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Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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Feind? Oder war das nur eine optische Täuschung?
    Irgendetwas an dem Punkt im Himmel erschien ihm vertraut. Er versuchte, sich auf die Gestalt zu konzentrieren, und passte einen Augenblick lang nicht auf.
    Etwas schlug ihm auf die Hand. Er schrie auf.

Kapitel 85

    K onstanze spürte , wie sich die Macht aufbaute. Es fühlte sich an, als würde sich ein einziger Augenblick in die Unendlichkeit strecken. Es schmerzte.
    Sie sah keine Funken, und doch fühlte sie, wie das Feuer die Hände des Magiers verließ, und wusste, es war ein weißglühender Feuerball, der den Baum in einer gigantischen Explosion zum Verglühen bringen würde.
    Sie hielt den Atem an. Keine Zeit, sich noch zu verabschieden. Sie schmiegte sich nur näher an den Baum und fühlte die Nähe ihrer Schülerin. Ihres Kindes.
    Eine Wand weißer Flammen raste auf sie zu.
    Eine Wand schwarzer Federn hüllte den Baum ein.
    Die Wände knallten aufeinander.
    Es zu sehen, war eine Sache, es zu begreifen etwas gänzlich anderes.
    Lebte sie überhaupt noch? Sie ließ den Baum mit dem wertvollen Inhalt nicht los, sondern konzentrierte sich auf ihre Sinne. Sie sah den Rabenmann, vor dem Baum, dessen Äste seinen schwarzen Umhang berührten. Sie roch verbranntes Holz. Sie fühlte die Baumrinde warm und trocken an ihrer Wange. Zu warm.
    Sie hörte einen Donnerschlag die Luft zerteilen.
    Zuerst glaubte sie, er wäre Teil des Magierangriffs. Dann merkte sie, dass der Boden bebte. Der weiße Fels zitterte wie Pudding, und sie fürchtete, sie würde wie in einem Sumpf in ihm versinken.
    Stattdessen färbte sich die ganze Welt grauweiß, verbannte das Außen und ließ dafür ein Übermaß an Innen zu. Sie waren alle innerhalb von etwas, das sie nicht deuten konnte. Die Welt war zu einem schmalen Zylinder geworden, der sich hoch in den Himmel erstreckte und von weißem Nebel begrenzt wurde, welcher blitzschnell von oben herabfloss. Auf dem Boden des Zylinders standen Konstanze und die Männer.
    Sie war nicht verbrannt. Der Rabenmann hatte sie gerettet. Und Clarissa. Und das andere Mädchen.
    Oder hatte er nur den Baum retten wollen?
    Denn der Baum stand noch da. Er wuchs hoch in den Himmel, höher als sie sehen konnte. Seine Zweige und Nadeln sahen fast gläsern aus, weiß und durchscheinend und so ganz anders als jeder Baum, den sie je gesehen hatte.
    Doch er war körperlich anwesend.
    Der schwarze Umhang des Rabenmannes flatterte in der windlosen Luft. Der Magier hielt seine Hände erhoben, skandierte lateinische Worte und verteilte Macht wie unsichtbare Flammen. Er sah fokussiert aus und doch zugleich auch erregt und machttrunken.
    Der übergewichtige Priester kniete und betete zornig.
    Der Mörder versuchte zu fliehen, schlich die weiße Grenze entlang, die zwischen dem Hier und dem Rest der Welt gefallen war. Er versuchte nicht, sich durch den Nebel zu schlagen, der den Eindruck machte, er sei luftgewordener weißer Stein.
    Eine Bewegung lenkte ihren Blick ab. Sutton war zu Boden gestürzt; nun lag er zwischen dem verwundeten Wolf und dem verwundeten Mönch. Er rührte sich nicht.
    Der schmale Himmel öffnete sich , und es regnete aus ihm in ihre enge Welt herunter. Doch es kam kein Wasser, nur trockene Wolken strebten nach unten wie die dünnen Tentakel einer Qualle.
    Die nebelhafte Gestalt eines Wolfes materialisierte sich gegenüber dem tatsächlichen Tier wie ein perfektes Spiegelbild. Der alte Soldat, der sie angefallen hatte, stand mit einem Mal an der Nebelgrenze und blickte um sich. Doch er wirkte seltsam grau und zweidimensional.
    Ein Schwarm durchscheinend weißer Vögel stürzte von oben herab und flog entlang dem inneren Nebelkreis, immer gegen den Uhrzeigersinn.
    Eine weitere Gestalt sank hernieder auf den Boden wie die Vision eines Heiligen. Konstanze erkannte Suttons jungen Kollegen. Er landete leichtfüßig und blickte sich verstört um.
    „Sutton!“ Seine Stimme durchbrach die weiße Stille. „Wachen Sie auf, Sutton! Ich brauche Ihre Hilfe. Rasch!“
    Das klang nicht, als wäre eben die Verstärkung eingetroffen.
    Der erste Angriff wurde von dem Soldaten geführt. Laut brüllend schwang er seinen weiß schimmernden Krummsäbel gegen den Rabenmann. Die Klinge zischte mit tödlicher Präzision auf den Hals des Mannes zu.
    Konstanzes Aufschrei verlor sich im wütende n Krächzen der schwarzen Raben. Eben flogen sie auf und umkreisten nun ihrerseits das Innere der zylindrischen Welt im Uhrzeigersinn. Damit stand nichts mehr zwischen dem Magier und dem

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