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Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Schwingen aus Stein: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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dafür.“
    Konstanze wünschte, sie könnte ihren eigenen Worten Glauben schenken. Dass sie jetzt als Hexe mit zwei Mädchen und einem Baum verbrannt werden sollte, ergab so gar keinen Sinn.
    Das hatte es vermutlich nie. Jedoch in einer Epoche, in der Wissenschaft und Technik sich daranmachten, die letzten Geheimnisse der Physik zu erklären und mit Aberglauben und Dummheit aufzuräumen – da war das Verbrennen von Hexen zusätzlich noch eine Beleidigung der geistigen Fähigkeiten der menschlichen Rasse und der göttlichen Vorsehung, die die Menschheit mit der Befähigung zum Denken ausgestattet hatte.
    „Ich rede mit dir, Hexe“, vernahm sie nun die wütende Stimme des Priesters. „Bereue dein Tun!“
    Sie nickte.
    „Ich bereue von ganzem Herzen, dass ich in dem Bordell keinen größeren Stein gehabt habe“, sagte sie. „Sie sind eine Schande für jede Religion. Sie und dieser widerliche Maquereau sind der gleiche Schlag Mensch. Sie haben das Leiden anderer zu Ihrer Aufgabe gemacht.“
    Ihre Worte ärgerten lediglich den Zuhälter. Die frommen Herren hatten längst gelernt, auf nichts zu hören, was „unheilige Brut“ ihnen an den Kopf warf. Ihre Worte dienten bestenfalls dazu, sie in ihrer Meinung zu bestätigen.
    Der Zuhälter winkte mit einer Schachtel Streichhölzer.
    „Dann wollen wir dich mal schön knusprig braten!“, sagte er und grinste. „Mal sehen, wie dir das gefällt, Fräulein Lehrerin!“
    Er rieb ein Zündholz an der Schachtel. Es züngelte kurz auf und erstarb dann im Nieselregen. Er nahm ein weiteres. Wieder gelang es ihm nicht, eine Flamme zu erhalten.
    „Gott verdammt!“, brüllte er und wandte sich den Mönchen zu.
    „Bruder Anselm!“, rief der Priester. „Verbrennen Sie diesen Baum!“
    „Pater Bonifatius! Ich habe Ihnen doch gesagt …“
    „Tun Sie es! Gott ist mit uns!“
    Konstanze glaubte nicht, dass Gott mit jemandem war, der versuchte, Menschen lebendig zu verbrennen.
    „Wir könnten …“ Der Magier flüsterte fast. „… sie steinigen.“
    Konstanze glaubte ebenso wenig, dass Gott mit jemandem war, der versuchte, Menschen zu steinigen. Doch diese Gefahr war momentan größer, als die verbrannt zu werden. Scharfkantige, weiße Steine lagen hier genügend herum.
    „Wer von euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein“, erklang eine erschöpfte Stimme vom Gipfel des Hügels. Der verwundete Mönch lag dort auf einem Stein, der sich um ihn herum langsam rot färbte.
    „Das ist wohl unter den gegebenen Umständen kaum ein passendes Zitat!“, schalt der Magier. „Wir sind ohne Sünde, denn wir sind die Streiter Gottes, und Sie sind … wieder einmal gänzlich nutzlos.“
    „Jetzt verbrennen Sie sie schon!“, drängte der Priester.
    „Ich habe Ihnen doch gesagt …“
    „Nur ein winziges bisschen Magie, Bruder. Ich bin sicher, Sie sind geschickt genug, Ihr Tun entsprechend auf ein Minimum zu begrenzen.“
    „Es ist gefährlich!“
    „Wir sind die Barriere zwischen der Finsternis und dem Licht Gottes“, zitierte der Pfarrer in einem hohen, salbadernden Singsang. „Und da haben Sie Angst vor ein bisschen Gefahr? Unser Orden hat Dämonen und Höllenkreaturen erfolgreich bekämpft – und Sie fürchten sich vor einem Felsen? Ich will keine Entschuldigungen. Verbrennen Sie sie. Verbrennen Sie die ganze Brut, Hexen, Dämonen und unnatürliche Bäume!“ Die Frequenz der Stimme stieg weiter an. „Tun Sie es. Ich weiß, dass Sie es können. Ich glaube an Sie, Bruder. Und der Allmächtige glaubt auch an Sie. Tun Sie Ihre Pflicht!“
    Der Magier hob die Hände.

Kapitel 84

    D er Gipfel war nun vollständig vom Nebel eingekesselt. Der Kreis ganz oben wurde von Minute zu Minute kleiner. Ian stand auf, konnte sich nicht mehr auf sein Buch konzentrieren. Er öffnete seine Kleidung und stopfte die Kladde in sein Hemd. Er wollte die Hände frei haben.
    Die wirbelnden Nebel waberten. Alles um ihn herum verschob sich.
    Es galt, den richtigen Augenblick abzupassen, um die letzte Feder zu werfen. Er wusste nicht, wie lange der Zauber ihn in der Menschenwelt halten würde und ob es ihm gelingen würde, dort zu verweilen.
    Es war kein netter Gedanke, in die weiße Suppe voller Gefahr zurückgeschleudert zu werden. Er hoffte, er würde immerhin genug Zeit haben, jemanden über seinen bald anstehenden Tod zu informieren. Er wollte nicht einfach sang- und klanglos verschwinden. Es erschien ihm unordentlich, so aus dem Leben zu treten.
    Er hatte nun einiges von dem Buch

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