schreiben aller Freiheiten bedient haben, die in der Welt der Fiktion möglich sind. Wir haben

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